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Das Abenteuer beginnt
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Autor:  wolfgang.christmann [ 17. Jun 2013, 11:19 ]
Betreff des Beitrags:  Das Abenteuer beginnt

Quelle: http://www.magazin-forum.de/das-abenteuer-beginnt/
von Patric Cordier

Die SV Elversberg hat das Unmögliche möglich gemacht. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte spielt der kleine Verein in der kommenden Saison in einer Profiliga. Die Verantwortlichen um den jungen Club-Chef Dominik Holzer sehen sich gerüstet.

Es war Dienstag, der 4. Juni 2013, 21.41 Uhr als Abedin Krasniqi in der Münchener WM-Arena saarländische Fußball-Geschichte schrieb. Der Stürmer der SV Elversberg nahm den Ball im Strafraum kurz an, zog ab und traf ins lange Eck. Das 1:1-Unentschieden gegen den TSV 1860 München II vor 14.500 Zuschauern reichte der SVE nach dem 3:2-Hinspielerfolg zum Aufstieg. Neben dem selbsternannten „Leuchtturm“ 1. FC Saarbrücken ist Elversberg ab sofort der zweite saarländische Vertreter in der Dritten Fußball-Liga.

Dass Torschütze Krasniqi bis dahin grottenschlecht spielte, war seinem Trainer Jens Kiefer „scheißegal, er hat das entscheidende Ding gemacht. Nur das zählt“. Auch dass Torwart Kenneth Kronholm beim 0:1 alles andere als drittligatauglich aussah, war an diesem Abend in München kein Thema. Ebenso wenig, dass Elversberg – wie der Trainer es ausdrückte – „im ersten Durchgang die Hosen gestrichen voll hatte“. Es zählten große Emotionen und Gefühle. „Ich danke allen, die an dem Erfolg mitgewirkt haben“, sagte Kiefer, der im riesigen Raum der Pressekonferenz fast verloren und demütig wirkte, „es ist ein großer Tag für alle, die im Verein seit Jahren hart arbeiten.“ Der 38-jährige zweifache Vater sagte das leise und ruhig, ehrlich und ohne Show, wie die Tränen des Glücks und der Enttäuschung draußen in der Arena. „Wir waren die bessere Mannschaft, aber leider nicht effektiv genug“, sagte 1860-Torschütze Necat Aygün, „das ist eben der Unterschied zwischen einer Jugendmannschaft und dem Profibereich.“

Dort ist die SVE nach einer langen Regionalliga-Saison endgültig angekommen. „Für mich gab es in dieser Spielzeit zwei Schlüsselstellen“, blickte Kiefer zurück, „der Sieg im ersten Spiel in Idar-Oberstein, als wir einen Rückstand umgebogen haben und dadurch so richtig in einen Lauf gekommen sind. Der zweite Wendepunkt war das Heimspiel gegen den FC Homburg, wo wir nach zwei Niederlagen wieder in die Spur gefunden haben.“ Der Aufstieg in München war für Kiefer irgendwie fast nur die Kür: „Wir haben eine tolle Saison gespielt. Sie mit leeren Händen abzuschließen, wäre schlimm gewesen. Genau das habe ich meiner Mannschaft vor dem Spiel gesagt.“

Schon ein Tag nach dem Aufstieg saß Kiefer im Flieger nach Israel. Der Ex-Stürmer reiste im Rahmen der Fußball-Lehrer-Ausbildung zur U21-Europameisterschaft nach Israel. „Teammanager Roland Benschneider, Präsident Dominik Holzer und ich sind ein gutes Gespann“, verabschiedete sich Kiefer zum Lehrgang, „wir stehen in ständigem Kontakt, sodass sie die Kaderplanung vorantreiben können.“

Dass Kiefers Abwesenheit – von Montag bis Mittwoch läuft die Ausbildung in Köln – in Zukunft Probleme aufwerfen könnte, sieht man bei der SVE gelassen. „Die Trainerfrage stellt sich nicht – wir funktionieren gemeinsam und gehen zusammen durch dick und dünn“, sagt Präsident Holzer und Teammanager Benschneider ergänzt: „Wir sind auch mit den Co-Trainern gut aufgestellt und haben in der Mannschaft gute Charaktere, die das nicht als Ausrede nehmen werden.“ Die Mannschaft wird ihr Gesicht ändern. Wie genau, da lässt man sich an der Kaiserlinde nur ungern in die Karten schauen. „16 Spieler aus dem jetzigen Kader haben Vertrag oder sollen bleiben. Diese Jungs wissen Bescheid“, sagt Benschneider, „wir suchen einen Torwart, einen Innenverteidiger, einen Defensiv-Allrounder, einen Mittelfeldmann und einen Stürmer.“ Namen will man nicht nennen. Die immer wieder mit dem Aufsteiger in Verbindung gebrachten Nico Zimmermann (Benschneider: „Der hat doch noch Vertrag“) sowie Marius Laux und Benedikt Fernandez (beide 1. FC Saarbrücken) seien „kein Thema“, so Benschneider, „wir haben schon länger Kontakte. Mit dem Aufstieg sind einige weitere Türen aufgegangen. Täglich melden sich hier Spieler, Scouts oder Berater. Wenn wir einen verpflichten, melden wir Vollzug. Wir sind da gar nicht gestresst, schließlich haben wir bis August Zeit.“

Trainingsauftakt in Elversberg ist am 21. Juni – dann aber ohne Aufstiegsheld Krasniqi, er soll den Verein in jedem Fall verlassen. Präsident Dominik Holzer erlebte den historischen Treffer des Albaners im heimischen Garten. „Die Bedeutung des Aufstiegs ist kaum in Worte zu fassen“, sagt Holzer, „für uns als Familie Holzer, für den Verein. Aber auch für den Ort, der sonst ja nur durch die Billardspieler bundesweit beachtet wird.“ Die SVE hat die Lizenz für die Dritte Liga ohne Probleme erhalten. Der Verein rechnet mit einem Etat von etwa 3,5 Millionen Euro. „Wir rechnen mit rund 900.000 Euro zusätzlichem Fernsehgeld, 30 bis 40 Prozent wollen wir bei den Sponsoren draufsatteln und letztendlich erhoffen wir uns auch einen höheren Zuschauerschnitt“, rechnet Holzer vor. Weil das heimische und heimelige Waldstadion an der Kaiserlinde aber die Auflagen des DFB nicht erfüllt, wird der Verein in den Saarbrücker Ludwigspark ausweichen. „Wir haben mit der Stadt Saarbrücken einen Einjahresvertrag abgeschlossen“, bestätigt Holzer und redet sich in Fahrt: „Ich sehe ein Stadion als wichtige Wertschöpfungsquelle. In einem guten Stadion verdient man gutes Geld. Man braucht heute Business-Plätze, wo man netzwerken kann. Man braucht den Event-Charakter und man darf nicht vergessen, dass über 40 Prozent der Besucher mittlerweile Frauen sind.“ Darum kann der Saarländer Dominik Holzer die Entscheidung gegen einen Stadionneubau in Saarbrücken nicht nachvollziehen, der Elversberger Dominik Holzer denkt weiter. „Es bringt nichts, die Kaiserlinde jetzt mal eben auf die erforderlichen 10.000 Plätze zu erweitern. Unser Ziel muss es sein, in verschiedenen Bauabschnitten die Kapazität auf bis zu 15.000 Plätze steigern zu können. Aber das sind Überlegungen – es gibt aber noch keine endgültigen Beschlüsse. Wir wussten ja bis vor Kurzem nicht, in welcher Liga wir spielen.“ Wer die Dynamik der Familie Holzer aber kennt, weiß, dass derartige Vorhaben zeitnah und zielgerichtet angegangen werden. Auch personell will und muss die SVE in der höheren Spielklasse aufrüsten. Geschäftsführer Sven Hoffmann ist schon da. Für den Bereich Marketing und Vertrieb soll Dirk Ex aus Bad Nauheim kommen. „Er hat Erfahrung im Eishockey und Handball“, sagt Holzer. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit soll Boris Röder unterstützen – er ist bislang für die Kommunikation in Holzers Firma Ursapharm zuständig. Vom Nachbarn 1. FC Saarbrücken redet Holzer mit großem Respekt. „Es ist toll, was dort sportlich in den letzten Jahren geleistet wurde und ich bin stolz, dass wir mit dem saarländischen Traditionsverein sportlich auf einer Ebene stehen“, sagt der SVE-Präsident, „das Saarland hat so viele tolle Menschen, dass eine Bühne nicht ausreicht.“ Das Stück „Dritte Liga“ soll für Elversberg eine Erfolgsgeschichte werden. „Am liebsten wäre mir, der FCS wird Erster und wir Zweiter – aber im Ernst: Unser Ziel ist der Klassenverbleib“, betont Dominik Holzer, „wir wollen als professionell geführter Dorfverein Menschen ansprechen, die einfach geilen Fußball schauen wollen.“ 1860-Trainer Markus von Ahlen scheint also mit seinem Satz Recht zu behalten: „Die Dritte Liga kann sich auf einen interessanten Verein freuen.“

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