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www.dfb.deGroße Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen.
Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: die SV Elversberg aus der Regionalliga Südwest.
Michael Wiesinger hat im Profifußball schon fast alles erlebt. Aufstiege, Abstiege, Meisterschaften, Pokalsiege, sogar Champions-League-Sieger darf er sich nennen. Als Spieler und als Trainer hat Wiesinger mittlerweile über 20 Jahre Erfahrung gesammelt. Mit der ambitionierten Sportvereinigung Elversberg aus der Regionalliga Südwest hat der gebürtige Burghausener eine Aufgabe übernommen, die reizvoll und schwierig zugleich ist. Am 7. August um 20 Uhr steht für die SVE direkt nach dem Ligastart ein absolutes Highlight an: in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals empfängt Elversberg Bundesligist und Europa League-Teilnehmer FC Augsburg. Mit DFB.de sprach Wiesinger über die Pokalaufgabe, Reiz und Schwierigkeiten seines Engagements im Saarland und die großen Ziele seines neuen Klubs.DFB.de: Herr Wiesinger, wie verlief die Vorbereitung auf die neue Saison in der Regionalliga Südwest?
Michael Wiesinger: Unsere Vorbereitung hatte Höhen und Tiefen. Ich habe viel Positives gesehen, konnte aber nur selten mit dem kompletten Kader trainieren. Eine Stammformation habe ich deshalb noch nicht gefunden. Aber ich habe ja schon die U 23 des 1. FC Nürnberg in der Regionalliga Bayern trainiert und weiß, dass man in dieser Liga immer einen Plan B und einen Plan C braucht.
DFB.de: Ihr Verein ist ehrgeizig, will aufsteigen. Wie stark ist die Regionalliga Südwest und wer sind ihre schärfsten Konkurrenten?
Wiesinger: Ich denke, hier wird ein anderer Fußball gespielt als in der Regionalliga Bayern. Das Niveau ist meiner Meinung nach qualitativ besser, der Wettbewerb ist intensiv und unberechenbar. Es gibt viel starke Konkurrenz um den Aufstieg mit dem 1. FC Saarbrücken, Kickers Offenbach, Homburg, Mannheim oder auch Trier.
DFB.de: Die SV Elversberg hat den Aufstieg in die 3. Liga als Ziel ausgegeben, aber gleichzeitig verkündet, dass die Drittklassigkeit nicht das Ende der Fahnenstange sein soll. Wie ist der Verein für diese Ziele gerüstet?
Wiesinger: Es herrscht eine total positive Aufbruchsstimmung. Klar ist aber auch, dass es ein steiniger Weg wird, für den man auch Geduld braucht. Das gilt vor allem für die Infrastruktur. Was das Stadion angeht, hat der Verein trotz der Konkurrenzsituation mit dem Lokalrivalen 1. FC Saarbrücken Lösungen gefunden. Weil beide Vereine ihre Stadien umbauen müssen, teilen wir uns unsere Spielstätten in der Zeit des Umbaus. Ich selbst sehe es als eine meiner Hauptaufgaben an, im Umfeld immer wieder zu fordern und anzuschieben, damit wir weiterkommen.
DFB.de: Die U 17 der SVE ist gerade in die Bundesliga aufgestiegen. Was bedeutet das für den Klub?
Wiesinger: Das bedeutet, wir haben einen ersten Schritt gemacht. Aber wir müssen unser Nachwuchsleistungszentrum qualitativ weiter verbessern. Meine Co-Trainer und ich bringen dafür das nötige Knowhow mit. Klar ist, dass wir aus der U 17 nicht auf einen Schlag drei Stammspieler für die erste Mannschaft bekommen werden. Das Ziel ist es, dass langfristig der Weg für unseren Nachwuchs in die U 21 und dann zu den Profis möglichst problemlos verläuft.
DFB.de: Warum trainiert der Klub derzeit in Frankreich?
Wiesinger: Der Verein war intensiv auf der Suche nach Trainingsmöglichkeiten. In Elversberg ist derzeit Platz für unser NLZ, aber nicht für die Profis. Die beste Möglichkeit war, ca. 25 Minuten von Elversberg entfernt, auf der anderen Seite der Grenze, ein brachliegendes Gelände herzurichten, das wir für die Profis nutzen können. Natürlich ist das nicht ganz ideal, aktuell aber die beste Lösung.
DFB.de: 2006 spielten Elversberg und der FC Augsburg noch zusammen in der Regionalliga Süd. Ist der Weg des FCA auch ein Vorbild für die SVE?
Wiesinger: Ich kann nur jedem empfehlen, über den Tellerrand hinaus zu schauen und sich zu informieren, was andere machen. Augsburg ist ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, die Ruhe zu bewahren und Kontinuität zu fördern. Ich erinnere mich noch, als Markus Weinzierl vor ein paar Jahren zur Winterpause mit dem FCA nur neun Punkte geholt hatte. Trotzdem hat der Verein an ihm festgehalten und wurde dafür belohnt. Das zeigt: in der Ruhe liegt die Kraft und wer cool bleibt, der wird am Ende belohnt.
DFB.de: Wie groß ist die Vorfreunde auf das Pokalspiel?
Wiesinger: Die Kartennachfrage ist gut, das Stadion wird voll sein. Mein Co-Trainer Oliver Beer war zuletzt im Augsburger NLZ tätig, wir sind also gut informiert über den Gegner.
DFB.de: Was sind die besonderen Stärken des FCA?
Wiesinger: Die Mannschaft hat einen klaren Plan und eine gute Balance. Jeder weiß, was er zu tun hat. Wir dürfen uns nie zu sicher fühlen und sollten unseren Ballbesitz möglichst zu Ende spielen. Das Umschaltspiel ist nämlich neben den Standards eine der großen Stärken des FCA. Wir selbst müssen mutig auftreten, denn wir haben auch unsere Qualitäten und können Augsburg durchaus wehtun. Vielleicht können wir uns am Ende ja belohnen.
[ar]