Quelle:
www.kicker-online.deInterview: Sandra Bertrand
Coach Roland Seitz hat bei der SV Elversberg einen überzeugenden Einstand gefeiert und dem Team neuen Mut im Abstiegskampf eingehaucht. Im kicker-Interview erklärt der 49-Jährige, in welchem Zustand er den Kader vorgefunden hat, warum er aussortierten Spielern wieder eine Chance gibt und für wie realistisch er den Klassenerhalt hält. Der unheimlichen Auswärtsserie misst er keine Bedeutung bei.kicker: Herr Seitz, zunächst waren Sie "nur" als Vorstand Sport für kommende Saison vorgesehen, stiegen nach der Auflösung Ihres Trainervertrags in Trier schon vor anderthalb Wochen bei der SV Elversberg ein. Und nur drei Tage später waren Sie auch Trainer. Hat Sie das überrascht?
Roland Seitz: Die Entscheidung hat allein der Vorstand getroffen. Ich war mit meiner neuen Aufgabe absolut ausgelastet. Als sich nach der Niederlage gegen Unterhaching die Ereignisse überschlugen, kam es für mich sehr überraschend, dass ich das Traineramt übernehmen sollte.
kicker: Durch den Sieg im Elfmeterschießen gegen den Sechstligisten Mettlach wurde das Saarlandpokalfinale erreicht. Und in der Liga gegen Tabellenführer Heidenheim gelang ein Remis. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Einstand?
Seitz: Sehr zufrieden. Das Pokalspiel war nicht optimal, vom Papier her hätte man einen klaren Sieg erwartet, aber letztendlich haben wir unser Ziel erreicht. Gegen Heidenheim hätte im Vorfeld jeder den Punkt unterschrieben, vielleicht hätten wir noch ein bisschen mutiger spielen können, aber die Mannschaft war völlig verunsichert, leer im Kopf.
kicker: Sie haben die unter Ihrem Vorgänger Dietmar Hirsch aussortierten Spieler zurückgeholt. Was waren die Beweggründe?
Seitz: Ich hatte mit der Situation vorher nix zu tun. Als neuer Verantwortlicher ist es doch normal, bei null anzufangen. Ich habe viele Gespräche geführt, auch mit dem Mannschaftsrat und Kapitän Timo Wenzel - alle waren sich einig, dass wir so mehr Möglichkeiten haben.
kicker: Wo setzen Sie die Schwerpunkte?
Seitz: Die wichtigste Aufgabe ist der Kopf. Wir müssen den Spielern wieder Selbstvertrauen geben und Frische reinbekommen. An Taktik oder System jetzt noch was zu verändern, ist unmöglich - zumal ich ja nur noch drei Spiele Trainer bin.
kicker: Die Mannschaft hat zehn Auswärtsniederlagen in Folge kassiert. Wie wollen Sie diese Serie am Samstag in Regensburg stoppen?
Seitz: Je öfter die Frage gestellt wird, desto mehr blockiert das die Köpfe der Spieler. Wir haben auswärts unter mir noch kein Spiel verloren, weil wir noch keins gemacht haben. Es geht also wieder bei null los.
kicker: Sie haben noch drei Endspiele. Wie optimistisch sind Sie, den Klassenverbleib noch zu schaffen?
Seitz: Wir haben eine tote Mannschaft wiederbelebt, sie hat vom Kampf her gegen Heidenheim ein hervorragendes Spiel gemacht. Wenn es jetzt noch gelingt, die richtige Mischung aus spielerischer und kämpferischer Leistung zu finden, bin ich sehr optimistisch, dass wir die Klasse halten.
kicker: Wie können Sie in dieser stressigen Endphase Ihrer Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor gerecht werden?
Seitz: Das Hauptaugenmerk liegt im Moment auf dem Trainingsbetrieb und der Spielvorbereitung. Alles andere rückt in den Hintergrund. Aber obwohl einiges auf der Strecke bleibt, habe ich Spaß und freue mich, die Aufgabe mit den Jungs anzugehen.