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Exklusiv-Interview mit Elversberg-Trainer
Quelle: www.saarland.bild.de
von Daniel Fischer

BILD: Herr Wiesinger, was hat Sie an Ihrer Mannschaft in den letzten acht Tagen beeindruckt?

Wiesinger: „Es war schon beeindruckend, welche Willensleistung die Mannschaft im Trainingslager gezeigt hat. Wie sie bereit war ans Limit zu gehen, weil das ein Punkt war, bei dem ich vor sieben Monaten gesagt habe: ‚Das gilt es zu verbessern'.“

BILD: Da hat sie Fortschritte gemacht?

Wiesinger: „Es hat sich ein spürbarer Teamgeist gebildet. Die Mannschaft kann mit Situationen, die Stress bereiten, besser umgehen.“

BILD: Die schwere Verletzung von Kapitän Thomas Birk bedeutet auch eine neue Team-Hierarchie...

Wiesinger: „Und genau das habe ich beobachtet. Wer versucht die Lücke zu schließen? Wie läuft es ohne ihn? Ich habe da gewisse Dinge mitgekriegt, muss das erst mal sacken lassen, um es zu bewerten.“

BILD: Stellvertreter ist Leo Grech.

Wiesinger: „Wenn Leo auf dem Platz steht, ist er Kapitän.“

BILD: Hat Sie jemand positiv überrascht?

Wiesinger: „Ich mache es generell ungern, Namen zu nennen. Bei unserem Neuzugang Marco Kehl-Gomez mache ich eine Ausnahme. Was er macht, hat Hand und Fuß. Viel wichtiger ist aber für mich, dass sich das Klima verändert hat. Wir stehen von Auftreten, Körpersprache und Umgang miteinander anders da, als noch im Sommer.“

BILD: Sie haben die Mannschaft sportlich und charakterlich besser gemacht?

Wiesinger: „Ich habe an mich selber klare Ansprüche. Es freut einen doch als Trainer, wenn man beispielsweise von der Hoteldirektion eine positive Rückmeldung bekommt, dass die Spieler grüßen, ordentliches Benehmen an den Tag legen und gewisse Werte umsetzen, die mir wichtig sind.“

BILD: Sie wirken am Spielfeldrand eher ruhig. Typ Stoiker?

Wiesinger: „Ich bin schon eher der Ruhige, der beobachtet und im richtigen Moment Impulse setzt. In Nürnberg gab es schon Phasen, wo mir das als emotionslos ausgelegt wurde. Das ist Quatsch. Ich will ein Trainer sein, der Ruhe ausstrahlt und nicht durch Ausbrüche das Publikum befriedigen.“

BILD: Sie sagten mal, dass dieser Zweikampf mit dem FCS ein besonderer sei. Wie meinten Sie das?

Wiesinger: „Da ist das Saarland einzigartig. Wir – als SV Elversberg – müssen uns die Sympathien erkämpfen. Das ist nicht leicht und mag vielleicht auch durch die Tradition Saarbrückens geprägt sein. Aber ich weiß, worauf ich mich eingelassen habe. Ich sehe Saarbrücken als sehr ernsthaften Konkurrenten, aber es ist nicht mein Thema und interessiert mich erstmal nicht.“

BILD: Sie haben schon mehrfach geäußert, dass die SVE immer als der große Titelkandidat begrüßt wird...

Wiesinger: „Mit der Rolle müssen und wollen wir auch umgehen. Manchmal sehe ich aber die Gefahr, dass die Spieler anfangen, das zu glauben. Wir müssen demütig sein, in der Vierten Liga gibt es keine Superstars. Wenn ich aber manchmal Spiele anschaue von Mannschaften, die ein paar Tage oder Wochen gegen uns gespielt haben, frage ich mich schon manchmal: Was ist denn hier los? Gegen uns sind die mit Messern zwischen den Zähnen aufgelaufen. Davon ist manchmal dann nichts mehr zu sehen.“