Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 28.02.2015) von Heiko Lehmann
Es ist angerichtet: Das Saarderby zwischen der SV Elversberg und dem 1. FC Saarbrücken ist nicht nur das Auftaktspiel im neuen Jahr, sondern zugleich das Topspiel zweier Aufstiegsanwärter in der Regionalliga.
Mehr als 8000 Zuschauer kommen an diesem Samstag (14 Uhr) in die Ursapharm-Arena nach Elversberg zum Derby in der Fußball-Regionalliga Südwest zwischen der SVE und dem 1. FC Saarbrücken. Es wird ein Spiel mit viel Brisanz, ein Spiel auf Augenhöhe, ein Spiel auf tiefem und nassem Rasen. „Und wir dürfen in keinem Fall verlieren, sonst wird der Abstand nach vorne zu groß“, sagt SVE-Trainer Willi Kronhardt: „Egal welche Taktik gewählt wird, es wird 90 Minuten die Post abgehen, da können sich die Zuschauer sicher sein.“
In den beiden letzten Testspielen vor dem Derby standen in Kronhardts Startelf fünf neue Spieler. Max Nicu (Aris Limassol), Jan Nagel (Germania Halberstadt) und Sebastian Mannström (HJK Helsinki) kamen erst in der Winterpause zur SVE, und Jeremy Karikari und Lukas Kohler fristeten in der Hinrunde noch ein Reservisten-Dasein. „Wir können jede Position doppelt besetzen. Von daher habe ich zu jedem Spieler vollstes Vertrauen, egal ob er schon länger hier spielt oder erst neu dazu kam“, sagt Kronhardt.
Dennoch ist die Situation bei Lukas Kohler wohl sehr speziell. Ein sehr unglückliches Jahr liegt hinter dem 27-Jährigen. „Ich würde eher sagen, ein beschissenes Jahr“, meint Kohler, der zwar im letzten Spiel vor der Winterpause bei der 0:1-Niederlage beim SV Waldhof Mannheim ran durfte, doch das letzte Pflichtspiel auf diesem Niveau war das Derby zwischen der SVE und dem FCS vor ziemlich genau einem Jahr.
Damals spielte Kohler noch für den 1. FC Saarbrücken. „Ich war viel verletzt, hab mich nach dem Sommer bei der SVE wieder herangekämpft und erlitt die nächste Verletzung. Aber jetzt ist alles vorbei. Ich bin topfit und habe richtig Lust auf das Derby“, erklärt er.
Kohler wird wohl auf der rechten Seite in der Vierer-Abwehrkette der SVE zum Einsatz kommen. „Ich bin beidfüßig und kann rechts wie links spielen. Ich spiele auch gerne im Mittelfeld, das ist mir eigentlich egal“, sagt er. Doch sehr speziell wird die Situation im Stadion dann doch. Denn auf der linken Offensivseite des FCS spielt in der Regel Dennis Wegner – mit sieben Toren und vier Vorlagen in 19 Saisonspielen ist er wohl der stärkste Linksaußen der Liga.
Kohler hingegen hat in einem Kalenderjahr ein Drittliga- und ein Regionalligaspiel bestritten. Wird es ein ungleiches Duell, wenn nicht sogar das Schlüsselduell des Spiels? „Also ich habe vor keinem Angst, der über meine Seite kommt. Ich bin gut drauf, und ich habe genug Erfahrung. Und außerdem kann ich nicht nur verteidigen, ich kann auch zurückschlagen“, entgegnet Kohler, der als Defensivspieler für den FCS in 89 Spielen in der 3. Fußball-Liga immerhin neun Tore erzielte.
SVE-Trainer Kronhardt, der mit dem ehemaligen FCS-Profi Christian Eggert (Achillessehnen-Probleme) nur einen Verletzten zu beklagen hat, sieht derweil keine Schlüsselpositionen auf dem Platz: „Für mich ist ganz klar der Wille entscheidend. Die Mannschaft mit dem größeren Willen wird am Ende das Spiel auch gewinnen.“Dennis Wegner legt den Ball in die Mitte, Felix Luz verwandelt eiskalt. „Ja, gut so. So sieht's aus“, freut sich Fuat Kilic, Trainer des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken, über die Aktion im Training. Über solche Treffer würden sich auch die Mehrzahl der 8500 Zuschauer beim Saarderby des FCS bei der SV Elversberg am Samstag freuen. Doch gehören Luz und Wegner überhaupt zur Startformation?
„Matthew Taylor ist eigentlich der gesetzte Stürmer. Luz war lange verletzt, aber wir wissen natürlich um seine Qualität.“ Dieser Satz stammt nicht etwa vom Saarbrücker Trainer, sondern von seinem SVE-Kollegen Willi Kronhardt, der glaubt: „Kilic hat da Überlegungsbedarf.“ Oder eben nicht.
„Matthew und ich streiten darüber, wer weniger spielen muss. In unserem Alter . . .“, scherzt Felix Luz, „wichtig ist, dass er weiter seine Tore macht, und ich sie mache, wenn er es mal nicht tut.“ Der 33-Jährige brennt auf dieses Spiel gegen den Ex-Club. Gegen die Mannschaft, gegen die er sich die Knieverletzung zuzog, die ihn fünf Monate außer Gefecht setzte. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen“, sprudelt es aus dem sympathischen Schwaben heraus: „Es brennt richtig, so ein Kribbeln hatte ich selten in der Karriere. Die Vorbereitung war hart, auch für den Kopf. Ich wusste ja auch nicht, wie das Knie reagiert.“ Doch das Knie hält der Belastung stand, und so hat Trainer Kilic „einen Blinden mehr auf der Bank, von dem er weiß, dass er ihn reinwerfen kann“, witzelt Luz.
„Jede Mannschaft braucht einen Luz. Was der für Stimmung macht in der Kabine, ist unglaublich“, erzählt FCS-Kapitän Jan Fießer: „Aber er weiß auch genau, wann es ernst wird.“ Neben dem Fußballerischen ist es genau diese Qualität, die den 33-Jährigen für seinen Trainer so wertvoll macht: „Er übernimmt Verantwortung gerade für die jüngeren Spieler und gibt ihnen die Möglichkeit, von seiner Erfahrung zu profitieren“, sagt Kilic.
Der Trainer kann vor dem Derby personell aus dem Vollen schöpfen. Peter Chrappan hat nach seiner Leisten-Operation die komplette Woche voll trainiert. „Er und Dennis Wegner werden zum Kader gehören“, sagt Kilic zufrieden, „wieviel Spielzeit sie bekommen, werden wir sehen. Vielleicht kann ich meinen Kollegen ja überraschen.“ Kilic will „zunächst kein Gegentor kassieren. Aus unserer Spielweise werden wir dann unsere Möglichkeiten erspielen. Aber es wird ein Kampf auf des Messers Schneide.“
Sein Kapitän macht eine noch klarere Ansage: „Mit 7000 FCS-Fans im Rücken in diesem Hexenkessel, das wird großartig. Wir haben mit Elversberg noch eine Rechnung offen. Mit einem Unentschieden bin ich da nicht zufrieden.“ Das sehen die zahlreichen Anhänger, die am Samstag zur Kaiserlinde pilgern, sicher genau so. Für sie zählt nach den jüngsten Derby-Niederlagen einfach nur der Sieg. Die Mannschaft könnte damit sportlich den Abstand auf einen direkten Konkurrenten um die Relegationsplätze auf fünf Zähler ausbauen.
Zum Thema:
Auf einen Blick: Das Saarderby an diesem Samstag (14 Uhr, Ursapharm-Arena) zwischen der SV Elversberg und dem 1. FC Saarbrücken ist mit etwa 8500 Zuschauern bereits restlos ausverkauft. Eine Tageskasse wird es nicht geben. Da in Elversberg selbst kaum Parkplätze in Stadionnähe zur Verfügung stehen, die L 112 direkt am Stadion vorbei gesperrt ist und so oder so ein Verkehrschaos erwartet wird, bittet die Polizei um eine frühzeitige Anreise und vor allem um das Ansteuern der Park&Ride-Parkplätze: Mellinweg 20 bis 22 in Sulzbach sowie Grubenstraße 4 in Heinitz. Von beiden Parkplätzen fahren Shuttle-Busse zum Stadion. red
|