Quelle:
www.fussball.de (Danke an svejoe für den Hinweis)
Autor: Christian Knoth/mspw
Nach zwei vergeblichen Versuchen in der Aufstiegsrunde zur 3. Liga will der aktuelle Regionalliga Südwest-Meister SV 07 Elversberg in der bevorstehenden Saison 2017/2018 erneut angreifen. Diesmal steht aber nicht mehr Ex-Bundesligaprofi Michael Wiesinger (jetzt KFC Uerdingen) an der Seitenlinie. Karsten Neitzel, langjähriger Trainer von Holstein Kiel (2013 bis 2016), hat das Traineramt bei den ambitionierten Saarländern übernommen.Im aktuellen Interview mit FUSSBALL.DE spricht Karsten Neitzel, der im Laufe der vergangenen Saison unter anderem sogar bei einem Bundesligisten als Cheftrainer im Gespräch war, über seine zurückliegende Zeit ohne Verein, seinen ersten Eindruck von der SV 07 Elversberg und die Ziele mit seinem neuen Klub.
FUSSBALL.DE: Nach mehr als zehn Monaten ohne Trainerjob sind Sie jetzt für den Südwest-Meister SV 07 Elversberg zuständig. Wofür haben Sie die zurückliegende Zeit genutzt, Herr Neitzel?
Karsten Neitzel: Ich habe zunächst einmal meine drei Jahre bei Holstein Kiel Revue passieren lassen. In Kiel habe ich viel erlebt und eine sehr schöne Zeit gehabt. Außerdem konnte ich ein wenig entspannen und meinen Akku aufladen. Es war nach so vielen Jahren im Trainergeschäft ohne Pause auch mal schön, nicht jeden Morgen vom Wecker geweckt zu werden. Die Zeit habe ich auch genutzt, um mir Fußballspiele als neutraler Zuschauer anzuschauen und bei Begegnungen im Basketball und Handball vor Ort zu sein. Das hat mir nicht nur sehr viel Spaß gemacht, sondern ich konnte mir auch spannende Einblicke in die Defensiv- und Offensivarbeit in anderen Sportarten verschaffen.
"Die SV Elversberg war der fünfte und gleichzeitig klassentiefste Interessent. So etwas ist aber für mich nicht entscheidend"Hatten Sie während Ihrer Zeit ohne Verein einige Angebote, die Sie ausgeschlagen haben?
Neitzel: Ja, einige. Insgesamt stand ich mit vier Profivereinen in Kontakt. Es hat aber nie wirklich gepasst.
Warum fiel Ihre Wahl dann auf Elversberg?
Neitzel: Die SV Elversberg war der fünfte und gleichzeitig klassentiefste Interessent. So etwas ist aber für mich nicht entscheidend. Ich habe bei den Gesprächen mit den Vereinsverantwortlichen sofort gespürt, dass großes Vertrauen in mich gesetzt wird und ich nicht nur einer von mehreren Kandidaten war. Das war mir sehr wichtig. Es ist alles schnell und unkompliziert gelaufen.
Wie ist der erste Eindruck von Ihrem neuen Verein?
Neitzel: Logischerweise sehr positiv. Wenn man zu einem neuen Verein kommt und noch kaum jemanden kennt, ist es am Anfang nicht ganz so einfach, sich schnell zurechtzufinden. Ich werde aber von allen Seiten klasse unterstützt und habe bereits in kurzer Zeit ein hervorragendes Verhältnis zu den Vereinsverantwortlichen aufgebaut. Ich bin froh, wieder als Trainer tätig zu sein und mit einer intakten Mannschaft arbeiten zu dürfen.
Elversberg hat zwei erfolgreiche Jahre hinter sich, scheiterte unter der Regie von Trainer Michael Wiesinger aber jeweils in der Aufstiegsrunde zur 3. Liga. Sie haben einen Vertrag bis 2019 unterschrieben. Das Ziel wird ganz klar der Aufstieg sein, oder?
Neitzel: Michael Wiesinger hat einen guten Job gemacht. Unser Ziel ist es auch in der kommenden Saison, die Aufstiegsspiele zu erreichen. Zwar hat die Konkurrenz bereits ordentlich aufgerüstet. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir wieder dazu in der Lage sein werden, unter die besten zwei Mannschaften zu kommen.
Glauben Sie, dass die Spieler die Niederlage in der Aufstiegsrunde gegen Bayern-Meister SpVgg Unterhaching (0:3/2:2) noch lange in den Köpfen haben? Mit Ihrem Ex-Verein Holstein Kiel sind Sie 2015 in der Relegation gegen den TSV 1860 München (0:0/1:2) gescheitert, verpassten dadurch den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Eine solche Situation kennen Sie also!
Neitzel: Ich denke nicht, dass die Erlebnisse aus der vergangenen Saison eine große Rolle spielen werden. Auch in Kiel haben wir die Niederlage schnell abgehakt. Ich bin auch der Meinung, dass die Medien bei der Berichterstattung über solche Spiele häufig übertreiben. Solche Niederlagen haben nichts mit einer Tragödie oder einem Drama zu tun. Niederlagen gehören nun einmal zum Sport dazu. Und es gehört auch dazu, damit zurechtzukommen. Wenn man aus Niederlagen die richtigen Schlüsse zieht, kann man auch gestärkt aus ihnen herausgehen.
In der abgelaufenen Saison hat Kiel unter Ihrem Nachfolger Markus Anfang den Aufstieg geschafft. Die KSV Holstein spielt jetzt zweitklassig. Wie sehr freut Sie das?
Neitzel: Sehr. Ich konnte zwar nicht alle Spiele sehen, habe aber bei vielen Partien reingeschaut. Es war ein absolut verdienter Aufstieg einer starken Mannschaft und eines sehr guten Umfelds.
Nach drei Jahren Amtszeit stehen sie bestimmt noch mit der einen oder anderen Person aus Kiel in Kontakt, oder?
Neitzel: Klar. Ich habe hin und wieder einen lockeren Austausch mit Spielern und Verantwortlichen. Es ist aber nicht so, dass ich meiner Zeit in Kiel hinterhertrauere. Ganz im Gegenteil: Ich habe meine Freistellung nach vier Punkten aus den ersten vier Spielen sofort akzeptiert und freue mich jetzt auf die neue Herausforderung in Elversberg.
In der Südwest-Staffel spielen einige große Traditionsklubs, die ebenfalls die Rückkehr in den Profifußball anpeilen. Waldhof Mannheim und der 1. FC Saarbrücken sind nur zwei davon. Wer sind Ihre größten Konkurrenten im Aufstiegsrennen?
Neitzel: Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen, weil die Kaderplanungen noch bei keinem Verein abgeschlossen sind. Trotzdem bin ich mir sicher, dass in den Hinterköpfen von bestimmt zehn Vereinen das Erreichen der Aufstiegsrunde eine Rolle spielt.
Zwar werden Sie offiziell erst in einigen Tagen für die SVE tätig. Bei den Kaderplanungen sind Sie aber bereits involviert. Mit Milad Salem wurde jetzt ein Zugang verpflichtet, den Sie bereits in Kiel trainiert hatten. Was zeichnet Ihn aus?
Neitzel: Milad ist kein Spieler, der sich auf dem Platz versteckt, sondern der auch in kritischen Situationen immer wieder Bälle fordert und sich durch fast nichts beeinflussen lässt. Jetzt wollen wir es zusammen hinbekommen, dass er diese Qualität gesundheitlich stabil und konstant aufs Feld bekommt.
Wird es noch viele Veränderungen am Kader geben?
Neitzel: Dass wir uns nach einem neuen Torwart umschauen, ist kein Geheimnis. Auch der eine oder andere Feldspieler wird in den nächsten Tagen noch dazukommen.