Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 15.05.2017) von Heiko Lehmann
Jeder der 1672 Zuschauer wusste am vergangenen Samstag an der Kaiserlinde: Der Meistertitel der SV Elversberg bedeutet im Prinzip nichts, wenn in zwei Wochen der Aufstieg in die 3. Fußball-Liga nicht gelingt. Allerdings war dieses Wissen am Samstag um 15.47 Uhr, nach dem 4:0 gegen den FC Nöttingen, jedem zurecht egal - denn die SVE feierte mit ihren Fans die Meisterschaft so, wie man eine Meisterschaft feiern soll. Florian Bichler und Moritz Göttel schrien sich bei der "Humba" mit den Fans die Seele aus dem Leib, Simon Handle und Merveille Biankadi flitzten mit übergroßen Biergläsern über den Platz und wollten Trainer Michael Wiesinger mit Bier duschen.
"Hört auf, ihr zwei - heute nicht", rief Wiesinger ihnen zu. Die Jungspunde hörten aufs Wort, und auch Daniel Batz und Kevin Maek ließen sich von Wiesinger erst einmal in die Schranken weisen, als sie mit vollen Gläsern in Richtung Trainer liefen. "Wir haben unser großes Ziel noch nicht erreicht. Wenn wir die Relegation gepackt haben und aufgestiegen sind, können wir gerne mit Bier duschen", erklärte Wiesinger. Sekunden später machte es Kapitän Thomas Birk trotzdem - Birk jubelte und Wiesinger war klatschnass. "Sie sollen heute feiern, sie haben eine grandiose Saison gespielt", sagte Wiesinger. Seine Mannschaft hatte mit dem Schlusslicht wenig Probleme. Markus Obernosterer (10.), Niko Dobros (41.), Julius Perstaller (48.) und Edmond Kapllani mit seinem 15. Saisontor (80.) erzielten die Tore gegen den harmlosen Absteiger.
Die SV Elversberg ist damit zum ersten Mal in ihrer 110-jährigen Vereinsgeschichte Meister in der Regionalliga Südwest geworden - mit 78 Punkten als beste Heim- und als beste Auswärtsmannschaft. Mit nur 22 Gegentoren - das hat keine Regionalligamannschaft in Deutschland in dieser Saison geschafft. Lob gab es auch vom SVE-Aufsichtsrats-Vorsitzenden Frank Holzer. "Ich bin stolz auf die Mannschaft und den Trainer. Es war eine harte Saison, und ein Meistertitel ist etwas ganz Tolles. Auch wenn der Modus sagt, dass man damit noch nicht aufgestiegen ist", sagte Holzer.
Auch für die Spieler war die Feier ohne Aufstieg ungewöhnlich. "Es ist irgendwie Feiern mit angezogener Handbremse, weil man ja weiß, dass man noch nichts erreicht hat", sagte Kapitän Birk. Als die SVE den Meisterpokal überreicht bekam, die Konfetti-Kanone knallte und die Jubelgesänge startete, war der Gedanke an die Relegation immerhin für einen Moment verflogen. "Ich bin mir sicher, dass uns so etwas wie letzte Saison in Zwickau nicht noch einmal passiert. Dieses Jahr schaffen wir das", sagte Innenverteidiger Leandro Grech.
Am Sonntag, 28. Mai, bei der Spvgg Unterhaching und am Mittwoch, 31. Mai, an der Kaiserlinde stehen die Spiele der Wahrheit an. Zuvor trifft die SVE am 25. Mai im Saarlandpokal-Finale in Homburg auf den 1. FC Saarbrücken.
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