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 Beitrag Verfasst: 27. Jul 2018, 06:51 
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Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 27.07.2018)
von Heiko Lehmann

Dirk Lottner (46), der Trainer des 1. FC Saarbrücken, stand schon mit Entertainer Jürgen Milski auf der großen Bühne des Saar-Spektakels und heizte dem Publikum ein. Auch Jürgen Luginger (50), der Trainer des FC Homburg, kennt sich in der Saarbrücker Szene bestens aus. Roland Seitz (53), der Trainer und Sportvorstand der SV Elversberg, tickt ein wenig anders. Seitz wohnt in Hasborn, direkt neben einem Seniorenheim. „Es ist herrlich dort. Keiner kennt mich, ich habe meine Ruhe. Letzte Woche war Sommerfest im Seniorenheim. Es war toll“, sagt der 53-Jährige.

Gesangsauftritte auf einer Bühne kann er sich nicht vorstellen. Auch nicht, wenn die Fans nach einem eventuellen Aufstieg in die 3. Liga die Humba fordern sollten. „Man soll ja nie nie sagen. Ich bin nicht kamerascheu oder gehe Interviews aus dem Weg, das gehört ja schließlich zu meinem Job. Aber im Rampenlicht stehe ich nicht gerne“, erklärt der Fußball-Lehrer, der in seine fünfte Saison bei der SV Elversberg geht. Es ist Rekord in der Laufbahn des ehemaligen Stürmers aus Neumarkt in der Oberpfalz.

Mit fünf Jahren fing Seitz beim ASV Neumarkt an zu kicken. 1995 begann dort auch seine Spielertrainer-Karriere. Seit 48 Jahren steht Seitz fast ununterbrochen auf dem Platz. Nur in der Saison 2005/2006, als der SC Feucht Insolvenz anmeldete, hatte er eine Saison lang keinen Job. Es war seine einzige Zeit ohne Arbeit. „Das war verdammt schwer. Ich war jung, motiviert und hatte gerade die Ausbildung zum Fußball-Lehrer abgeschlossen“, blickt der 53-Jährige zurück.

Doch die Angebote kamen wieder. 14 Vereine hat Seitz schon trainiert – in den vergangenen neun Jahren mit Eintracht Trier und der SV Elversberg aber nur zwei. „Ich kann mir ein Leben ohne Fußball nicht vorstellen, wenn ich ehrlich bin“, sagt der dreifache Familienvater.

Die ganze Familie Seitz ist fußballverrückt. „Bis auf meine Frau. Sie hat meine drei Jungs früher jeden Tag ins Training gefahren und wieder abgeholt. Sie hat heute die Nase voll von Fußball. Wenn wir beim Essen sitzen oder im Urlaub sind, haut sie schon mal auf den Tisch, wenn wir nur über Fußball reden“, erklärt Seitz. Eine Tochter wäre zum richtigen Zeitpunkt wohl Gold wert gewesen. „Meine Frau wirft mir auch immer vor, dass ich nur Jungs hinbekommen habe. Aber ich kann sie verstehen. Wenn ich zu Hause vier Mädels hätte, die nur über Tupperware-Partys reden würden, würde ich auch durchdrehen“, sagt Seitz.

Bis März war er nur Sportvorstand der SVE, jetzt ist der 53-Jährige wieder mitten im Geschehen. „Das ist schon etwas ganz anderes. Als Trainer gibt es viel mehr Emotionen und einen größeren Druck zu gewinnen. Aber es ist schön. Und vielleicht habe ich es sogar ein bisschen vermisst.“

In den vergangenen Jahren hatte Seitz viele Wünsche seiner Trainer erfüllt – und das ging immer wieder in die Hose. Jetzt ist er für alles selber verantwortlich. „Ich hätte härter durchgreifen müssen. Das mit den Wünschen erfüllen – das hat uns letztlich Erfolg gekostet“, sagt er heute und hat die Transferpolitik radikal verändert. Seitz hat im vergangenen Jahr Ole Book als hauptamtlichen Scout der SVE installiert. Das Präsidium war begeistert, machte aber auch klar, dass deswegen Einsparmaßnahmen beim Kader die Folge wären. „Ole hat alle 90 Regionalligisten und alle Drittligisten gesehen. Es gibt eine Datenbank über alle Spieler. Die Transfers in dieser Saison kamen so gut wie alle so zustande. Es war meine Idee, ich werde dafür auch den Kopf hinhalten, wenn es nicht funktioniert“, findet der Fußball-Lehrer deutliche Worte.

Deutliche Worte musste er auch in der Vergangenheit durchaus finden. Als Spieler rausgeworfen wurden oder bei den Verhandlungen mit dem Mannschaftsrat über Prämien. „Als die Trainer Michael Wiesinger oder Karsten Neitzel sich von Spielern trennen wollten, war ich derjenige, der es der Mannschaft gesagt hat. Als es um Prämien ging und ich einen klaren Rahmen vom Präsidium bekam, musste ich der Mannschaft sagen, was möglich ist und was nicht. Der Überbringer von schlechten Nachrichten ist immer der Buhmann“, sagt Seitz.

Der Buhmann ist er inzwischen nicht mehr. „Es hat sich auf dem Platz etwas verändert – und daneben auch. Wir kannten Roland Seitz nur als Sportdirektor und nie als Trainer“, sagt der stellvertretende Spielführer Lukas Kohler, während Kapitän Leandro Grech zustimmend nickt. Viele Menschen in Elversberg haben Seitz besser oder neu kennengelernt. Ab heute steht er dann vollends im Rampenlicht, auch wenn er das nicht mag. Die Saison beginnt um 19 Uhr mit der Partie bei den Kickers Offenbach. Nur die langzeitverletzten Frank Lehmann und Benno Mohr sind nicht dabei. „Wir müssen gegen alle 18 Mannschaften zwei Mal ran. Wann das ist, ist völlig egal“, sagt Seitz und will, dass die Mannschaft Taten sprechen lässt.


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