Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 09.06.2017) von Heiko Lehmann
Fußball-Regionalligist SV Elversberg hat einen Nachfolger für Michael Wiesinger gefunden. Der soll heute offiziell präsentiert werden.
Karsten Neitzel heißt der neue Trainer des Fußball-Regionalligisten SV Elversberg. Der 49-Jährige unterschrieb gestern einen Zweijahresvertrag und soll heute offiziell vorgestellt werden. „Das ging alles ganz schnell. Wir haben uns in dieser Woche getroffen, und mein Gefühl hat mir sofort gesagt, dass es die richtige Entscheidung ist, nach Elversberg zu gehen“, sagte Neitzel: „Ich mag dieses lange Hin und Her nicht. Wenn ich das richtige Gefühl habe, entscheide ich mich. So etwas erwarte ich auch von den Spielern. Es gilt dabei auch, irgendwo ein Zeichen zu setzen.“
Bis August 2016 war der gebürtige Dresdner Trainer beim aktuellen Zweitliga-Aufsteiger SV Holstein Kiel. Neitzel hatte die Kieler vor drei Jahren zum Klassenverbleib in der 3. Liga geführt und schaffte nur eine Saison später mit der Mannschaft den Sprung auf einen Relegationsplatz zur 2. Liga. Allerdings verloren die Kieler denkbar knapp in der 92. Minute des Rückspiels mit 1:2 gegen den TSV 1860 München und blieben drittklassig. Zu Beginn der vergangenen Saison wurde Neitzel nach vier Punkten aus vier Spielen beurlaubt. Neitzel soll für die 3. Liga zu offensiv gespielt haben, hieß es damals.
Die SV Elversberg hat vor zwei Wochen den Aufstieg in die 3. Liga unter anderem verpasst, weil der ehemalige Trainer Michael Wiesinger im Hinspiel bei der Spvgg Unterhaching extrem defensiv spielen ließ (die besten Torschützen Edmond Kapllani, Markus Obernosterer und Maximilian Oesterhelweg standen nicht in der Startelf) und mit 0:3 verlor. So gesehen dürften Neitzel und die SV Elversberg eigentlich zusammen passen, oder? „Also ich bin viel lieber für die Offensive als für die Defensive. Aber der Chef auf dem Platz ist immer die jeweilige Spielsituation. Man kann nicht nur nach vorne rennen, zumal fast alle Gegner in Elversberg sowieso hinten drinstehen“, sagte Neitzel.
Im Jahr 1986 führte der heute 49-Jährige die U19-Junioren der ehemaligen DDR als Kapitän und Libero zum Europameistertitel. Als Trainer war Neitzel bei seiner ersten Station elf Jahre lang Trainer der U23 des SC Freiburg und gleichzeitig Co-Trainer der Bundesliga-Mannschaft von Trainer Volker Finke. Gemeinsam mit Finke wechselte Neitzel Ende 2008 für zwei Jahre nach Japan zu den Urawa Red Diamonds. „Das war eine geile Zeit mit ganz tollen Erfahrungen. Spieler reden heute oft davon, wenn sie innerhalb Europas wechseln, dass sie eine andere Kultur kennen lernen wollen. In Japan war es ein ganz anderes Leben mit eine völlig anderen Kultur und auch mit anderem Fußball“, blickte der Dresdner zurück.
Am 19. Juni wird Neitzel ins Saarland ziehen und am Wochenende vom 23. bis 25. Juni die Vorbereitung mit der SV Elversberg starten. „Bis dahin bin ich mit Roland Seitz (SVE-Sportvorstand, Anm. der Redaktion) in ständigem Austausch, was neue Spieler angeht. Roland hat in dem Bereich aber bereits schon tolle Vorarbeit geleistet“, sagte Neitzel, der sich selbst als kommunikativen Typ bezeichnet. „Ich höre mir Meinungen an und sage auch klipp und klar, was meine Meinung ist. Ich mag es nicht, wenn man um den heißen Brei herum redet. Das war übrigens auch sehr positiv bei den Gesprächen mit Roland Seitz im Vorfeld der Vertragsunterschrift. Es hat gepasst, und wir haben einfach über Fußball geredet, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen“, sagte der neue SVE-Trainer, der im übrigen keinen Co-Trainer mit nach Elversberg bringt. „Das ist auch ein Thema, das wir jetzt angehen. Das gehört zum Job. Am meisten freue ich mich aber, wenn es auf dem Platz losgeht.“ Bis dahin dürfte sich einiges an der Kaderplanung tun. So ist unter anderem die Situation der Leistungsträger Oesterhelweg und Marco Kehl-Gomez nicht geklärt.
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