Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 17.08.2018) von Heiko Lehmann
Der Trainer des VfL Wolfsburg hat einige Erinnerungen an das Saarland und Spiele in Elversberg. Morgen ist er im DFB-Pokal zu Gast.
An diesem Samstag (15.30 Uhr) ist Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals zu Gast beim Regionalligisten SV Elversberg. Nach einer schwierigen Saison im Abstiegskampf hofft Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia auf einen guten Start in die neue Saison. Der 52-Jährige hatte in seiner Karriere schon mehrmals Kontakt zur SVE.
Herr Labbadia, am Anfang Ihrer Trainerkarriere haben Sie mit dem SV Darmstadt vier Mal gegen die SV Elversberg gespielt. Was ist von damals in Erinnerung geblieben?
BRUNO LABBADIA Insgesamt erinnere ich mich gerne an diese Zeit zurück. Ich mag das kleine Stadion in Elversberg, auch wenn die Spiele dort immer heiß umkämpft waren.
Ihre Bilanz aus den vier Spielen gegen die SVE ist ein Sieg, zwei Unentschieden und eine Niederlage. Also geht es am Samstag auch um eine positive Bilanz – oder ist das Ihnen völlig wurscht?
LABBADIA Ich denke jetzt nicht an die Bilanz. Es ist ein Pokalspiel, also ein K.o.-Spiel, und wir wollen unbedingt in die nächste Runde kommen. Deshalb gehen wir mit großem Respekt an die Sache heran. Dennoch sind wir uns unserer Favoritenrolle bewusst, und dementsprechend wollen wir auch als Sieger vom Platz gehen.
Wie haben Sie sich und Ihr Team auf das Spiel vorbereitet? Wie oft haben Sie die SVE beobachtet oder beobachten lassen? Gab es Videoanalysen?
LABBADIA Wir haben uns sehr gut auf die Mannschaft von Elversberg vorbereitet. In Offenbach hat das Team beispielsweise eine sehr gute Leistung gebracht und am Ende nur 1:1 gespielt. Wir wissen, was auf uns zukommt. Wir haben unseren Spielern die Mannschaft von Elversberg aufgezeigt, sowohl die Einzelspieler als auch ihr System. Wir gehen also mit voller Konzentration in die Partie, auch weil wir wissen, dass sie schon vier Spiele absolviert haben und uns damit ein wenig voraus sind, denn für uns ist es das erste Pflichtspiel in der neuen Saison.
Welche Spieler der SVE kennen Sie? Auf welche gilt es am Samstag vielleicht besonders aufzupassen?
LABBADIA Natürlich kennen wir die einzelnen Spieler, einige schon vorher, andere haben wir dann über die Videoanalysen besser kennengelernt. Ich glaube, da gilt es keinen herauszuheben, sondern vielmehr jeden einzelnen zu betrachten und zu analysieren. Entscheidend ist, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben.
Wie viel muss oder soll man sich als klarer Favorit überhaupt mit dem Gegner beschäftigen?
LABBADIA Ich finde, dass man über den Gegner alles wissen sollte. Auch wenn man als Favorit in so ein Spiel hineingeht, sollte man einen Gegner nie unterschätzen. Das werden wir nicht tun. Das ist eine Mannschaft, die auch ehemalige Profispieler in ihren Reihen hat. Zwar haben sie einen schlechten Start in die Liga gehabt, aber wenn man die einzelnen Spiele betrachtet, waren sie in der einen oder anderen Partie stärker und hätten gewinnen können.
Wann waren Sie das letzte Mal im Saarland?
LABBADIA Als ich Stefan Kuntz in Neunkirchen besucht habe, müsste ich das letzte Mal da gewesen sein. Es kommt immer mal wieder vor, dass ich das Saarland besuche. Gerade auch Saarbrücken ist eine schöne Stadt, die ich gut kenne.
Waren Sie in Ihrer Zeit als Spieler des 1. FC Kaiserslautern öfters im Saarland?
LABBADIA Als ich beim FCK gespielt habe, bin ich häufig über Saarbrücken nach Frankreich gefahren. Auch die Region kenne ich also sehr gut.
Beim 1. FC Saarbrücken konnten Sie als Spieler mit dem FC Bayern München auch nicht gewinnen. Das Saarland scheint ein heißes Pflaster für Sie zu sein, oder?
LABBADIA (lacht) Ja, damals haben wir nur Unentschieden gespielt, 1:1. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich gegen den leider viel zu früh verstorbenen Stephan Beckenbauer gespielt habe, der ein sehr gutes Spiel gemacht hat.
Der VfL Wolfsburg ist Ihr fünfter Bundesliga-Verein, den Sie trainieren. Otto Rehhagel, Felix Magath und Jörg Berger haben acht Vereine trainiert. Sie sind mit 52 Jahren noch recht jung. Holen Sie die drei noch ein?
LABBADIA Zumindest habe ich prominente Vorgänger. Wenn ich die überholen könnte, bin ich in keiner so schlechten Gesellschaft. Wie Sie bereits gesagt haben, fühle ich mich auch mit 52 Jahren noch jung.
Welche Ziele hat man als Trainer persönlich? Möchte man Titel? Bayern oder Madrid trainieren? Trainer der Nationalmannschaft werden? Oder ist man am Ziel, wenn die Mannschaft das umsetzt, was man fordert?
LABBADIA Ich hatte schon mehrere Möglichkeiten, Titel zu holen, und habe leider zweimal das Finale im DFB-Pokal verloren. Außerdem stand ich mit dem HSV auch schon im Halbfinale der Europa League. Das sind schon Dinge, die ich gerne erreichen möchte. Einen bestimmten Verein habe ich nie als Ziel im Kopf gehabt, da ich das immer nach meinem Gefühl entscheide, ob es im Moment das Richtige ist. Die Nationalmannschaft ist sicherlich nicht uninteressant, da eine Europa -oder Weltmeisterschaft spannend für einen Trainer ist. Es ist aber mit Sicherheit auch ein anderes Feld an Aufgaben im Vergleich zum Bundesliga-Trainer. Ich würde aber nie etwas anderes ausschließen. Wenn eine Mannschaft auf dem Platz umsetzt, was du im Trainerteam forderst, dann ist das eine der schönsten Sachen und ein Grund, warum ich Trainer geworden bin. Man hat immer seine Art, Fußball zu spielen, im Kopf, die man auf die Mannschaft projizieren möchte, und dann ist es umso schöner, wenn das Team diese Vorgaben umsetzt.
Wie sieht Ihr Ablaufplan bis zum Anstoß am Samstag aus?
LABBADIA Wie in der Bundesliga reisen wir einen Tag vorher an. Wir machen das Abschlusstraining noch in Wolfsburg und fahren dann los. Das Stadion werden wir der Mannschaft schon in der Videovorbereitung vorstellen, damit die Spieler genau wissen, was auf sie zukommt. Wir sind in allen Belangen top vorbereitet.
Die Fragen stellte Heiko Lehmann
|