Quelle: Saarbrücker - Zeitung (veröffentlicht am 26.08.2019) von Heiko Lehmann
7744 Fans feuerten am vergangenen Samstag auf dem Bieberer Berg ihre Offenbacher Kickers lauthaus an. „OFC, OFC“, donnerte es von allen Tribünen gleichzeitig durch das Stadion – Anfeuerungsrufe und Fangesänge ohne Unterlass. Doch dann wurde es in der 29. Minute plötzlich mucksmäuschenstill. Luca Dürholtz, der Kapitän des Fußball-Regionalligisten SV Elversberg, zog nach einem zu kurz abgewehrten Ball der Offenbacher aus 22 Metern ab und traf genau in den Winkel zum 1:0 für die SVE.
„Das ist einfach das geilste Gefühl, wenn du so viele Fans in nur einer Sekunde zum Schweigen bringst. Das geht runter wie Öl“, sagte Manuel Feil, einer der stärksten Elversberger beim 3:0-Sieg in Offenbach. Luca Dürholtz konnte die Ruhe im Stadion gar nicht richtig genießen. „Es sind ja alle direkt zu mir gekommen und auf mich gesprungen. Mehr habe ich da nicht mitbekommen.“ Es war das erste Mal seit 2004, dass die SVE beim OFC wieder gewinnen konnte.
Die Kickers legten los wie die Feuerwehr, die SVE-Abwehr hatte in der Anfangsviertelstunde richtig viel zu arbeiten. Danach ging es aber los. Oliver Oschkenat, der in der Innenverteidigung den Vorzug vor Mike Eglseder bekam, donnerte den Ball per Freistoß aus 25 Metern an den OFC-Pfosten (25.). Wieso schießt ein Innenverteidiger eigentlich die Freistöße? Außenverteidiger Lukas Kohler sagte nach dem Spiel im Vorbeigehen: „Weil er es kann.“ Oschkenat hatte eine ähnlich amüsante Erklärung. „In der vergangenen Saison hatte ich beim 1. FC Saarbrücken ja kaum gespielt, da hatte ich viel Zeit, die Dinger zu trainieren.“
Einer der es auch kann, ist Dürholtz. Der 26-Jährige zimmerte den Ball nur zwei Minuten später ebenfalls an den Pfosten. Es folgte das 0:1, die Stille im Stadion und der nächste Pfostentreffer der SVE durch Sinan Tekerci (35.). Die Offenbacher hatten in der Offensive nichts zu melden und zudem richtig viel Glück, dass die SVE das Spiel nicht schon vor der Pause entschieden hatte.
Nach dem Seitenwechsel gaben die Offenbacher Fans wieder Vollgas und peitschten ihr Team nach vorne. Aber nach 19 Sekunden hätte man im Stadion wieder eine Stecknadel fallen hören können. Innenverteidiger Torben Rehfeldt schlug den Ball nach vorne, und Israel Suero lief alleine auf das Offenbacher Tor zu und schob den Ball zum 2:0 über die Linie. Apropos Rehfeldt: Der 26-Jährige sorgte für die beste Chance der Offenbacher. Er klärte in der 61. Minute einen Offenbacher Konter, und der Ball flog im hohen Bogen Richtung eigenes Tor. Doch Frank Lehmann wehrte den Ball mit einer Glanzparade ab.
Ansonsten ließ die SVE-Abwehr überhaupt nichts zu und verdiente sich das erste Mal in dieser Saison Bestnoten. „Das hat sich heute schon sehr sicher angefühlt“, sagte Oschkenat. In der Offensive hätte die SVE die Offenbacher Fans noch viel öfter zum Schweigen bringen können. Aber sie beließ es beim dritten Mal. Manuel Feil spielte auf der rechten Seite zwei Offenbacher schwindelig, die anschließende Flanke lenkte Offenbachs Maik Vetter ins eigene Tor (90.). „Eine herrliche Stille“, sagte Feil nach dem Spiel und lachte. Sogar SVE-Präsident Dominik Holzer kam nach dem Spiel auf den Platz und gratulierte dem Trainerteam und den Spielern. Der Jubel über den ersten Sieg seit 15 Jahren in Offenbach und den Sprung auf den dritten Tabellenplatz war groß. Das war schon schön, aber wir haben nur ein Spiel gewonnen. Jetzt müssen wir nach Hoffenheim, und dann kommt Homburg. Das wird mindestens genauso schwer“, trat SVE-Trainer Horst Steffen auf die Euphorie-Bremse.
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