Quelle:
www.fussball.deAutor/-in: Christian Knoth/mspw
Mit der Verpflichtung von Ex-Bundesligaprofi Gaetan Krebs ist Regionalliga Südwest-Meister SV 07 Elversberg ein Transfercoup gelungen. Der 31-jährige Franzose absolvierte in der Bundesliga 20 Partien für Hannover 96 und spielte zuletzt acht Jahre für den Zweitligaabsteiger Karlsruher SC. In Elversberg will der quirlige 1,65 Meter große Mittelfeldspieler jetzt beim dritten Anlauf auf den Drittligaaufstieg helfen. In den vergangenen beiden Jahren war die SVE jeweils in der Aufstiegsrunde zur 3. Liga gescheitert.
Im aktuellen Interview mit FUSSBALL.DE spricht Gaetan Krebs über die Gründe für seinen Wechsel in die 4. Liga, ereignisreiche Jahre in Karlsruhe, seine schlechten Erfahrungen mit Relegationsspielen und Übernachtungen bei den Schwiegereltern.
FUSSBALL.DE: Nach acht Jahren beim Karlsruher SC sind Sie jetzt in die 4. Liga zur SV 07 Elversberg gewechselt. Warum kehrten Sie dem KSC den Rücken, Herr Krebs?
Gaetan Krebs: Ich wollte noch einmal neue Erfahrungen bei einem anderen Klub sammeln und habe deshalb das Angebot zur Vertragsverlängerung in Karlsruhe nicht angenommen. Aber ich bin ehrlich: Ursprünglich wollte ich in der 2. Bundesliga bleiben. Das hört sich jetzt vielleicht komisch an, weil ich nicht zu einem Zweit- oder Drittligisten, sondern in die 4. Liga gewechselt bin. Das kann ich aber erklären. Es gab zwar einige Interessenten aus der 2. und 3. Liga, ein konkretes Angebot lag mir allerdings nie vor. So war ich zum 1. Juli zunächst vereinslos. Dann kam ich mit den Verantwortlichen der SV 07 Elversberg ins Gespräch. Die SVE ist ein ambitionierter Viertligist, der das klare Ziel verfolgt, so schnell wie möglich in den Profifußball zurückzukehren. Die Rahmenbedingungen und die Zielsetzung haben mir sofort gefallen. Deshalb musste ich nicht lange überlegen, um zu unterschreiben.
Spielte es auch eine Rolle, dass Ihr Heimatland Frankreich um die Ecke liegt?Krebs: Das ist ein positiver Nebeneffekt, der vielleicht einen kleinen Teil dazu beigetragen hat, dass das Gesamtpaket in Elversberg stimmt. Es ist schön, dass ich mit meiner Frau und unserer im August zwei Jahre alt werdenden Tochter bald wieder in Frankreich wohnen kann. Das ist möglich, weil sich das Trainingsgelände der SVE in Frankreich befindet.
Wie würden Sie die lange Zeit beim KSC rückblickend beschreiben?Krebs: Die acht Jahre in Karlsruhe waren sehr ereignisreich. Ich habe unter vielen verschiedenen Trainern gespielt, einen Abstieg in die 3. Liga, den direkten Wiederaufstieg und einen Fast-Aufstieg in die Bundesliga miterlebt. Der schönste Moment war mit Sicherheit der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Wir haben uns nach dem Gang in die 3. Liga schnell aufgerappelt und sind Meister geworden.
Sie sprechen den Fast-Aufstieg 2015 an. In der Relegation scheiterte der KSC denkbar knapp am Hamburger SV. Einige Jahre zuvor musste sich der KSC in der Relegation dem SSV Jahn Regensburg geschlagen geben und stieg in die 3. Liga ab. Was ist das Besondere an Relegationsspielen?Krebs: In der Relegation darf man sich noch weniger Fehler erlauben als in der Liga. Zwei Spiele entscheiden darüber, ob du in der Liga bleibst oder in der nächsten Saison in einer anderen Spielklasse unterwegs bist. Das ist schon hart. Gegen Regensburg haben wir nicht einmal verloren, sondern mussten nach zwei Remis wegen der Auswärtstorregel runter in die 3. Liga. Ich habe bisher zweimal Relegationsspiele miterlebt und war beide Male nur zweiter Sieger. Diese Statistik will ich mit Elversberg jetzt aufbessern.
Was konnten Sie aus den Niederlagen lernen?Krebs: Effizienz ist sehr wichtig. In solchen entscheidenden Begegnungen müssen die wenigen Möglichkeiten, die man bekommt, genutzt werden. Es ist sicher nicht falsch, offensiv ausgerichtet und mit einer erhöhten Aggressivität in ein Relegationsspiel zu gehen. Der Gegner muss schnell unter Druck gesetzt und so zu Fehlern gezwungen werden. Allerdings darf man auch nicht zu offensiv agieren. Sonst nutzt das der Kontrahent eiskalt aus.
Auch Elversberg hat zuletzt schlechte Erfahrungen mit der Relegation gemacht. In den vergangenen beiden Spielzeiten verpasste die SVE den Aufstieg in die 3. Liga nur knapp, scheiterte jeweils in der Aufstiegsrunde. Was wollen Sie mit den Saarländern erreichen?Krebs: Ich habe einen Vertrag bis 2020 unterschrieben. In diesen drei Jahren möchte ich mit Elversberg zunächst aufsteigen und dann wollen wir uns in der 3. Liga etablieren. Vielleicht ist es sogar möglich, sofort den Aufstieg in die 2. Bundesliga anzupeilen. Der Verein hat viel vor. Und das habe ich mit Elversberg auch.
Wird die SVE Ihre letzte Karrierestation sein?Krebs: So weit habe ich noch nicht gedacht. Grundsätzlich kann ich aber sagen, dass ich sicher nichts dagegen habe, auch mit 34 Jahren noch weiter Fußball zu spielen, wenn ich mich fit fühle.
Sie sind erst seit ein paar Tagen in Elversberg. Haben Sie sich schon eingelebt?Krebs: Das wird noch ein wenig dauern. Meine Frau und meine Tochter kommen im August oder September erst nach. Aktuell wohne ich bei meinen Schwiegereltern, die in Frankreich ungefähr 30 Minuten vom Trainingsgelände entfernt leben. Vom Verein bin ich aber schon jetzt begeistert. Auch wenn Elversberg ein Regionalligist ist: Die Bedingungen, unter denen bei der SVE gearbeitet und trainiert wird, sind mit denen eines Zweitligisten zu vergleichen. Beim Trainingsgelände und auch bei den Kabinen gibt es kaum einen Unterschied. Dass dagegen weniger Zuschauer zu den Spielen kommen, ist logisch.
Im September 2016 zogen Sie sich einen Kreuzbandriss zu, seit März sind Sie wieder auf dem Platz. Haben Sie noch Beschwerden?Krebs: Nein. Ich habe keine Probleme mehr und bin topfit. Die abschließenden neun Zweitligaspiele mit dem KSC in der zurückliegenden Saison habe ich alle ohne Beschwerden bestritten. Es freut mich, dass es nach meinem Comeback so unkompliziert lief und es keine Komplikationen mehr gab. Jetzt freue ich mich auf die anstehende Saison mit Elversberg.