Quelle: Saarbrücker -Zeitung (Veröffentlicht am 21.01.2014) von Henning Jochum und Patric Cordier
Der erste Handschlag tat nicht weh – vor dem Saar-Derby zwischen der SV Elversberg und dem 1. FC Saarbrücken am Samstag um 14 Uhr an der Kaiserlinde trafen sich SVE-Trainer Dietmar Hirsch und FCS-Trainer Milan Sasic beim SZ-Redaktionsgespräch zum ersten Mal in ihrer Karriere. Die Begrüßung war herzlich – von knisternder Rivalität noch keine Spur. „Warum sollten wir uns denn nicht lieb haben“, flachste Sasic und tätschelte seinen Kollegen.
Die Stimmung ist gut. Warum auch nicht? Zwölf neue Spieler verpflichtete Sasic bisher. Der Kroate dürfte sich in den vergangenen Wochen vorgekommen sein wie im Einkaufs-Paradies. „Wenn Paradies heißt, keine Minute Urlaub zu machen und die Feiertage nicht zu Hause zu sein – dann ja“, sagte Sasic, „es ist nicht gut, wenn man im Winter so viel einkaufen muss.“ Hirsch nickt. Denn ein eingespieltes Team wird sein Kollege zu Beginn der Restrunde nicht auf den Platz schicken können.
Hirsch hat dieses Problem nicht. Er muss bislang nur zwei Neuzugänge in seine Mannschaft integrieren. „Wir werden uns eventuell noch punktuell verstärken. Es könnten diese Woche noch ein bis zwei Akteure dazukommen“, sagt Hirsch. Sasic hört interessiert zu. Auch als Hirsch von den Bedingungen bei der SVE schwärmt: „Für mich ist es ein Paradies als erste Trainerstelle.“
Himmlisch für Drittliga-Verhältnisse ist die finanzielle Situation – bei beiden. Der FCS stützt sich auf das Geld von Präsident und Hauptsponsor Hartmut Ostermann. Auch bei der SVE ist der Präsident gleichzeitig wichtigster Geldgeber. Dominik Holzer übernimmt derzeit aber auch Aufgaben eines Sportdirektors. „Herr Holzer kümmert sich um die finanzielle Seite bei den Gesprächen mit den Spielern“, erklärt Hirsch die Aufgabenteilung nach der Freistellung des bisherigen Amtsinhabers Roland Benschneider, „ich kümmere mich um das Sportliche.“
Das wird auch am Samstag im Mittelpunkt stehen. In Elversberg reden manche vom Spiel des Jahrhunderts. Das verstehen beide Trainer nicht wirklich. „Und was ist, wenn wir 2045 gegen Bayern im Champions-League-Finale stehen?“, fragt Hirsch mit spöttischem Unterton. Für ihn ist die Partie zwischen dem Tabellen-16. aus Elversberg und dem Vorletzten aus Saarbrücken zumindest richtungweisend – für Kollege Sasic noch nicht einmal das: „Richtungweisend? Wenn wir gewinnen, können wir dann die restlichen 16 Spiele verschlafen? Das ist alles Kalkulation. Und das macht schon zu Hause nur meine Frau.“
Die Gegner von Samstag lachen miteinander, unterstützen Aussagen des Gegenübers und zeigen großen Respekt voreinander. Aber auch wenn beide um Normalität bemüht sind, sie wissen, dass es ein spezielles Duell wird. „Natürlich werde ich eine Gänsehaut bekommen, wenn ich rausgehe und da sind 8000 Leute im Stadion“, gesteht Hirsch. Der Ex-Profi sieht in der Fankultur den Hauptunterschied zwischen den beiden saarländischen Drittligisten: „Wir können Tradition nicht einfach aufholen. Darum vergleichen wir uns auch nicht mit Saarbrücken. Wir sehen uns da eher wie Heidenheim, die vor wenigen Jahren auch noch vor 1000 Zuschauern spielten – und jetzt kommen dort 8000.“
Beide haben den jeweils letzten Test des Gegners persönlich im Stadion verfolgt. Elversberg trennte sich torlos von Regionalligist Eintracht Trier, der FCS unterlag Bundesligist Mainz mit 0:3. In die taktischen Karten wollen sich beide auf der Redaktionscouch aber nicht schauen lassen. „Wir wissen selbst noch nicht, wie wir spielen“, sagte Sasic, was bei Hirsch ein Lächeln übers Gesicht gleiten ließ. „Die FCS-Videos der letzten Spiele kann ich alle wegwerfen“, sagte Hirsch angesichts der großen Fluktuation beim Gegner, „aber auch bei uns gibt es noch Fragezeichen.“
Nach dem offiziellen Redaktionsgespräch standen Sasic und Hirsch noch lange zusammen, tauschten Erinnerungen über den gemeinsamen Ex-Club MSV Duisburg aus. Die Verabschiedung war mindestens so herzlich wie die Begrüßung. Der Handschlag nach dem Derby könnte dann aber zumindest einem weh tun.Mehr als 7000 Eintrittskarten für das Saarderby in der 3. Fußball-Liga am kommenden Samstag, 14 Uhr zwischen der SV Elversberg und dem 1. FC Saarbrücken sind bereits verkauft. Wie die SV Elversberg am gestrigen Montag mitteilte, werden aus Sicherheitsgründen maximal 8000 Zuschauer im Stadion an der Kaiserlinde zugelassen. Der Verein geht davon aus, dass es am Samstag keine Karten mehr an der Tageskasse gibt.
Die Straße L112 am Stadion wird nach der Autobahnausfahrt in Richtung Elversberg gesperrt. Die Sperrung endet unmittelbar nach dem Stadion. Das entschied die Polizei Neunkirchen aus Sicherheitsgründen. Somit gibt es in unmittelbarer Nähe zum Stadion auch keine Parkplätze. In einer Sicherheitskonferenz mit der Polizei wird am heutigen Dienstag entschieden, wie die Zuschauer in Stadion gelangen. Geplant ist ein Shuttle-Service mit Bussen ab dem Parkplatz Mellinweg in Sulzbach (Kapazität 750 Autos). Wie die SVE mitteilte, sollen dort Busse im Fünf-Minuten-Takt fahren. Auch die Inhaber von VIP-Tickets müssen auf den Shuttle-Service zurückgreifen. Der VIP-Parkplatz soll an der Großenbruchhalle in Spiesen-Elversberg sein. Genaue Details wird die Sicherheitskonferenz ergeben. Die Polizei rät, das Stadion mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzufahren. Die Polizei stuft das Saarderby als Gelb-Spiel ein, was nach der Kategorie Rot als zweithöchste Sicherheitsstufe gilt. Die zwölfte Neuverpflichtung unter der Regie von Trainer Milan Sasic ist perfekt. Abwehr-Spezialist Kevin Pezzoni wechselt von Fußball-Zweitligist Erzgebirge Aue zum Drittligisten 1. FC Saarbrücken. Der 24-Jährige unterschrieb gestern einen Vertrag bis Saisonende. „Wir haben mit Kevin einen Spieler bekommen, der uns auf zwei Positionen unterstützen kann: In der Innenverteidigung und auf der Sechser-Position“, sagte Sasic, „das ist wichtig, wir haben mehr Flexibilität gewonnen.“
80 Mal spielte Pezzoni in der Bundesliga, 31 Einsätze hat der gebürtige Frankfurter in der 2. Bundesliga. In Aue war der 1,93 Meter große Defensivkünstler von Trainer Falko Götz zuletzt aber nicht mehr berücksichtigt worden. „Die Entwicklung war nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte, deshalb kommt es bei uns zu einem Neubeginn“ sagte Sasic weiter.
Ob der Kroate künftig auf die Dienste von Abwehrspieler Francois Marque zurückgreifen kann, ist dagegen weiter offen. Der Spieler war nach der Partie gegen RB Leipzig (2:3) positiv auf Kortison getestet worden. Der Verein hatte argumentiert, es handle sich lediglich um einen Formfehler. Kortison wird aber auch bei Sportverletzungen injiziert und steht auf der Dopingliste. Marque, Teamkoordinator Stephan Kling sowie der Anti-Doping-Beauftragte Helmut Schwan waren gestern morgen vom FC-Sportfeld aus zu einer Anhörung beim Deutschen Fußball-Bund nach Frankfurt aufgebrochen. Eine Entscheidung stand gestern bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest.
Sicher ist dagegen die weitere Professionalisierung der Vereinsstrukturen. Peter Thielges ist ab sofort hauptamtlicher Fanbeauftragter des FCS. Der 41-Jährige übte das Amt gemeinsam mit seinem Kollegen Meiko Palm seit der Saison 2008/09 ehrenamtlich aus. Thielges' Arbeit genießt über die Vereinsgrenzen hinaus hohes Ansehen. Seine Kollegen wählten ihn bereits zwei Mal zum Sprecher der Fanbeauftragten aller Drittligisten. Daneben ist er als deren Vertreter auch bundesweit bei den Fanbeauftragten-Vollversammlungen der Deutschen Fußball Liga und der Kommission „Spieltags-Reporting“ vertreten.
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