Quelle: Saarbrücker Zeitung (Veröffentlicht am 05.10.2012) Von SZ-Mitarbeiter Heiko Lehmann
Elversberg. Der wohl spektakulärste Transfer, den Fußball-Regionalligist SV Elversberg in diesem Sommer getätigt hat, war die Verpflichtung von Timo Wenzel. Der 34-jährige Innenverteidiger wechselte vom griechischen Erstligisten AO Kerkyra an die Kaiserlinde. Nach zehn Spieltagen rangiert die SV Elversberg auf dem zweiten Platz und fordert heute um 19 Uhr Tabellenführer TSG Hoffenheim II heraus.
Die Elversberger Erfolgsserie ist eng mit dem Namen Timo Wenzel verknüpft. Im Umfeld der Mannschaft spricht man sogar von einem 50-prozentigen Wenzel-Anteil am Erfolg. "Es ehrt mich, wenn manche so denken, aber das halte ich für übertrieben. Ich versuche mit meiner Erfahrung weiter zu helfen, bin aber grundsätzlich so strukturiert, dass ich den maximalen Erfolg will", erklärt Timo Wenzel, der vor der Saison zum neuen Kapitän in Elversberg ernannt wurde.
Dabei war ein Wechsel nach Elversberg schon so gut wie ausgeschlossen. "Ich hatte Angebote aus der 2. und 3. Liga. Und nach Elversberg wollte ich eigentlich gar nicht. SVE-Manager Roland Benschneider ist ein guter Freund von mir und hat mich zweimal gefragt, ob ich wechseln wolle. Und als meine Frau Lena dann sagte, das sie dafür ist, habe ich unterschrieben", erzählt Wenzel.
Seinen Wechsel ins Saarland hat er nicht bereut. "Ich kenne den Verein von früher nicht. Ich muss aber sagen, dass es sehr familiär zugeht, und das gefällt mir. Vor allem stimmt es in unserer Mannschaft, und das hat man in dieser Form nur selten", sagt Wenzel weiter.
Wenzel ist viel rumgekommen, hat 106 Bundesligaspiele für den 1. FC Kaiserslautern und den VfB Stuttgart bestritten (sechs Tore), auf Zypern und in Griechenland gespielt. Wie stark ist die SVE nun wirklich? "Mit der Mannschaft gehören wir ins obere Drittel, so viel ist sicher. Wir haben etwa 13 Spieler auf einem sehr hohen Niveau, danach kommen junge Spieler, die noch lernen müssen. Langfristige Ausfälle von Leistungsträgern könnten Probleme bereiten", sagt der Ex-Bundesligaprofi, der viel von seinen Erfahrungen profititiert. "Auf Zypern war es toll. Wir haben alles gewonnen, und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Auch in Griechenland war es schön, aber dann hat die finanzielle Krise dort auch den Fußball erwischt, und ich bin heute noch mit Hilfe von Anwälten und der Fifa hinter meinem Geld her", erklärt der dreimalige Familienvater.
Ein ungeschriebenes Gesetz im Fußball ist, dass große Spiele meist von großen Spielern entschieden werden. Wenzel hat so ein Spiel mal entschieden. 2003 schoss er den VfB Stuttgart ins Achtelfinale der Champions League. Nach einer Standardsituation setzte er sich damals gegen zwei Gegenspieler durch und erzielte das 1:0-Siegtor für den VfB bei den Glasgow Rangers. "Das war das Tor meines Lebens", erinnert sich der 34-Jährige. Da kommt doch ein "großes Spiel" wie die Partie gegen die TSG Hoffenheim II gerade richtig, oder? "Stimmt eigentlich. Ich habe für die SVE noch nicht getroffen. Es wird langsam Zeit", sagt der Spielführer mit einem Lächeln.
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