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www.5vier.de2:0 lag Eintracht Trier nach 15 Minuten in Elversberg zurück und drohte in ein Debakel zu schlittern. Trotz eines Platzverweises für Denny Herzig gelang vor der Pause aber noch der Ausgleich – mit Torge Hollmann als Führungskraft. Das Video vom Spiel mit Stimmen ist online.
Es waren turbulente, wechselhafte 90 Minuten, die Roland Seitz zunächst verarbeiten musste. Das 2:2 (2:2) von Eintracht Trier beim SV Elversberg bot reichlich Wellenbewegungen mit einem frühen 0:2-Rückstand, einer Aufholjagd kurz vor der Pause, zwei Platzverweisen und zwei Situationen, in denen Trainer und Mannschaft des Fußball-Regionalligisten vergeblich Elfmeter gefordert hatten. “Es ist schon kurios gelaufen”, sagte Seitz und ärgerte sich trotzdem über Schiedsrichter Markus Schüller (Korschenbroich), der nach einem grenzwertigen Handspiel von Pascal Pellowski (70.) und nach einem gewagten Einsteigen gegen Thomas Drescher (75.) nicht auf Strafstoß entschied. “Wenn er das gemacht hätte”, stöhnte Seitz, “wäre das Quäntchen Glück auf unserer Seite gewesen und das Spiel noch kurioser verlaufen.”
So durfte die Eintracht aber auch mit dem Gefühl in den Mannschaftsbus in Richtung Trier steigen, mit dem Punkt im Saarland ganz gut leben zu können. Denn nach 15 Minuten drohte die Eintracht vor 400 Zuschauern in ein echtes Debakel zu schlittern. Mit der gleichen Startformation wie beim 1:1 bei Fortuna Düsseldorf II ins Rennen gegangen, traf die Seitz-Elf mit Elversberg auf ein ganz anderes Kaliber und fand ihrerseits überhaupt nicht ins Spiel. Während die wütende Heimelf ihre 0:4-Klatsche gegen Rot-Weiss Essen mit aller Macht ausbügeln wollte, aggressiv in die Zweikämpfe ging und die Räume verengte, lief die Eintracht kopflos über das Feld. In der Defensive offenbarten sich ungewohnte Lücken, im Aufbau nach vorne blieb das Konzept der langen Bälle ohne Erfolg. Und Elversberg landete nicht nur Punkttreffer, es schlug auch kräftig zu. Nach einem langen Einwurf von Adam Fall war die gesamte Hintermannschaft von Trier orientierungslos und konfus, ließ Marcel Schug entkommen, der zehn Meter vor André Poggenborg zum 1:0 vollstreckte (9.). Wenige Minuten später schnürte Schug seinen Doppelpack, als er eine Vorlage von Abedin Krasniqi verwertete (15.). Im Fanblock von Trier herrschte geschockte Stille, Trainer Seitz gestikulierte wütend an der Seitenlinie. “Wir haben die Anfangsphase verschlafen”, fand Seitz deutliche Worte zum Offenbarungseid. “Ich weiß nicht, wie dieser Start zu erklären ist”, rätselte Thomas Drescher.
Hollmann übernimmt Verantwortung
Nach 40 Minuten kam Torge Hollmann ins Spiel und sorgte für neuen Wind.
“Ein Eiertor, und wir fallen auseinander”, kritisierte Torge Hollmann, der auf der Bank saß und nach 40 Minuten ins Spiel kam, “als es nichts mehr zu verlieren gab”. Da musste Denny Herzig nämlich nach einer Ampelkarte wegen wiederholten Foulspiels frühzeitig duschen gehen, ausgerechnet bei seinem Ex-Verein. Roland Seitz tauschte Karikari aus, “weil wir die Mitte nicht zubekommen haben, fußballerische Mittel auf dem tiefen Platz schwer umsetzbar waren und ich eher auf einen Handwerker setzen wollte”. Der ehrliche Arbeiter Hollmann erledigte seine Aufgabe zuverlässig, half der Mannschaft mit der nötigen Führung. “Er hat von Anfang an und in der Halbzeit mit Kommandos Verantwortung übernommen”, lobte Seitz. Und schon beim Gang in die Kabine durfte der Kapitän strahlen, weil es überraschend 2:2 hieß.
Zwei Vorlagen von Drescher sorgten für die schnelle Wende. Erst bediente der Routinier mit einem ruhenden Ball Fabian Zittlau, der in Richtung Tor köpfte, wo Thomas Kraus abstaubte (43.). Ein kolossaler Torwartfehler von Daniel Klär half beim Ausgleich, als der Schlussmann einen weiten Einwurf von Drescher unterschätzte und vor die Füße von Cataldo Cozza ablenkte (45.). “Nach der Ampelkarte hat sich etwas entwickelt”, freute sich Seitz über die Wiederaufstehung nach der Schockstarre. “Wir haben bewiesen, was für einen Charakter die Mannschaft hat.”
Strittige Elfersituationen erzürnen Trier
Gleichzeitig nahm Hollmann sein Team in die Pflicht. “Wir müssen von der ersten Minute so engagiert auftreten, um endlich zu unserem Glauben an uns selber zurückzufinden.” Der Kapitän nutzte jedenfalls seine Chance mit einer souveränen Vorstellung. Nur über die weiteren Möglichkeiten von Elversberg ärgerte er sich, als Poggenborg erst gegen Rene Schwall (62.) und dann gegen Christian Grimm (82.) retten musste. “Die beiden Dinger”, so Hollmann ehrgeizig, “die muss ich noch wegfressen”. Die Ersatzrolle will der 30-Jährige nach der Vorstellung aber nicht mehr lange einnehmen, bereits beim nächsten Heimspiel gegen die TuS Koblenz winkt ihm ein Platz in der Startelf. “Ich werde mich den Entscheidungen des Trainers fügen. Ob ich auf dem Platz stehe oder auf der Bank sitze, ich werde alles für die Mannschaft geben.” Es war keine leichte Phase für Hollmann, “ich bin immer überaus unglücklich, wenn ich nicht spiele, aber ich werde vernünftig damit umgehen und darf keine Sonderrechte einfordern.”
Beinahe wäre der Tag für Hollmann vollkommen gelungen gewesen. Trotz Unterzahl stand die Eintracht in der zweiten Hälfte kompakter im Mittelfeld mit Holger Knartz, Daniel Bauer und Fabian Zittlau, während die Außenverteidiger Cozza und Drescher über die Flügel weit aufrückten. Doch die Elfmetersituationen wurden zum Nachteil der Eintracht ausgelegt. “Da wurden wir klar benachteiligt”, echauffierte sich Kraus. “Mir wurde selbst vom Gegner bestätigt, dass die Aktion gegen Drescher ein Strafstoß war”, grummelte Seitz. Adam Fall von Elversberg sah vier Minuten vor dem Ende ebenfalls die Gelb-Rote Karte.