Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 22.05.2019) von Heiko Lehmann
Der gemeine und emotionsgeladene Fußball-Fan ist bei seiner Wortwahl nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht, gegnerische Spieler zu beschimpfen. Situationen, die Lukas Kohler, der linke Verteidiger der SV Elversberg, nur zu gut kennt. Gerade gegen den 1. FC Saarbrücken wird Kohler vor Standardsituationen oder Einwürfen verbal extrem weit unter der Gürtellinie attackiert – das war bislang in jedem Saarderby so. „Ich kenne diese ganzen Sprüche schon zur Genüge. Mittlerweile motiviert mich das sogar. Die Situation, dass im eigenen Stadion unsere Fans in der Unterzahl sind, kitzelt noch mehr aus einem heraus“, sagt Kohler.
An diesem Samstag (16.15 Uhr) trifft die SV Elversberg im eigenen Stadion an der Kaiserlinde auf den 1. FC Saarbrücken – im Endspiel um den Saarlandpokal. Kohler war schon als kleiner Junge beim FCS im Stadion und feuerte den Verein in der 2. Bundesliga an. Als Jugendlicher wechselte das in Dudweiler aufgewachsene Talent von Viktoria St. Ingbert zum FCS, spielte dort bis in den Aktivenbereich, feierte Meisterschaften und Saarlandpokalsiege mit den Blau-Schwarzen.
„Mich interessiert immer noch, was der FCS macht. Das wird auch immer so sein. Allerdings ist mir ein weiterer Verein mittlerweile sehr ans Herz gewachsen, und das ist die SVE“, erklärt der 31-Jährige, der am Samstag sein 156. Pflichtspiel für die SVE bestreitet – mehr hat nur Marc Gross, der von 2009 bis 2016 insgesamt 168 Pflichtspiele absolvierte.
Sollte Kohler, dessen Vertrag bis 2020 läuft, in der nächsten Saison noch in 13 Pflichtspielen für die SVE auf dem Platz stehen, wäre er der alleinige Rekordspieler im Verein. Und im Saarlandpokal hat Kohler wohl schon einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt. Fünf Mal hat der 31-Jährige den Pokal schon gewonnen. Am Samstag könnte der sechste Titel folgen. „Eigentlich ist mir dieser Rekord egal. Wichtig ist, dass wir in der nächsten Saison im DFB-Pokal spielen“, sagt Kohler. Die Auslosung findet am 15. Juni statt, wurde gestern bekannt. Und Kohler hält andere Titel für wichtiger: „Der Saarlandpokal ist keine Meisterschaft und auch kein DFB-Pokal. Wenn du ein zu guter Fußballer bist, gewinnst du den Saarlandpokal auch nicht oft. Vielleicht hätte Jonas Hector den Pokal schon viel öfter gewonnen als ich. Er ist aber zu gut und spielt deshalb Bundesliga“, erklärt er.
Im Herbst seiner Karriere macht sich der Abwehrspieler nur ab und an Gedanken um die Zukunft. Bei dem bodenständigen Saarländer folgte nach dem Abitur ein Studium in Sportbusiness-Management, dementsprechend gerüstet ist er für die Zeit nach der Profikarriere. Viele seiner Teamkollegen und Gegner am Samstag wohnen im grenznahen Frankreich, um Steuern zu sparen. Durch eine Gesetzesänderung, die erst in diesem Jahr bekannt wurde, aber bereits seit dem Jahr 2016 gilt, müssen viele Profis nun diese Steuern schweren Herzens und Geldbeutels nachzahlen. Kohler ist eine der wenigen Ausnahmen, da er dem Saarland als Wohnort immer treu blieb. Heute lebt er in Friedrichsthal. „Ich habe immer in Deutschland brav meine Steuern gezahlt“, sagt er und lacht: Nach Frankreich ziehen war nie ein Thema für mich.“
Am Freitag, einen Tag vor dem Pokalfinale, feiert Lukas Kohler seinen 32. Geburtstag. „Da passiert nicht viel. Die Familie wird ein bisschen zusammen sein. Gefeiert wird erst nach dem Endspiel, und ich hoffe, dann auch mit dem richtigen Geschenk.“ Seinem sechsten Pokalsieg.
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