Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 27.10.2017) von Heiko Lehmann
Elversbergs Außenverteidiger glänzte auch schon als Nationalspieler. Heute Abend ist er gegen den FSV Frankfurt gefordert.
Ruhig, gelassen und fast schon unscheinbar wirkt Stefano Cincotta außerhalb des Fußballplatzes. Der linke Außenverteidiger des Fußball-Regionalligisten SV Elversberg braucht nicht viel, um glücklich zu sein, sagt er. Der 26-Jährige konzentriert sich am liebsten auf das Fußballspielen.
Bei der SVE ist Cincotta nach einem Muskelfaserriss zum Saisonbeginn erst in den vergangenen Woche richtig in Erscheinung getreten. Beim 4:1 gegen die Stuttgarter Kickers und beim 1:1 gegen den FSV Mainz 05 II spielte der Neuzugang vom Drittligisten Chemnitzer FC jeweils über 90 Minuten. Doch genauer kennt man ihn noch nicht.
Im 10 000 Kilometer entfernten Guatemala sieht das etwas anders aus. Cincotta ist dort geboren und spätestens seit dem 16. Juni 2015 ein Volksheld. In den Entscheidungsspielen um die Teilnahme an der WM-Qualifikation schoss er das entscheidende Tor zum 1:0-Sieg gegen Bermuda. „Natürlich freut man sich über so ein Tor. Als ich aber mitbekommen hatte, was das Tor in Guatemala ausgelöst hat, hat es mich bald vom Hocker gehauen. Das ganze Land hat gefeiert, und meine große Familie war auch komplett aus dem Häuschen. Das hat mich mächtig stolz gemacht“, erzählt der Nationalspieler. Mit Guatemala war er schon so gut wie überall auf der Welt. In erster Linie zu Qualifikations- und Freundschaftsspielen in der Karibik, wozu Guatemala zählt.
„Das ist ist praktisch Fußballspielen im Paradies. In Bermuda oder St. Vincent gibt es Palmen, Meer, weißen Sand und jeden Tag Superwetter. Genau so, wie man es sich vorstellt. Aber wir sind leider nicht dort, um Urlaub zu machen“, sagt Stefano Cincotta. Und Guatemala spielt gut. Der Außenverteidiger schlug mit seinem Team bei der WM-Quali im vergangenen Jahr sogar die USA mit Trainer Jürgen Klinsmann mit 2:0 und zählte zu den Geheimfavoriten. Doch dann wurde das Land von der Fifa ausgebremst.
Der guatemaltekische Verband Fedefut war in einen Korruptionsskandal verwickelt, der gestern in New York zu einer Verurteilung des früheren Generalsekretärs Hector Trujillo führte. Ein vom Fußball-Weltverband eingesetztes „Normalisierungskomitee“ wurde vor einem Jahr überraschend gestoppt. Daraufhin suspendierte die Fifa seinen Mitgliedsverband. Auch wenn eine Lösung in Sicht ist: Länderspiele sind derzeit untersagt.
„Ich habe gehört, dass im kommenden Jahr die Sperre aufgehoben werden soll und wir wieder spielen können. Guatemala ist total fußballverrückt. Die Menschen dort brauchen ihre Sportart Nummer eins“, weiß Cincotta. Ohne die weiten Reisen zur Nationalmannschaft kann der 26-Jährige die volle Konzentration auf die SV Elversberg richten.
Der Abstand zu den Relegationsplätzen beträgt bereits zehn Punkte. „Ich gucke gar nicht nach dem Abstand. Ich will einfach nur besser werden und Spiele gewinnen. Alles andere macht dich doch irgendwann nur verrückt und verkrampft“, sagt der in Frankfurt aufgewachsene Weltenbummler, der auch schon in der Schweiz beim FC Lugano kickte.
Angebote aus der ersten guatemaltekischen Liga gab es auch schon. „Im Prinzip wäre das ein cooles Abenteuer, und dort wird kein schlechtes Geld bezahlt. Doch ich will in Deutschland bleiben und mich hier in meinen Vereinen durchsetzen“, sagt der genügsame Guatemalteke.
Heute Abend, 19.30 Uhr, ist aber erst einmal Alltag angesagt. Die SVE empfängt den FSV Frankfurt an der Kaiserlinde. Auf einen Kollegen muss Cincotta verzichten: Innenverteidiger Marco Kofler fehlt wegen einer Gelbsperre. Für ihn rückt Leandro Grech in die Startelf.
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