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Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 02.06.2017)
von Marc Prams
Die SV Elversberg verpasst zwar den Aufstieg in die dritte Liga, aber die Stimmung an der Kaiserlinde war am Mittwoch bundesligareif.
Klar, es ist verdammt schade, dass die SV Elversberg nach einer tollen Saison mit Meistertitel den Aufstieg in die dritte Liga nicht geschafft hat. Aber wer am Mittwochabend im Stadion an der Kaiserlinde war, durfte ein Fußballfest erleben, das in Sachen Stimmung weit mehr als Drittliganiveau hatte. Schon Stunden vorm Anpfiff versammelten sich Fans der Spielvereinigung Unterhaching und der SV Elversberg rund um die Kaiserlinde, um sich gemeinsam auf das Spiel einzustimmen und noch mal über die, aus SVE-Sicht, 0:3-Klatsche vom Hinspiel zu diskutieren.
"Wir haben bei der Auslosung mit Haching den stärksten Gegner erwischt, und im Hinspiel die falsche Taktik gewählt. Unsere Stärken saßen auf der Bank", sagte Christian Fick vorm Spiel beim Bierchen am Gasthaus Kaiserlinde. Seit 1984 ist er SVE-Mitglied, hat selbst dort gespielt, und vor Jahren SVE-Schals fertigen lassen, die er im Stadion aus einem Wohnwagen heraus verkaufte. Er ist also Fan mit Leib und Seele, der, Ehrensache, am Sonntag mit in Unterhaching war. Mit der 0:3-Bürde im Nacken setzte er am Dienstag auf den Fußballgott, der die SVE allerdings auch im letzten Jahr hängen ließ. "Aber als alter Fußballer weiß ich: Alles ist möglich", gab sich Fick optimistisch und wünschte, ganz der Sportmann, Hachinger Fans alles Gute fürs Spiel.
So auch Familie Zydek aus dem bayerischen Ebersberg, die sich früh morgens auf den Weg nach Elversberg gemacht hatte, um ihre Mannschaft in die dritte Liga anzufeuern. Die Reise zum Spiel verknüpften die Vier - die in zwei Wochen zu fünft sein werden - mit einem dreitägigen Kurzurlaub im Saarland. "Wir haben die regionale Küche heute schon probiert. Sehr gut", fand Vater Johann. Sohn Philipp war in Gedanken schon beim Spiel und haute mit lautem Lachen die Floskel aller Floskeln raus: "Die Null muss stehen."
Am Ende stand es dann 2:2, aber auch andere setzten auf eine Null im Ergebnis. Wie zum Beispiel Jörg Schneider, der mit seinen Kumpels vorm Spiel mit SVE-Maskottchen Paulchen posierte. "Wir gewinnen 4:0", war sein Tipp. Das wäre auch ganz nach dem Geschmack von SVE-Stadionsprecher Norbert Wolf gewesen, der seit 20 Jahren an der Kaiserlinde für Stimmung sorgt. "Der Realist in mir sagt: Das war's. Der Fan sagt: Mir schaffe das", so Wolf, der sich von Trainer Michael Wiesinger vor allem eines wünschte: "Er muss die Jungs von der Kette lassen."
Das tat Wiesinger auch, dessen Truppe alles gab. So wie die Fans auf beiden Seiten, die 90 Minuten hinter ihren Mannschaften standen, und sowohl vor, als auch nach dem Spiel, für ein gelungenes Fußballfest sorgten. Denn, wie die Polizei mitteilte, verlief rund ums Stadion, bis auf ganz wenige Ausnahmen, alles friedlich. Und das bei 8500 Besuchern, von denen 400 mit Autos und Bussen aus dem Münchner Vorort angereist waren.
Dass man auch von einem Stadion zum anderen fahren kann, war für Tom Lamest neu. Denn der hatte sich letzte Woche zu Fuß auf den Weg von Elversberg nach Unterhaching gemacht. 512 Kilometer hat er in sechs Tagen zurückgelegt. Joggen für den guten Zweck. Denn bei seinem Lauf hat er fürs Münchner Kinderhospiz gesammelt, rund 8000 Euro. Ob er so etwas wieder machen würde, sollte Haching um den Aufstieg in Liga zwei spielen? "Meine Achillesferse sagt Nein. Zumal wir dann ja theoretisch gegen Kiel spielen könnten", so der 28-Jährige, der sich bei der 1:0-Fürhung seiner Elf zur Halbzeit sicher war: "Das Ding ist durch."
Da war das Ding auch durch, denn fünf Tore gegen starke Hachinger - darauf hoffte zu dem Zeitpunkt kaum noch jemand. Aber wie sagte Christian Fick vorm Spiel: "Ich bin stolz auf den Verein. Dass ich als Fan so ein Spiel erleben kann, dafür bin ich dankbar."
Und vielleicht darf er das im nächsten Jahr wieder erleben. Und vielleicht klappt es ja dann im mit dem Fußballgott und der SV Elversberg und dem ersehnten Aufstieg.
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