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Quelle: http://www.magazin-forum.de/ein-mann-ein-plan/
von Dominique Rossi

Viele waren überrascht, als die SV Elversberg vor 14 Tagen Dietmar Hirsch als Trainer vorstellte. Doch Fußball ist schnelllebig. Mittlerweile trainiert der 41-Jährige die neue sportliche Nummer eins an der Saar.

Dietmar Hirsch nimmt es gerne ganz genau. Und dann korrigiert er schon mal Journalisten. „Es gibt eine Grundordnung, und es gibt ein System. Das sind unterschiedliche Dinge. Aber viel wichtiger ist, dass wir für jedes Spiel einen Plan haben müssen. Und wenn der stimmt, dann gewinnen wir auch die Spiele.“ Zweimal hat der 41-Jährige bisher auf der Elversberger Bank gesessen, zweimal hat seine Mannschaft gewonnen. Der Plan ist also aufgegangen, auch wenn er bei den Siegen jeweils einen anderen ausgetüftelt hatte: „In Burghausen war es klar, dass wir relativ hoch stehen müssen, um den Gegner unter Druck zu setzen. So wollten wir zu unseren Chancen kommen, und das hat dann auch funktioniert. Aber Leipzig ist natürlich eine andere Hausnummer“, sagte der neue Trainer des Drittligisten vor dem Spiel gegen die Millionärs-Truppe aus dem Osten: „Das ist ein geiles Spiel, so etwas wie ein DFB-Pokalspiel. Und da gewinnen manchmal auch die Kleinen. Die Leute hören, dass Red Bull gegen Elversberg spielt und denken, dass das eine klare Sache ist. Aber wir sind nicht die kleinen Dummen, sondern auch ein großer Verein. Hier arbeiten Leute, die Ahnung haben“, lautete sein flammendes Plädoyer für den neuen Arbeitgeber.

Nach dem überraschenden, aber völlig verdienten 1:0-Erfolg gegen RB Leipzig hat die SV Elversberg den Anschluss an das untere Mittelfeld gefunden. Vor dem Auswärtsspiel bei Rot-Weiß Erfurt am Samstag um 14 darf sich das Team zudem mit dem vorläufigen Titel „Nummer eins im Land“ schmücken. Doch Ex-Profi Hirsch blockt ab: „Was in Saarbrücken passiert, interessiert mich wirklich nur am Rande. Und auch nur daher, weil wir derzeit im selben Stadion spielen. Aber das wird ja in absehbarer Zeit vorbei sein und danach ist der 1. FC Saarbrücken einer von 19 Mitbewerbern. Nicht mehr und nicht weniger.“

Die SV Elversberg ist die erste Trainerstation des 41-Jährigen, der in seiner aktiven Laufbahn auf rund 200 Erstliga-Spiele für Mönchengladbach, Duisburg, Unterhaching und Rostock kam. Zuletzt machte er den „Fußball-Lehrer“, trainierte nebenbei einen Verbandsligisten in Schleswig-Holstein: „Das war so geplant, ich wollte mich so gut wie möglich auf meine Ausbildung konzentrieren. Das geht nicht, wenn du nebenbei in der Vierten Liga trainierst.“ Der Kontakt zur SV Elversberg kam dabei eher zufällig zustande. Nach dem überraschenden Rücktritt von Aufstiegs-Trainer Jens Kiefer sucht der Liga-Neuling schnell eine optimale Lösung. Unter den zahlreichen Bewerbungen fand sich auch die von Dietmar Hirsch. Das Konzept des 41-Jährigen überzeugte die Verantwortlichen um Präsident Dominik Holzer und Team-Manager Roland Benschneider so weit, dass sie Hirsch zum Vorstellungsgespräch einluden. Parallel dazu erkundigte sich Benschneider bei Frank Wormuth, dem Chefausbilder des Deutschen Fußball-Bundes. Von dort kamen höchst positive Signale, sodass die Wahl der SVE schließlich auf Hirsch fiel. „Er ist ein absoluter Teamplayer, einer der die Sache über Persönliches stellt“, sagt Benschneider. So arbeitet Hirsch mit dem Trainerstab weiter, mit dem auch sein Vorgänger tätig war: „Ich komme doch nicht hierhin, um den Leuten den Fußball zu erklären. Hier sind gestanden Menschen am Werk, die Ahnung von Fußball und von Wirtschaft haben. Sie werden sich bei dieser Konstellation etwas gedacht haben, von daher gibt es doch keinen Grund, etwas zu ändern.“

Auch mit der Zusammenstellung des Aufgebots ist der 41-Jährige zufrieden. Forderungen nach neuen Spielern, wie es bei vielen Trainerwechseln üblich ist, kommen von ihm nicht. Er findet das Aufgebot des Drittligisten eher zu groß als zu klein. „Die Qualität ist da, wir haben 25 Feldspieler. Das ist recht viel. Da bleibt am Anfang leider nicht die Zeit, um mit jedem ausführliche Einzelgespräche führen zu können. Aber im Laufe der Zeit wird sich das einspielen. Im Winter werden wir eine Zwischenbilanz ziehen, aber ich denke nicht, dass wir große Veränderungen am Aufgebot vornehmen werden.“

Für Hirsch war zu Beginn ohnehin wichtig, Stabilität in die Mannschaft zu bekommen. „Es ist eine Floskel, aber es ist auch einfach so. Wenn du kein Gegentor bekommst, hast du schon mal einen Punkt sicher. Als Aufsteiger ist für uns die Ordnung ganz wichtig.“ Daher hat sich der 41-Jährige früh auf Timo Wenzel und Bernard Itoua im Abwehrzentrum sowie Muhittin Bastürk und Lukas Billick auf der Doppel-Sechs festgelegt. „Im modernen Fußball sind diese vier Positionen ganz entscheidend. Wenn sich die gefunden haben, wechselt ein Trainer nicht gerne. Daher wird das jetzt erst einmal so bleiben. Aber die, die hintendran sind, sind deswegen nicht schlechter oder raus. Sie müssen nur auf ihre Chance warten.“ Anders sieht der Coach die Sache in der Offensive. Dort verfügt die SVE für einen Drittliga-Aufsteiger ohnehin über eine beachtliche Auswahl. Und wieder bemüht Hirsch seinen Lieblingssatz: „Für jedes Spiel einen anderen Plan. In Burghausen war klar, dass Felix Luz beginnt, weil es gegen seinen alten Verein ging. Und so kann es in jedem anderen Spiel eine Besonderheit geben, die für einen Spieler spricht.“ Gegen Leipzig zauberte Hirsch den 19-jährigen Frederick Kyereh aus dem Hut und ließ für den schnellen Stürmer sogar seinen prominenten Neuzugang Nico Zimmermann 90 Minuten auf der Bank. In Erfurt könnte dies wieder anders aussehen. Je nachdem welchen Plan Dietmar Hirsch ausheckt.