Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 11.07.2019) von Heiko Lehmann
Mit drei Toren beim 6:2-Sieg gegen den Saarlandligisten FV Eppelborn hat Kai Merk gleich im ersten Testspiel der Sommer-Vorbereitung die erste Duftmarke gesetzt. Topstürmer Kevin Koffi (SV Waldhof Mannheim) und Stürmer Nummer zwei Julius Perstaller haben den Regionalligisten SV Elversberg nach der vergangenen Saison verlassen – und somit werden die Karten in der SVE-Offensive neu gemischt. „Ich habe meinen Vertrag bei der SVE um ein Jahr verlängert, da ich eine Chance sehe, in die Mannschaft zu kommen. Das Trainerteam und der Verein wollten mich behalten. Und ich habe mich trotz anderer Angebote dazu entschieden, zu bleiben“, sagt der 20-Jährige.
Merk spielt zwar schon seit zwei Jahren in Elversberg, hatte in diesem Jahr aber von allen 24 Spielern des SVE-Kaders die außergewöhnlichste Sommerpause. Während 23 Spieler im Urlaub waren, „arbeitete“ Merk durch und war bei einem Lehrgang der kirgisischen Nationalmannschaft. Sein Vater Vitali (50 Jahre) ist nämlich in Kirgisistan geboren und kam vor 30 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. „Wir haben vor drei Jahren schon einmal probiert, ob ich bei der kirgisischen Nationalmannschaft vorspielen darf. Doch damals war das ohne Erfolg“, erzählt der Angreifer.
Der Zufall wollte es, dass beim Saarlandpokalfinale 2018 in Elversberg Vitali Merk und der Berater des ehemaligen SVE-Kapitäns Leandro Grech zusammen auf der Tribüne saßen und genau über das Thema ins Gespräch kamen. Grechs Berater hatte den entscheidenden Kontakt nach Kirgisistan. Und so kam es schließlich dazu, dass Merk Anfang Juni eingeladen wurde. „Das war drei Tage nach dem Saisonende. Acht Stunden Flug in ein Land, in dem ich meine Wurzeln habe. Es war spannend“, berichtet der 20-Jährige von seinem besonderen Sommerausflug. „Kirgisistan ist von der Infrastruktur einige Jahre hinter Deutschland zurück, und das Leben dort ist sehr einfach. Aber die Menschen sind unglaublich gastfreundlich und nett.“ Verständigungsprobleme in dem Grenzland zu China hatte Merk nicht. Er spricht russisch, was neben kirgisisch die zweite Amtssprache ist. „In der Nationalmannschaft wurde ich super aufgenommen. Die Trainingsbedingungen waren absolut professionell“, berichtet der Torjäger, der einen bleibenden Eindruck im Training hinterließ.
Kirgisistan ist aktuell dabei, eine neue und junge Nationalmannschaft aufzubauen, die im September in die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2022 in Katar einsteigt – und Kai Merk soll dabei sein. Allerdings noch nicht von Beginn an. „Ich habe noch nicht die kirgisische Staatsbürgerschaft. Das dauert ungefähr ein halbes Jahr. Wir haben alle Formalitäten erledigt“, berichtet der Pfälzer, der zu Beginn des kommenden Jahres sein erstes Länderspiel bestreiten könnte.
„Es ist alles sehr aufregend, und ich bin stolz darauf, dass ich diese Chance bekomme. In Deutschland hätte ich wohl nie die Möglichkeit gehabt, in der Nationalmannschaft zu spielen. Ich hoffe, dass mich dieser Schritt fußballerisch weiterbringen wird“, sagt Merk, der im nächsten Testspiel mit der SVE an diesem Samstag um 16 Uhr in Wadern auf den luxemburgischen Zweitligisten FC Swift Hesperingen trifft.
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