Quelle:
www.magazin-forum.devon Philipp Häfner
Die SV Elversberg spielt bisher eine grandiose Saison in der 3. Liga. Die beste Offensive und der Platz an der Sonne stehen zu Buche. Zufall ist das nicht. Zwar ist die Saison noch lang – Stand jetzt muss mit der „Elv" aber zu rechnen sein.Elversberg mischt als Aufsteiger aus der Regionalliga Südwest derzeit die dritthöchste deutsche Spielklasse auf. Neun Spiele, sieben Siege, ein Remis und nur eine Niederlage hat das Team von Aufstiegstrainer Horst Steffen auf dem Konto.
Bisheriger SaisonverlaufTabellenführer, bester Angriff, viertbeste Abwehr – so liest sich das Zwischenfazit. Erwartet hat das sicher kaum jemand, befindet sich die 3. Liga doch nun auch nicht mehr in der Anfangsphase der Saison, sondern mitten in der Hinrunde. Noch bemerkenswerter ist das beim Blick auf die Mitaufsteiger. Bayreuth steht auf dem vorletzten Rang, das hochgehandelte Essen hat gerade so die Abstiegsplätze verlassen, und Oldenburg rangiert auf Rang zwölf. Die Niederlage gegen den 1. FC Saarbrücken – die bisher einzige – kann als Betriebsunfall unter dem Motto „klassisches Derby" abgelegt werden. Das bisher beste Spiel zeigte die SVE gegen den damaligen Tabellenführer und Aufstiegsfavoriten 1860 München. Die Gründe dafür sind für Horst Steffen klar: „Wir haben einen guten Kader, das vorweg. Einige Spieler sind schon länger Teil des Teams, sodass da richtig was entstehen konnte – eine Mannschaft, die sich vertraut. Das gepaart mit der nötigen Fitness hat uns dahin geführt, wo wir gerade stehen. Und natürlich kam uns auch der 5:1-Sieg am ersten Spieltag in Essen zugute. Seitdem haben wir enormes Selbstvertrauen, weil wir diese Form konservieren konnten."
Was lief gut?Was genau macht den Erfolg der Elversberger aus? Trainer Steffen begründete diesen gegenüber dem „Kicker" unlängst mit dem „tollen Mannschaftsgefüge". Der Teamgedanke sei sehr ausgeprägt, die Integration der Neuzugänge einfach. So viele gibt es nach dem Ligawechsel davon aber gar nicht. Ein Grund für den Höhenflug, der ja schon mit dem Erfolg gegen Bayer Leverkusen in der ersten Runde des DFB-Pokals begonnen hatte, ist aber sicher die Konstanz. Woche für Woche stehen sieben, acht, neun Akteure bei Elversberg in der Startelf, die in der vergangenen Saison bereits am Aufstieg beteiligt waren. Mit Luca Schnellbacher hat einer der prägendsten Spieler der vergangenen Südwest-Saison bereits sieben Treffer erzielt, dazu drei Vorlagen gegeben. Schnellbacher hatte im vergangenen Jahr im Dezember das Tor des Monats erzielt, einen Seitfallzieher gegen Kickers Offenbach. Überhaupt ist die Offensive das Prunkstück mit bereits 24 Treffern – allein vier davon beim beeindruckenden 4:1-Erfolg gegen das punktgleiche 1860 München.
Was lief schlecht?Es ist schwer bei den bisher gezeigten Leistungen etwas zu finden, was noch nicht so lief. Selbst bei der Niederlage im Derby gegen den FCS zeigte die SVE die bessere Spielanlage, ließ nur im Abschluss und im letzten Drittel ein wenig die Durchschlagskraft vermissen. Ein ähnliches Bild zeigte sich dann in Meppen, beim 0:0 Unentschieden. Diese Kategorie ist schnell beantwortet: Nichts lief schlecht.
Die NeuzugängeGerade einmal fünf Spieler haben den Verein verlassen, acht sind dazugekommen, die Leistungsträger geblieben. Und die Neuen, die gekommen sind, haben dann auch noch direkt eingeschlagen. Jannik Rochelt, der vom SSV Ulm kam, erwies sich als absoluter Glücksgriff. Mit seinem Tempo brachte er nicht nur die Drittligisten, sondern auch die Abwehr von Bayer Leverkusen zur Verzweiflung. Rochelt vereint Spielwitz und Tempo, ist stark im eins gegen eins und strahlt immer einen guten Zug zum Tor aus. „Es hat im ersten Aktiven-Jahr beim FC Memmingen ganz gut geklappt, und plötzlich kam ein Angebot vom FC Bayern", berichtete der Offensivspieler vor Saisonstart über sein Glück. Bei Bayern II und in Ulm deutete der 23-Jährige seine Qualitäten zwar an, doch der Durchbruch folgte erst in dieser Saison. Mit Marcel Correia wurde eine Menge Erfahrung verpflichtet, die sich bisher ausgezahlt hat. Der Trumpf: Auch wenn der Routinier fehlt, steht die Abwehr trotzdem sicher. Thore Jacobsen ist aber neben den bereits Genannten der wichtigste Neuzugang. Nach der Verletzung von Carlo Sickinger wurde er zum alleinigen Chef im defensiven Mittelfeld. Box-to-Box-Player wird seine Art zu spielen im modernen Fußball genannt. Jacobsen ist mit Sicherheit ein Spieler, für den in der 3. Liga definitiv nicht Schluss sein muss. Zurückgeworfen von Verletzungen blüht der Blondschopf bei der SVE regelrecht auf. Dass der Club solche Spieler für sich entscheiden konnte, ordnet Horst Steffen wie folgt ein: „Es spricht sich rum, wie gut die Stimmung bei uns ist und wie wohl man sich hier fühlen kann. Wir haben natürlich das nötige Kleingeld dafür, aber hauptsächlich ist es der Verein. Obwohl der gar nicht so groß ist."
Wie ist die Stimmung?Wie kann die Stimmung beim besten Aufsteiger in der Geschichte der 3. Liga schon sein? Das Umfeld der SVE ist aufgrund der überschaubaren Fan-Gemeinde standesgemäß ruhiger. Jeder Spieler gibt nach den Spielen in Interviews gern Einblicke darin, wie viel Spaß es aktuell macht, in dieser Mannschaft zu spielen. Wenn es so läuft, ist das aber keine Überraschung.
FazitBester Aufsteiger der Geschichte, beste Offensive der Liga und fast jedes Wochenende ein begeisterndes Fußballspiel bei dem der Sieger meistens SV Elversberg heißt. Hätte Horst Steffen sich einen Start aussuchen können, es wäre wohl dieser gewesen. „Wir wollten in die Liga kommen und zeigen, dass wir hier hingehören. Wir wollten mutig auftreten und viel Freude verbreiten. Aktuell stimmt das Ergebnis, und es darf gerne so weitergehen. Nach wie vor ist unser Ziel der Klassenerhalt. Aber wenn es dauerhaft für einen Platz da oben reicht, nehme ich das gerne an. Und ich traue es uns zu", so Steffen.