Quelle: Saarbrücker - Zeitung (Veröffentlicht am 20.07.2012) Von SZ-Mitarbeiter Heiko Lehmann
Elversberg. "Manchmal ist es zum verrückt werden, wenn ich im Fernseher Bilder aus meiner Heimat sehe. Es werden immer nur die schlimmsten Auseinandersetzungen gezeigt. Es entsteht ein völlig falscher Eindruck", erzählt Milad Salem. Der 24-Jährige hat vergangene Woche einen Zweijahresvertrag bei Fußball-Regionalligist SV Elversberg unterschrieben. Geboren wurde der Mittelfeldspieler in Kabul, der Hauptstadt von Afghanistan. "Es ist einfach schade, dass in unserem Land immer noch Unruhen herrschen. Afghanistan ist ein tolles Land. Die Menschen sind sehr, sehr freundlich. Nur kriegt man das hier nicht mit. Für die Unruhen in Afghanistan sind ganz andere Gruppierungen verantwortlich", sagt Salem, der im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland kam und das Fußballspielen bei LTS Bremerhaven lernte.
Der Weg durch die Jugend führte über Kickers Offenbacher und Eintracht Frankfurt, wo Salem auch erste Erfahrungen im Aktivenbereich sammelte. Vergangene Saison spielte der Dribbelkünstler für Drittligist SV Wehen. In die 3. Liga soll es wieder zurückgehen: wenn möglich mit Elversberg. "Früher habe ich von der Champions League und Weltmeisterschaften geträumt. Heute sehe ich alles sehr realistisch. Ich möchte wieder in die 3. Liga, das ist mein erstes Ziel. Die SVE hat eine ganz starke Mannschaft. Ich bin mir sicher, dass wir oben in der Tabelle mitspielen können", sagt der 24-Jährige, der schon eine Einladung für die Nationalmannschaft Afghanistans hatte: "Ich bin damals gerade Stammspieler in Wehen geworden und wollte das nicht aufs Spiel setzen. Wenn ich wieder eine Einladung bekomme, könnte ich mir vorstellen, dass ich für mein Heimatland spiele." Bis es soweit ist, möchte er mit der SVE punkten und Tore vorbereiten. "Ich bereite lieber Tore vor, als sie zu schießen", sagt Salem, der gute Standards schießen kann. Etwas, worauf die SVE schon lange wartet.
Und was macht Salem, wenn nicht trainiert oder gespielt wird? "Zur Zeit nur ausruhen, da die Einheiten ziemlich anstrengend sind. Ansonsten mit Freunden treffen oder was mit der Familie machen. Ich bin nicht gerne alleine. Es sei denn, ich bete oder gehe in die Moschee", erzählt der Moslem, der gerne religionstreuer leben würde. In diesen Tagen fängt der Ramadan, die Fastenzeit der Moslems, an. "Da ich mich voll auf den Fußball konzentriere, mache ich dieses Jahr beim Ramadan nicht mit. Es fällt mir schwer, aber ansonsten lebe ich schon sehr religiös", sagt er.
Das Leben bei der SVE wird Salem in der Offensive verbringen. Ob rechts, links oder im Zentrum ist dem Neuzugang egal. Aber das ist auch nicht seine Sache, sondern die von Trainer Jens Kiefer, der mit Salem einen Wunschspieler verpflichten konnte.
Am Rande
Die SV Elversberg lädt für heute zum Stadionfest ein. Sie stellt Besuchern die Arbeit im Verein sowie alle Mannschaften von den Minis bis zur Regionalliga-Elf vor. Um 17 Uhr ist ein Mini-Cup mit dem SVE-Nachwuchs. Danach spielen Vertreter von Ursapharm und von Fistec gegeneinander. Um 18.15 Uhr heißt es Jugend gegen Aktive. Eine SVE-Jugendauswahl trifft auf Regionalliga-Spieler, die in Unterzahl antreten. Im Anschluss können Fans mit den Profis plaudern. leh
|