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 Betreff des Beitrags: In 83 Tagen um Alles oder Nichts
 Beitrag Verfasst: 28. Feb 2013, 14:03 
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Quelle: www.dfb.de

Die Zeit scheint bei der SV 07 Elversberg, Spitzenreiter der Regionalliga Südwest, still zu stehen. Beim Blick auf die Internetseite des kleinen Vereins aus der 13.500 Einwohner-Gemeinde Spiesen-Elversberg springt schnell der 1:0-Heimsieg gegen Wormatia Worms ins Auge, der unter der Rubrik "letztes Spiel" geführt wird. Eine (in diesem Zusammenhang) entscheidende Information allerdings fehlt: Die Partie fand am 24. November 2012 und damit vor über drei Monaten statt! Nein, die Vereinsseite ist nicht "eingefroren". Aber Schnee und Eis machen nicht nur, aber vor allem dem "Wintermeister" der Südwest-Staffel mächtig zu schaffen und sorgen im Rennen um die Meisterschaft für ein wahres Mammutprogramm. DFB.de macht eine Bestandsaufnahme

Die nackten Zahlen versprechen den Elversbergern jedenfalls nach einer starken Hinrunde mit 38 Punkten aus 17 Partien einen mehr als stressigen Saisonendspurt. Denn keine Mannschaft der insgesamt 93 Regionalligisten ist länger ohne Pflichtspieleinsatz, keine muss bis Mai mehr Partien absolvieren als die SVE. Im Klartext: Nach dem erneuten Ausfall des Nachholspiels gegen Eintracht Frankfurt II, das in dieser Woche bereits zum dritten Mal (!) abgesagt werden musste, stehen für die Elversberger bis zum Saisonende am 25. Mai noch 19 Begegnungen aus. 19 Partien in nur 83 Tagen. Also fast alle vier Tage ein Ligaspiel. Geht den Saarländern bald die Luft aus? "Nein", betont Kapitän Timo Wenzel gegenüber DFB.de in aller Deutlichkeit und führt aus: "Es ist eine Frage des Willens und den haben wir."

"Ich kann keinen Schnee mehr sehen"

Der inzwischen 35 Jahre alte Ex-Profi weiß genau, wovon er spricht. Mit den "jungen Wilden" des VfB Stuttgart sorgte Timo Wenzel einst für Furore, wurde 2003 zusammen mit Spielern wie Timo Hildebrand, Kevin Kuranyi oder Andreas Hinkel Deutscher Vizemeister und mischte in der Champions League (drei Einsätze) mit. Dienstag, Samstag, Mittwoch, Sonntag. So genannte "englische Wochen" im Dauerzustand. "Mir ist nicht bange. Ich mag diesen Rhythmus", sagt der 106-fache Bundesligaspieler und scharrt förmlich ungeduldig mit den Füßen.

Ein Dauerzustand in Elversberg ist aktuell allerdings höchstens die Schneedecke auf dem Platz im heimischen Waldstadion an der Kaiserlinde. "Ich kann keinen Schnee mehr sehen. Das Bild vom verschneiten Platz ist schon in meinen Kopf, wenn ich morgens zum Training fahre", so Timo Wenzel. Die Erklärung: Der Platz im Stadion, das nicht unbedingt zu den modernsten der Liga zählt, liegt einige Meter tiefer als die direkte Umgebung, so dass die Kälte oft auch bei Plusgraden gespeichert wird und der Schnee liegen bleibt.

Training auf dem Kunstrasenplatz oder in der Soccerhalle

Gerade für Timo Wenzel, vor Saisonbeginn vom griechischen Erstligisten AO Kerkyra gekommen, wurde diese Tatsache zu einer großen Umstellung. Schließlich war der gebürtige Ulmer in den vergangenen vier Jahren bei Kerkyra und vor allem bei Omonia Nikosia auf der Ferieninsel Zypern im östlichen Mittelmeer Temperaturen weit über der 20 Grad-Marke gewohnt. "Ich habe in meiner ganzen Karriere noch so viel auf Kunstrasen trainiert wie in Elversberg. Das merke ich dann abends im Rücken oder im Knie", beschreibt Wenzel.

Doch wenn der "Wettergott" nicht mitmacht - so wie vor dem jüngsten Auswärtsspiel bei der TuS Koblenz, als die SVE-Mannschaft bei der Absage der Partie schon fahrbereit im Bus saß -, ist selbst der Kunstrasenplatz nicht bespielbar. Die Alternativen sind eine Soccerhalle im benachbarten Neunkirchen oder ein Testspiel. "Das sind gute Abwechslungen, aber eben kein Ligaspiel. Unserem Trainer Jens Kiefer sind bei der Witterung die Hände gebunden. Er versucht alles, um die Jungs bei Laune zu halten", betont der SVE-Kapitän.

"... dann werde ich dazwischen hauen"

Rumjammern ist überhaupt nicht die Art von Timo Wenzel. Von großen Nachteilen und zusätzlicher Belastung durch die bevorstehenden Nachholspiele will der 35-Jährige, der neben dem VfB Stuttgart auch für den 1. FC Kaiserslautern und den FC Augsburg am Ball war, nicht viel wissen: "Wir müssen das jetzt durchziehen. Der Verein hatte in den vergangenen Jahren noch nie so eine große Chance auf die 3. Liga. Das sollte in die Köpfe der Spieler rein und kann Extrakräfte freisetzen. Wenn das jemandem nicht bewusst ist, werde ich dazwischen hauen."

Auch ein etwas eingeschränktes Privatleben durch lange Reisen zu den verbleibenden neun Auswärtsspielen lässt Timo Wenzel nicht als mögliche Ausrede gelten. "Wir trainieren unter Profibedingungen und müssen dann auch damit leben. Wem die Freizeit zu kurz kommt, muss Schach spielen. Grundsätzlich reisen wir aber auch nicht zu jeder Partie einen Tag vorher an", sagt der Familienvater, der mit seiner Frau Lena (31) und den drei Kindern Lelia (7), Lynes (5) und Elisa (1) in Saarbrücken lebt.

Spitzenspiel gegen Kassel

Der Blick auf die Tabelle stützt die Aussagen des Elversberger Leitwolfs. Denn mit Hessen Kassel (36 Punkte/1:3 gegen die TuS Koblenz) und der U 23 von 1899 Hoffenheim (34 Zähler/1:2 beim FSV Frankfurt II) haben die beiden ärgsten Verfolger einen Fehlstart in die Restrunde hingelegt und außerdem jeweils schon drei Partien mehr ausgetragen als die SVE (38 Punkte).

Für die Teilnahme an der Aufstiegsrelegation würde den Saarländern, die bereits seit Ende der 80er Jahre vom Saarbrücker Ex-Profi und Pharma-Unternehmer Frank Holzer tatkräftig finanziell unterstützt werden und nach mehreren Jahren im unteren Mittelfeld nun wieder oben angreifen, sogar der zweite Tabellenplatz reichen.

Entsprechend zuversichtlich ist die Mannschaft von Trainer Jens Kiefer vor dem "Gipfeltreffen" mit dem Tabellenzweiten aus Kassel am Samstag (ab 14 Uhr) und hofft auf ein Ende der Zwangspause. "Es ist an der Zeit, dass es endlich los geht. Wir sind fit und müssen schlichtweg unsere Tugenden aus der Hinrunde noch mehr verkörpern", so Timo Wenzel. Unabhängig davon, ob die "Uhren" in Elversberg bereits an diesem Wochenende wieder anfangen zu laufen, hat der Wettlauf für den SVE bereits begonnen. Nicht um die Welt, aber in etwas mehr als 80 Tagen um Alles oder Nichts. [mspw]


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