Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 29.09.2017) von Heiko Lehmann
Der frühere Zweitliga- und Drittliga-Spieler Ole Book arbeitet für die SV Elversberg als Scout und schaut jeden zweiten Tag Spiele an.
Die Zeit der Fehlgriffe auf dem Transfermarkt soll beim Fußball-Regionalligisten SV Elversberg ein Ende haben. Seit 1. August beschäftigt die SVE, die am Wochenende spielfrei ist, mit Ole Book erstmals einen hauptberuflichen Scout, der sich um Spiel- und Spieler-Beobachtungen kümmert. „Ich werde mir pro Jahr etwa 200 Fußballspiele von der U19 bis in den Seniorenbereich ansehen. Ziel ist es, eine Datenbank über alle Spieler zu haben, die für uns interessant sein könnten“, erzählt Book.
Bislang gab es vor allem in der Winterpause extrem viele Transfers bei der SVE, die nicht länger als ein paar Monate gut gingen, ehe die Spieler die SVE wieder verließen. Das soll nun anders werden. Sucht Cheftrainer Karsten Neitzel beispielsweise nach einem neuen Linksverteidiger, so braucht er künftig nur Book zu fragen, und der kann eine entsprechende Auswahl präsentieren. „Ja, so in etwa kann das laufen. Ich bin jede Woche in regelmäßigem Austausch mit Sportdirektor Roland Seitz über interessante Spieler, die ich mir angesehen habe“, sagt der 31-Jährige, der bis zum Ende der vergangenen Saison noch Spieler beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden war: „Ich war schon länger in dem gedanklichen Prozess drin, meine Karriere zu beenden. Es kam kein interessantes Angebot mehr, deshalb habe ich mich für den Schritt raus aus dem aktiven Profifußball entschieden.“
Für Rot Weiß Ahlen und den MSV Duisburg absolvierte der Mittelfeldspieler 97 Spiele in der 2. Bundesliga und für Ahlen und den SV Wehen Wiesbaden 163 Spiele in der 3. Liga. Dass Fußball auch das weitere Leben von Ole Book bestimmen soll, war aber immer klar.
„Ich liebe diesen Sport. Ich habe die Elite-Jugend-Lizenz als Trainer und möchte auch die A-Lizenz noch machen“, sagt der in Wiesbaden lebende studierte Psychologe, der einen Bachelor-Abschluss vorweisen kann. „Ich arbeite auch von Wiesbaden aus. So bin ich relativ schnell überall in Deutschland und kann mir Spiele anschauen“, sagt Book.
Nach dem Karriere-Ende als Profi bleibt dem 31-Jährigen etwas mehr Zeit für die Familie. „Da morgens keine Spiele sind, kann ich meine Kinder in den Kindergarten bringen und auch wieder abholen. Das ist schon toll. Dafür bin ich aber abends und das komplette Wochenende unterwegs und gucke mir Spiele an“, sagt der SVE-Scout.
Eine Auszeit vom Fußball, wie sie viele andere Ex-Profis brauchen, wollte Book nicht. „Mir macht die Arbeit großen Spaß. Ich fahre zwar sehr viel mit dem Auto durch Deutschland, aber ich schaue mir so gut wie jeden zweiten Tag Fußballspiele an. Das ist schon ein privilegierter Beruf“, findet der 31-Jährige.
Die Zusammenarbeit mit der SV Elversberg soll langfristig sein. Die Einstellung eines Scouts ist der nächste Schritt in der Professionalisierung des Vereins „Wir wollen in Elversberg etwas aufbauen, das schnell und lange Früchte trägt. Spiele und Spieler zu beobachten, das ist für einen Profiverein heutzutage ein absolutes Muss“, sagt Book, bevor er sich gestern auf den Weg nach Mainz machte.
Dort schaute er am Abend die Partie zwischen den Elversberger Ligakonkurrenten FSV Mainz 05 II und TSG Hoffenheim II an, die beide viele Talente in ihren Reihen haben. Wurden früher in Elversberg noch Spieler aufgrund ihrer Profile oder Videos auf diversen Internetseiten verpflichtet, läuft die Transfer-Zukunft ab sofort in anderen Bahnen ab. Vielleicht kann man die ersten Früchte von Books Arbeit schon in der Winterpause ernten.
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