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Autor: | wolfgang.christmann [ 16. Aug 2019, 10:11 ] |
Betreff des Beitrags: | Klarer Blick nötig |
Quelle: www.magazin-forum.de von Philipp Häfner Seit gut einem Jahr führt Jens Kiefer das Nachwuchsleistungszentrum der SVE. Der 44-Jährige, der für alle drei saarländischen Profivereine gearbeitet hat, geht gelassen mit seiner Verantwortung um. Es ist ein heißer Juli-Abend. Doch Shorts trägt Jens Kiefer auch schon mal im Herbst. Vielleicht liegt es daran, dass der 44-Jährige am Spielfeldrand unter Strom steht. Sein Team, die U19 der SV Elversberg, absolviert an diesem Abend ein Vorbereitungsspiel beim Saarlandligisten SV Eppelborn. In der ersten Halbzeit lehnt er gelassen an der Trainerbank. In Halbzeit zwei fährt er hoch. „Vorschieben, Junge", ruft er und: „Geh richtig drauf". „Das ist jetzt der jüngere Jahrgang, denen muss ich ein bisschen helfen", ruft Kiefer über die Schulter und lacht. Seit gut einem Jahr steht er an der Spitze des NLZ an der Kaiserlinde. Er ist wieder zurück an der Basis. Als 30-Jähriger beendete er seine aktive Karriere als Fußballer, stieg beim 1. FC Saarbrücken als Jugendtrainer ein. Er führte die U17 in die Bundesliga, hielt die Klasse, entdeckte und förderte den späteren Nationalspieler Patrick Herrmann. Dann wechselte er in den Aktivenbereich, führte den FC Homburg in die Regionalliga, stieg später mit der SV Elversberg in die Dritte Liga auf. Nach einem kurzen Intermezzo bei Eintracht Trier landete er später wieder in Homburg, trainierte dann die U17 des 1. FC Kaiserslautern, um schließlich die Jugend der SVE zu übernehmen. Eine Trainerlaufbahn zwischen Profis und Jugend – geplant war das eigentlich nicht. „Nachdem ich den Fußball-Lehrer gemacht habe, wollte ich eigentlich mal raus aus dem Saarland. Nicht immer nur ,der Jens‘ sein. Aber es war nicht das passende Angebot dabei. Dabei würde mich das reizen, auch ein Job im Ausland." Kiefer lebt mit seiner Frau und den zwei Kindern in Spiesen, ist dort auch noch ehrenamtlich Vorstand seines Heimatvereins. Die Wege sind kurz, doch von einer Dauerlösung mag er nicht sprechen. „Fußball ist letztlich ein Tagesgeschäft, als Trainer weißt Du eigentlich nie, was morgen ist." Egal ob beim FCS, später in Homburg oder auch bei der SVE – der 44-Jährige ist nie im Streit geschieden. Unvergessen, als er 2013 nach dem fünften Spieltag in der Dritten Liga als Cheftrainer das Handtuch warf. Die Doppelbelastung mit Trainerausbildung und Tagesgeschäft war zu groß. „Ich bin zum Präsidenten Dominik Holzer gegangen und habe ihm gesagt, dass es für den Verein das Beste ist." „Eigentlich sind wir Mädchen für alles" So blieb die Tür offen für eine Rückkehr. Dass viele Beobachter davon ausgingen, dass Kiefer nur geparkt werde, um das Traineramt zu übernehmen, falls Roland Seitz scheitern sollte, macht ihn dann doch ein wenig sauer. „Es war von Anfang an besprochen und klar kommuniziert, dass wir genau das nicht machen werden." So kam es dann auch. Auf Seitz folgten im Herbst 2018 Trainer Horst Steffen und Sportchef Ole Book. Die Zusammenarbeit bezeichnet Kiefer als „hervorragend und sehr professionell". Dass es unterschiedliche Interessen gibt, ist dabei kein Problem für ihn. „Ich kenne die Situation der Cheftrainer. Letztlich kommt es auf die Qualität an. Wer gut ist, der spielt auch." Dass die Ressourcen im Saarland begrenzt sind, weiß Kiefer. Er empfiehlt allen Beteiligten „einen klaren Blick" auf die Ausgangslage. „Weder der FCS noch die SVE haben es geschafft, eine Juniorenmannschaft dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren. Wir sind ein kleines Land, haben nun zwei Nachwuchsleistungszentren auf engem Raum. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir ein absoluter Underdog sind." Dabei lässt sich die Bilanz der SVE durchaus sehen. In den Leistungsklassen U17 und U19 steht sie seit Jahren vor dem FCS, mit der U17 spielte sie zweimal in der Bundesliga. Mit der U19 scheiterte Kiefers Mannschaft im Sommer in der Relegation an Kickers Offenbach. „Sie waren uns vor allem körperlich auch überlegen. Daraus gilt es, die Schlüsse zu ziehen. Wir müssen die Intensität der Ausbildung stärken, und die Jungs müssen mehr bereit sein, sich zu quälen. Die Schule darf das einzige sein, auf das Rücksicht genommen wird." Dass die Zertifizierung eines NLZ keine Garantie dafür ist, dass talentierte Spieler dauerhaft im Saarland bleiben, musste Kiefer kürzlich wieder feststellen. Lars Gindorf, 17, zog es zur neuen Saison zum SC Freiburg. „Wir haben ihm angeboten, bei den Profis zu trainieren und schon mit der U23 in der Oberliga zu spielen. Aber er wollte unbedingt nach Freiburg. Dort spielt die U19 dauerhaft Bundesliga und die U23 unter Profibedingungen in der Regionalliga", sagt Kiefer ohne Groll: „Was soll ich ihm verübeln? Er will Profi werden und möchte es versuchen. Das ist sein gutes Recht." Der 44-Jährige verweist auf die Erfahrungen, die der 1. FC Saarbrücken auch machen muss, nennt Cedric Euschen, der wie Kiefer aus Spiesen stammt, als Beispiel. „Er hätte auch beim FCS bleiben können, wollte aber nach Nürnberg in die U23. Nun hat er einen Zweitligavertrag in Wiesbaden bekommen. Ob er es schafft, steht auf einem anderen Papier. Aber hätte er den Vertrag bekommen, wenn er im Saarland geblieben wäre?" Für Kiefer steht der Mensch im Vordergrund. So geht er auch mit seinen Spielern um. „Eigentlich sind wir Mädchen für alles. Wir geben auch schon mal Nachhilfe in Geschichte und Erdkunde, sind Seelentröster und auch mal Fahrlehrer", beschreibt Kiefer lachend das Zusammenspiel mit seinen Co-Trainern Uwe Forster, 59, und Daniel Demmerle, 25. Letzteren hat er vom FCS an die Kaiserlinde gelockt. „Ich finde es auch wichtig, dass wir neben den Spielern auch Trainertalente weiterbilden. Daniel wird seinen Weg finden", sagt Kiefer. Am Wochenende startet er mit seiner U19 als Titelverteidiger in die Regionalliga-Saison. Verspürt er Druck? „Druck hat der Familienvater, der darum kämpfen muss, die Familie zu ernähren", sagt er und lacht: „Aber natürlich möchte ich wieder Meister werden und diesmal auch aufsteigen." |
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