Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 21.06.2017) von Patric Cordier
Nach zwei gescheiterten Anläufen mit der SV Elversberg will Marco Kehl-Gomez mit dem FCS in die 3. Fußball-Liga aufsteigen.
Zwei Namen, zwei Vereine, zwei ganz unterschiedliche Mentalitäten. Das vereint ein einziger Mann. Marco Kehl-Gomez war am vergangenen Montagnachmittag der wohl am meisten beachtete Neuzugang beim Trainingsauftakt des Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken. Vor allem, weil er vom Meister und Lokalrivalen SV Elversberg an die Camphauser Straße wechselte. „Als ich hierher fuhr, war das schon ein merkwürdiges Gefühl“, sagte der 25-Jährige nach seiner ersten Trainingseinheit. „Vor ein paar Wochen nach dem Pokal-Endspiel (3:2 für den FCS, Anm. d. Redaktion) wollte ich mir mit dem ein oder anderen hier fast die Köpfe einschlagen. Jetzt verfolgen wir ein gemeinsames Ziel.“
Gerade mit FCS-Stürmer Patrick Schmidt hatte sich Kehl-Gomez in den zurückliegenden Derbys immer ganz besondere Duelle geliefert. Beide gingen an die Schmerzgrenze und darüber hinaus – bei sich und bei den Gegenspielern. „Genau darum ist es eine super Neuverpflichtung“, meinte Schmidt am Montag mit einem breiten Grinsen: „Einen wie ihn hast du lieber in der eigenen Mannschaft als beim Gegner.“ Der Neue lachte mit und sagte: „Es ging bei uns schön in den Infight. Aber nach dem Spiel war es immer gut.“
Sein neuer Trainer Dirk Lottner schätzt die Spielweise des Ex-Elversbergers. Schnell, gut im Passspiel, konsequent im Zweikampf-Verhalten, sehr präsent in der Körpersprache. „Er wird uns helfen, dass wir deutlich weniger Gegentore bekommen als in der abgelaufenen Saison. Das war ja eines unserer großen Probleme“, sagt Lottner. Der Trainer hofft, dass der Neue auch Führungsqualität auf dem Platz beweist.
„Im Spiel bin ich emotional und impulsiv. Will einfach immer gewinnen, nur das Beste für meine Mannschaft. Daneben bin ich ganz locker, will gerne jedem helfen“, sagt der Sohn eines Schweizers und einer Spanierin, „das sind so auch meine Mentalitäten. Auf dem Platz eher heißblütig wie Mama, daneben ruhig und gelassen wie Papa.“ Dass er vor drei Monaten selbst Vater geworden ist, hat sein Leben verändert: „Man weiß jetzt, wofür man alles macht. Es ist manchmal schwer, nachts aufzustehen, um die Windeln zu wechseln. Aber ein Lächeln der Kleinen zahlt alles zurück.“
Eigentlich hatte der in Zürich geborene Fußballer schon bei Elversberg unterschrieben – doch nur für die 3. Liga. Dass er sich nun für den großen Nachbarn entschieden hat, tut den Verantwortlichen an der Kaiserlinde richtig weh. Schließlich hatte man Kehl-Gomez noch vor Wochen als wichtigen Baustein des kommenden Drittliga-Kaders angepriesen. „Die SVE ist an ihre Schmerzgrenze gegangen. Aber es ist brutal, was auf der anderen Seite der Straße bezahlt wird“, sagte SVE-Sportchef Roland Seitz.
„Ich wusste, dass Gegenwind kommt. Aber eher von den Zuschauern als direkt vom Verein. Über deren Pressemitteilung zum Wechsel musste ich fast schmunzeln“, sagt der Neu-Saarbrücker. Dort stand, dass sich „die sportliche Leitung der SVE in Bezug auf die vakante Innenverteidiger-Position zwischen Grech und Kehl-Gomez für den 36-jährigen“ Leandro Grech entschieden habe. Kehl-Gomez erklärt den Ablauf aus seiner Sicht: „Saarbrückens Sportdirektor Marcus Mann kam nach den enttäuschenden Aufstiegsspielen gegen Unterhaching auf mich zu. Er hat sich auch ganz persönlich sehr um mich bemüht, was ich unglaublich geschätzt habe. Aber auch die SVE wollte mich gerne halten. Nach zwei Jahren, in denen ich alles für den Verein gegeben habe, es aber nicht geklappt hat mit dem Aufstieg, war es an der Zeit, etwas Neues zu machen. Es gab auch Angebote aus der 3. Liga, aber ich will gerne oben mitspielen.“
Der erste Eindruck der neuen Kollegen ist positiv – und die Sprachregelung beim FCS und seinem defensiven Neuzugang eindeutig offensiv: „Es ist unglaubliches Potenzial in dieser Mannschaft. Aber man muss es an jedem Wochenende abrufen. Ich bin hierher gekommen, um ein klares Ziel zu verfolgen. Das heißt Aufstieg.“
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