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Autor: | wolfgang.christmann [ 6. Jun 2013, 07:12 ] |
Betreff des Beitrags: | Ultimative Gefühlsausbrüche |
Quelle: Saarbrücker - Zeitung (Veröffentlicht am 06.06.2013) von SZ-Mitarbeiter Heiko Lehmann Elversberg. Der Aufstieg in die eingleisige 3. Fußball-Liga ist der größte Erfolg in der 106-jährigen Geschichte der SV Elversberg – und auch in der Trainerlaufbahn von Jens Kiefer. SZ-Mitarbeiter Heiko Lehmann hat nach dem Triumph mit dem 38-Jährigen gesprochen. Elversberg. Es war ein Drehbuch eines Fußballspiels, wie es viel spannender nicht hätte geschrieben werden können. 14 500 Fans des TSV 1860 München II drückten den kleinen Löwen in der Münchner Allianz-Arena am vergangenen Dienstagabend die Daumen. Beim Relegations-Rückspiel zum Aufstieg in die 3. Fußball-Liga standen auf der anderen Seite im Gäste-Fanblock 30 treue Fans der SV Elversberg, die hier und da mal ihre Fahnen schwenkten. Zunächst schien die Taktik der Münchner aufzugehen. Necat Aygün köpfte die 60er mit 1:0 in Führung (40.), und bei den Elversbergern lief überhaupt nichts zusammen. Doch dann kam die 84. Minute, der 1:1-Ausgleich durch Abedin Krasniqi und der ultimative Gefühlsausbruch bei den Elversbergern. Die 30 Fans, Mannschaft, Trainer und Funktionsteam waren aus dem Häuschen und feierten nach dem 3:2-Sieg in Hinspiel den Aufstieg. Bereits auf dem Platz wurde mit Bier und Champagner gejubelt – dann ging es in die Kabine der Allianz-Arena, in der die Spieler ein Lied nach dem anderen trällerten und wo frühzeitig ein Heute-ist-uns-alles-egal-Zustand erreicht wurde. „Wir haben heute unser schlechtestes Spiel seit langem gemacht und waren extrem nervös. Aber wir haben gekämpft, nie aufgegeben, und das zählt im Fußball auch“, sagte Mittelfeldspieler Thorsten Reiß. Weiter ging es im Bus, der eher einer Disco ähnelte, nach Elversberg. Christian Grimm, der das 1:1 vorbereitet hatte, und Angelo Vaccaro, der mit rustikaler Härte Zeichen gesetzt hatte, tanzten im Bus, während Abedin Krasniqi an einer Siegeszigarre zog. „Boah, schmeckt das eklig. Hätte ich das gewusst, hätte ich das Ding nicht rein gemacht“, scherzte der Albaner, bevor er von Marc Groß unterbrochen wurde. „Der Kransiqi kann nur Tore schießen. Wir erledigen in der Abwehr richtige Männerarbeit“, rief Groß in feinstem Pfälzer Dialekt, bevor er sich mit Krasniqi in den Armen lag. Um 5.30 Uhr kam die Mannschaft mit dem Bus an der Kaiserlinde an, und 50 treue Fans hatten so lange gewartet, um ihre Helden in Empfang zu nehmen. Am gestrigen Dienstag wurden die Feierlichkeiten mit einem gemeinsamen Essen beendet. Am 21. Juni startet die Vorbereitung auf die 3. Liga. Eine neue Saison mit neuen Gesichtern. „Wir beobachten schon seit längerem einige Spieler. Wir werden drei bis vier Spieler verpflichten, die uns verstärken werden“, sagte Team-Manager Roland Benschneider, der keinen Urlaub hat. In den verabschiedet sich aber Torjäger Abedin Krasniqi – und wird nicht mehr nach Elversberg zurückkommen. Nach SZ-Informationen wird er den Verein sicher verlassen. Neben den Personalien werden auch in anderen Teilen des Vereins die Planungen konkreter. „Wir steigen nun sofort in die Feinplanung für den drittliga-gerechten Umbau des Waldstadions an der Kaiserlinde ein. Wir müssen zwar die nächste Saison im Saarbrücker Ludwigspark spielen, aber danach soll es wieder an die Kaiserlinde gehen“, sagt SVE-Präsident Dominik Holzer und ergänzt: „Wir freuen uns und feiern noch ein paar Tage. Doch dann geht es weiter. Wir haben viel vor, und das verlangt kontinuierliche und akribische Arbeit.“Herr Kiefer, wie war das am Dienstagabend, als Abedin Krasniqi in der 84. den erlösenden 1:1-Ausgleich geschossen und den Aufstieg perfekt gemacht hat? Jens Kiefer: Das weiß ich gar nicht mehr. Wir waren ja alle nervös ohne Ende. Und dann macht der das Ding doch noch rein. Das nächste, was ich weiß, ist, wie der Schiedsrichter uns nach dem Jubeln alle wieder vom Rasen schickt, damit es weiter gehen kann. Das war unbeschreiblich. Viele Trainer haben bereits versucht, mit der SV Elversberg Großes zu erreichen. Und jetzt kommt einer aus dem eigenen Ort und schafft das fast Unmögliche. Wie ist das Gefühl? Kiefer (lacht). Ich bin aus Spiesen, nicht direkt aus Elversberg. Nein, Spaß beiseite. Vor 20 Jahren kam ich als Spieler nach Elversberg, und Frank Holzer hat mich wahnsinnig unterstützt. Ich bin stolz darauf, dass ich dem Verein endlich etwas zurückgeben kann. Viele Trainer reden oft von Herzensangelegenheiten und sind drei Monate später wieder weg. Für mich ist es einfach nur Wahnsinn, wenn du mit deiner Heimat aufsteigst. Das heißt, der Trainer der SV Elversberg heißt auch in drei Monaten noch Jens Kiefer? Kiefer: Ich werde wohl in den kommenden Wochen einen neuen Vertrag über zwei Jahre unterschreiben. Ab der kommenden Saison sind Sie erstmals in Ihrem Leben richtiger Profi-Trainer, arbeiten auch an der Fußball-Lehrer-Lizenz. Ist das der Weg, von dem Sie geträumt haben? Kiefer: Mein Leben ist meine Familie und der Fußball, obwohl meine Familie oftmals den Kürzeren ziehen muss. Aber sie ist der starke Rückhalt, den ich brauche. Es läuft zurzeit alles toll, und man kann schon sagen, dass ich auf dem Weg bin, mir meine Träume zu erfüllen. Aber ich war nie verbissen, ich habe immer alles auf mich zukommen lassen. Und jetzt gehe ich meinen Weg weiter. |
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