Quelle:
www.magazin-forum.devon Philipp Häfner
Die SV Elversberg hat gegen eine starke Spielvereinigung aus Unterhaching den Aufstieg in die Dritte Liga verpasst. Als Meister der Regionalliga Südwest wird die SVE erneut in derselben Spielklasse antreten müssen, jedoch mit einem veränderten Kader und einem neuen Trainer.
Die SV Elversberg erreichte im zweiten Spiel der Relegation gegen die Spielvereinigung Unterhaching zwar ein 2:2, durch die deutliche 0:3-Niederlage im Hinspiel waren die Chancen aber sowieso nur noch theoretischer Art. Alles in allem war Unterhaching eine Klasse besser und steigt somit in die Dritte Liga auf. Florian Bichler, der noch jeden Spieler aus der Hachinger Mannschaft aus seiner Zeit kennt, kämpfte nach dem verpassten Aufstieg mit seinen Tränen, musste sogar einmal abbrechen und in die Kabine flüchten: „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, du spielst eine Supersaison, und dann stehst du am Ende mit leeren Händen da. Seinen alten Verein und seine alten Freunde feiern zu sehen, ist da natürlich ein komisches Gefühl.“ Bichler litt sichtbar unter der verpassten Chance, viele seiner Kollegen gingen emotionslos in die Kabine, so schien es zumindest für Außenstehende.
Der wieder mal verpasste Aufstieg war kaum besiegelt, da wurde Michael Wiesinger die Frage gestellt, ob er im kommenden Jahr Trainer der SV Elversberg sein wird: „Das Projekt war auf zwei Jahre ausgelegt.“ Wenig später beendeten beide Seiten die Zusammenarbeit, Michael Wiesinger verabschiedete sich von seinem engsten Stab mit einem Essen, und Sportdirektor Roland Seitz sucht nun einen Nachfolger. Eine grandiose Saison, die als Meister beendet wurde, lässt eine riesige Baustelle zurück.
Die große Trainerfrage beschäftigt derweil das Umfeld rund um die Kaiserlinde. Ein Name der immer wieder genannt wird, da er der letzte Trainer der SVE war, der die Relegation schaffte: Jens Kiefer. Auf Nachfrage sagte dieser jedoch klar und deutlich: „Es gibt keinen Kontakt.“ Weitere Namen, die unter anderem von der „Bild“-Zeitung ins Spiel gebracht wurden, sind Thomas Brdaric und Christian Ziege. „Wir haben zwei Wunschkandidaten als Trainer und werden zudem noch zwei Kandidaten aus den vielen Bewerbungen heraussuchen“, kündigte Sportchef Seitz gegenüber der „Saarbrücker Zeitung“ an. Eine Entscheidung ist für das kommende Wochenende geplant: „Mehr als 50 Trainer-Bewerbungen sind in den ersten 24 Stunden nach der Trennung von Wiesinger eingegangen“, sagte Seitz.
Als wäre die Trainerproblematik nicht schon kompliziert genug, so gibt es im Kader der SVE einige Baustellen. Gemeinsam mit dem neuen Trainer wird der Sportdirektor das Aufgebot für die kommende Saison basteln müssen. „Es wird keinen Umbruch geben, sondern nur einen kleinen Schnitt. 13 Spieler haben wir, sieben oder acht holen wir noch.“ Marco Kehl-Gomez verlängerte seinen Vertrag vor Wochen nur für die Dritte Liga, der Stammspieler soll aber auf jeden Fall gehalten werden. „Dann hätten wir eine starke Innenverteidigung komplett. Dazu brauchen wir einen neuen Torhüter, einen Zehner, einen Linksverteidiger neben Thomas Birk und Spieler für die Außenbahnen“, plant Seitz.
Daniel Batz und Markus Obernosterer wechseln wie bekannt zum 1. FC Saarbrücken. Maximilian Oesterhelweg und Merveille Biankadi werden den Verein sehr wahrscheinlich verlassen. Die Zukunft der beiden Leihspieler Niko Dobros und Simon Handle ist noch offen. „Bei beiden spielt auch eine Rolle, wer neuer Trainer wird“, erklärt Seitz. Bei Milan Ivana stehen die Chancen auf einen erneuten Versuch eher schlecht: „Beide Seiten wollen eigentlich die Vertragsauflösung zum 30. Juni. Hier geht es nur noch ums Geld.“
Der Kader der Elversberger umfasst derzeit zwar 13 Mann, jedoch unter anderem auch Spieler wie Edmond Kapllani und Steffen Bohl, die vor der Saison für viel Geld verpflichtet wurden, die Erwartungen aber kaum erfüllten. Kapllani wies zwar eine ordentliche Torquote auf, ihm fehlte aber aufgrund des fortgeschrittenen Alters das Tempo. Als weitere Stürmer stehen Moritz Göttel und Julius Perstaller im Kader. Beide konnten eher weniger überzeugen, Perstaller glänzte zwei Mal gegen den 1. FC Saarbrücken, Göttel wirkte stets bemüht, jedoch ohne die große Durchschlagskraft. Somit stehen zwar drei Stürmer im Kader, um einen erneuten Angriff auf ganz oben starten zu können fehlt vielleicht die Qualität. Und es gibt weitere Problemfälle: Marco Kofler, der im Winter verpflichtet wurde, hat ebenfalls Vertrag bis 2018, der Innenverteidiger fand sich unter Michael Wiesinger jedoch mehr auf der Tribüne als auf dem Platz wieder.
Team bekommt neues GesichtDie Vorbereitung auf die neue Saison soll am Wochenende vom 23. bis zum 25. Juni beginnen, mit neuem Trainer und am besten mit einem so gut wie kompletten Kader. Den zahlreichen Abgängen steht bisher nur ein Neuzugang gegenüber, Bryan Gaul kommt von den Kickers aus Offenbach. „Dass wir einen solchenFührungsspieler an uns binden konnten, ist nicht selbstverständlich. Wir sind sehr froh, dass sich Bryan für Elversberg entschieden hat und freuen uns schon auf die gemeinsame Zukunft“, sagte SVE-Sportvorstand Roland Seitz und fügte an: „Er ist ein sehr athletischer Spieler und ein richtiger Teamplayer, der nahezu alle Positionen ausfüllen kann. Wir sind absolut davon überzeugt, dass er unsere Mannschaft mit seiner Art und seinen Fähigkeiten noch mal verstärken wird.“
Die SV Elversberg kam nach dem verpassten Aufstieg vor einem Jahr gegen Zwickau noch stärker zurück, scheiterte aber erneut. Der Frust sitzt tief. „Momentan kann ich keine Motivation greifen und mir auch nicht vorstellen, dass sie irgendwann wieder kommt. Aber wie heißt es in unserem Lied so schön, die SVE wird niemals untergehen. Also werden wir auch wieder zurückkommen“, sagte Florian Bichler. Vor allem emotional und mental wird die kommende Saison eine enorme Herausforderung. Zudem rüsten einige der Konkurrenten enorm auf. „Wir werden uns rütteln und dann neu angreifen“, kündigte Seitz an.