Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 06.10.2017) von Heiko Lehmann
Erfahrener Profi stammt aus einer Winzerfamilie. Auch als Außenverteidiger ist er torgefährlich. Sonntag Spiel in Freiburg.
Gäbe es den Fußball nicht, würde Steffen Bohl in diesen Tagen wohl eher in den Weinbergen an der Deutschen Weinstraße herumkraxeln, als auf einem frisch gemähten Rasen sein Geld zu verdienen. Der 33-Jährige Rechtsverteidiger des Fußball-Regionalligisten SV Elversberg ist in Bad Dürkheim, mitten im Herzen der Deutschen Weinstraße, geboren. „Mein Vater arbeitet im Weinbau, und unsere Nachbarn haben ein eigenes Weingut. Bei uns zu Hause dreht sich alles um Trauben und um Wein“, sagt der Fußballprofi.
Bohl hat 107 Zweitliga-Spiele (MSV Duisburg, Energie Cottbus, Braunschweig, 1. FC Kaiserslautern) und 118 Drittliga-Spiele (MSV Duisburg, Eintracht Braunschweig, SV Wehen Wiesbaden, VfR Aalen) auf dem Buckel. „Als Jugendlicher habe ich in den Weinbergen mitgearbeitet. Von morgens 6 Uhr bis abends 21 Uhr, und das bei jedem Wetter. Die Arbeit ist sehr hart. Es ist ein wirkliches Privileg, Fußballprofi sein zu dürfen“, weiß er.
Der Aufstieg des 33-Jährigen in dieser Saison zu einem Top-Außenverteidiger und Leistungsträger steht sinnbildlich für den Aufschwung der SV Elversberg. Beim verkorksten Saisonstart der SVE spielte Bohl keine Rolle und kam in sechs Spielen nur 45 Minuten lang zum Einsatz. Aber dann: Bohl steht seit fünf Spielen jeweils 90 Minuten auf dem Platz, und seitdem eilt die SVE von Sieg zu Sieg. Bohl hat bereits ein Tor erzielt, einmal den Pfosten und einmal die Latte getroffen und scheiterte freistehend vor dem gegnerischen Torhüter – als Außenverteidiger. „Im heutigen Fußball musst du als Außenverteidiger das Spiel ständig mit anschieben. Bei Standards habe ich das Glück, dass unsere großen Jungs auch von den gegnerischen großen Jungs gedeckt werden. Meine Gegenspieler sind selten größer als ich“, sagt der 1,83 große ehemalige Mittelfeldspieler.
Bohl hat bei der SVE einen Dreijahres-Vertrag bis Juni 2019. Aber im vergangenen August hätte es Bohl wohl niemand verübelt, wenn er das Kapitel Elversberg beendet hätte. In der Vorsaison setzte Ex-SVE-Trainer Michael Wiesinger auf andere Spieler. Zudem war Bohl mit einer Schambeinentzündung sechs Monate lang ausgefallen. Zu Beginn dieser Saison setzte auch der neue SVE-Trainer Karsten Neitzel zunächst auf andere Spieler. „Ich habe eigentlich nie an einen Wechsel gedacht. Ich weiß, was ich kann und dass ich der Mannschaft weiterhelfen kann. Ich war in der vergangenen Saison nie richtig fit, aber zurzeit fühle ich mich endlich wieder gut und schmerzfrei“, sagt der 33-Jährige.
Nicht ganz schmerzfrei im übertragenen Sinn ist die SVE. Nach dem verkorksten Start holte das Team zwar aus sechs Spielen 16 Punkte, ist aber immer noch in der Bringschuld. „Wenn wir ganz nach oben in der Tabelle klettern wollen, müssen wir unsere Serie jetzt fortsetzen. Wir haben am Anfang gepatzt und dürfen uns jetzt keine weiteren Patzer erlauben.“ Am kommenden Sonntag, 14 Uhr, ist die SVE zu Gast beim SC Freiburg II, der in der Tabelle nur einen Punkt hinter den Elversbergern liegt. „Die Freiburger spielen lieber Fußball als sich hinten reinzustellen. Das bietet uns mehr Räume, bedeutet aber auch, dass wir unter mehr Druck gesetzt werden“, blickt Steffen Bohl voraus.
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