Quelle:
www.magazin-forum.devon Dominique Rossi und Philipp Häfner
Der 1. FC Saarbrücken ringt nach der Niederlage bei der SVE um Fassung. Der FC Homburg könnte die Liga noch einmal spannend machen.
Horst Steffen setzte das gelassene Lächeln des Siegers auf. „Nein", die Kritik seines Saarbrücker Kollegen Dirk Lottner an Schiedsrichter Joshua Herbert könne er nur bedingt nachvollziehen: „Ich finde er hat es nicht so schlecht gemacht. Es war eben auch ein intensives Spiel", sagte Steffen nach einem hitzigen und fußballerisch dürftigen Derby. Die SVE schoss fünf Mal gefährlich aufs Tor, traf dreimal, der FCS kam dagegen nicht einmal vernünftig zum Abschluss. Soweit die sportliche Geschichte.
Dass der Tag vor 6.200 Zuschauern an der Kaiserlinde aus den Fugen geriet, lag dann aber tatsächlich an Schiri Herbert. Schon im Vorfeld hatte es aus Schiedsrichter-Kreisen Bedenken ob der Ansetzung gegeben. Der 25-Jährige aus Hessen gilt in seinen Kreisen als schwieriger Fall, sei mit der Regionalliga überfordert, heißt es.
Und da kommt Gerd Schugard ins Spiel. Der ist Hessens Schiedsrichter-Chef und als solcher für die Ansetzung der Unparteiischen in der Regionalliga Südwest zuständig. Schugard, so erzählen Regionalliga-Schiedsrichter, sei bemüht, Schiedsrichter aus seinem Umfeld besonders zu fördern. Auffällig: Mit Timo Wlodarczak, Denis Meinhardt und nun Herbert werden drei Schiedsrichter seiner Region besonders häufig bei Spitzenspielen angesetzt. Wlodarczak pfiff den FCS im Vorjahr in Mannheim, verweigerte dort einen klaren Elfmeter und schickte vor wenigen Wochen Fanol Perdedaj mit Rot vom Platz. Sein Kollege Meinhardt tat es ihm vor zwei Wochen in Bahlingen gleich. Und nun Herbert. „Es fällt mir ein Stück weit schwer, da noch an Zufälle zu glauben. Es ist sicher ein Thema, das wir intern besprechen müssen. Wir müssen uns auch mal positionieren", sagte Mann, der am Samstag nach dem Schlusspfiff schweres Geschütz aufgefahren hatte: „So schlecht kannst Du nur pfeifen, wenn Du es wirklich willst."
Sein Trainer hatte den überforderten Unparteiischen anschließend hart attackiert und ihm zumindest indirekt vorgeworfen, den Spielverlauf beeinflusst zu haben. „Er hat von der ersten Minute an klargemacht, wie das Spiel heute ausgehen soll. Solche Dinge macht man nur, wenn man geil drauf ist, einer Mannschaft zu schaden", und FCS-Kapitän Manuel Zeitz giftete: „Wir waren schlecht, aber der war noch zwei Klassen schlechter. Der war einfach nur zum Kotzen." In der Tat war die Strafzumessung Herberts zumindest grenzwertig. In Halbzeit eins warf er wahllos mit Karten um sich, wobei er mit zweierlei Maß gemessen hatte. Joe Vunguidicas Feldverweis war nachvollziehbar, allerdings war sein Foul nicht schlimmer, als das brutale Einsteigen mit offener Sohle von Mike Eglseder in Halbzeit eins gegen Sebastian Jacob. „Ich muss mir auf die Zunge beißen, wenn ich die Wahrheit sage, bekomme ich Probleme", fluchte Torwart Daniel Batz. Schiri-Boss Schugard ließ am Wochenende eine Anfrage von FORUM zu dieser Thematik unbeantwortet.
SVE-Coach Steffen fordert KonzentrationZu Wahrheit gehört aber auch, dass der FCS ausgerechnet in Elversberg seine schwächste Saisonleistung ablieferte. „Da brauchen wir nicht drum herumzureden, der Sieg der SVE war verdient, sie haben jeweils frühe Tore gemacht, und wir sind nie ins Spiel gekommen", sagte Lottner. Offenbar steckte der Pokalkrimi gegen Köln doch mehr in den Knochen als gedacht. Der FCS-Trainer hatte auch mangels personeller Alternativen auf eine große Rochade verzichtet. Dass der FCS vor dem letzten Hinrundenspiel immer noch fünf Punkte Vorsprung auf die SVE hat, ist insofern bemerkenswert, als dass mit Steven Zellner und Fanol Perdedaj zwei absolute Schlüsselspieler seit Wochen kaum zur Verfügung stehen. Beide werden zum nächsten Derby gegen Homburg sehnlichst zurückerwartet, dafür werden Joe Vunguidica und Mario Müller nach ihren Roten Karten ausfallen, wobei der FCS im Falle Müller angekündigt hatte, für einen Freispruch zu kämpfen. Während beim FCS Wundenlecken angesagt war, konnte SVE-Coach Steffen zufrieden feststellen, „dass wir die Liga wieder ein bisschen spannend gemacht haben. Nun gilt es für uns, in Alzenau nachzulegen und den Druck zu erhöhen. Wenn wir dort nicht gewinnen, ist der Sieg im Derby nur die Hälfte wert." Mit Spannung erwartet wird das Aufeinandertreffen des FCS mit dem FC Homburg, das am Sonntag um 14 Uhr in Völklingen stattfindet.
Durch eine deutliche Leistungssteigerung im zweiten Spielabschnitt hat der FCH sein Heimspiel gegen den FSV Mainz II nach einem 0:1-Rückstand zur Pause noch mit 2:1 gewonnen. Damit liegt der FCH nur noch sieben Punkte hinter dem Spitzenreiter der Regionalliga Südwest. „Nach dem frühen Rückstand hat meine Mannschaft das gut gemacht, nach vorne weiterhin Druck ausgeübt und nach Balleroberungen direkt angegriffen. Wir hätten uns früher mit dem ersten Tor belohnen müssen, aber nach der Halbzeit haben wir dann schnell das Tor gemacht und danach nicht mehr viel zugelassen und am Ende verdient gewonnen"; sagte Luginger und richtete den Blick Richtung Saarbrücken. „Wir freuen uns natürlich auf ein spannendes Spiel und wollen dem FCS Paroli bieten. Wir haben zehn Spiele hintereinander nicht verloren und wollen diese Serie natürlich fortsetzen. Allerdings erwarte ich, dass der FCS ein anderes Gesicht zeigt, als gegen Elversberg. Sie werden sicherlich ausgeruht und hoch motiviert sein", sagte Luginger. FCS-Sportdirektor Marcus Mann glaubt jedenfalls nicht, dass sein Team nun in eine Krise kommen könnte. „Wir schauen auf uns und haben kein Interesse daran, die Liga nochmal spannend zu machen. Unser Anspruch muss es sein, das Spiel zu gewinnen."