Quelle: magazin-forum.de von Philipp Häfner
Die SV Elversberg gewinnt ihr erstes Spiel als Tabellenführer souverän mit 3:0. Der FK Pirmasens war aber schwerer zu bespielen, als es das Ergebnis aussagt.
Auf der Trainerbank der SV Elversberg gibt es ein neues Gesicht, und aufgrund der Corona-Infektion des Cheftrainers stand der neue Co-Trainer gleich im Rampenlicht. Raphael Duarte nahm gemeinsam mit dem etablierten Co-Trainer Rudi Thömmes und Sportdirektor Nils-Ole Book auf der Bank Platz. So gestaltete sich auch die Trainingswoche, die auch ohne Steffen abgehalten werden musste. „Horst Steffen steht zwar nicht auf dem Platz, aber wir telefonieren nach jeder Einheit, geben Rückmeldung und gehen den Trainingsplan für die nächste Einheit durch. Wir tauschen uns auch bei den Analysen des nächsten Gegners aus", erklärt Duarte gegenüber der „Saarbrücker Zeitung".
Vor dem Spiel war der neue Co schon zuversichtlich, auch wenn der Trainer nicht unmittelbar in der Nähe ist: „Auch da ist mit dem Trainer im Vorfeld alles abgesprochen und alles genau geplant. Außerdem wissen die Spieler, um was es geht, und sie wissen, dass sie ohne den Cheftrainer noch mehr Verantwortung übernehmen müssen. Das hat man in der Trainingswoche schon gesehen", sagt Duarte. Mit Druck im Fußballgeschäft kennt er sich sowieso aus. Mit 22 Jahren war er Cheftrainer in der zweiten luxemburgischen Liga, danach sogar Co-Trainer bei AS Nancy. „Es war ein gutes Angebot und der nächste Schritt für mich. Ich sollte in erster Linie Cheftrainer Daniel Stendel unterstützen, da der kein Französisch sprechen konnte", erzählt der 25-Jährige, der fließend deutsch, französisch, englisch, luxemburgisch und portugiesisch spricht. Doch Stendel wurde nach nur zehn Spieltagen entlassen – und Duartes Dolmetscher-Fähigkeiten waren nicht mehr gefragt, bilanzierte die „Saarbrücker Zeitung".
Dass Duarte überhaupt gebraucht wurde, lag an der Trennung von Athletik-Trainer Peter Schneider. Die SVE bediente sich nicht im eigenen Verein, sondern schrieb die Stelle öffentlich aus. „Wir wollten diesen Schritt einfach mal gehen und wegkommen von den üblichen Verpflichtungen über Kontakte. Es haben sich mehr als 50 Bewerber gemeldet, und wir haben ein Ausleseverfahren gestartet", erzählt SVE-Sportdirektor Ole Book. Von Duarte war er direkt begeistert. „Wir haben ihn abends angerufen und ihm gesagt, dass wir am anderen Morgen ein Videovorstellungsgespräch machen. Er war unglaublich vorbereitet und hatte eine Präsentation mit allem Drum und Dran am Start. Wichtig war auch, dass es zwischen ihm und Horst Steffen auf Anhieb funktionierte", sagt Book.
Pirmasenser Abstieg kaum zu vermeiden
Am vergangenen Wochenende funktionierte es dann sogar ohne Horst Steffen, gefeiert wurde er vom Fanblock der SVE aber trotzdem. „So etwas geht natürlich runter wie Öl, und ich bekomme Gänsehaut", sagte Steffen zur „Saarbrücker Zeitung". Steffen verfolgte das Spiel zu Hause über einen Livestream, war immer wieder per Telefon in Kontakt mit seiner Bank. Spaß hat ihm das aber nicht gemacht: „Im Ernst: Es ist extrem anstrengend. An der Außenlinie kannst du dich bewegen und auf den Platz rufen und so auch Emotionen abbauen. Zu Hause sitzt du nur vor dem Bildschirm. Aber ich glaube, das ein oder andere Mal haben die Nachbarn etwas mitbekommen."
Den ersten Anruf tätigte Steffen schon nach fünf Minuten. Denn FKP-Spieler Daniel Bohl ging in der fünften Minute so rabiat mit gestrecktem Bein in den Zweikampf gegen Carlo Sickinger, dass die Rote Karte absolut verdient war. Dann klingelte auch schon das Telefon: „Pirmasens spielte mit Fünfer-Abwehrkette, und wir waren so früh in Überzahl. Wir haben kurz darüber geredet, wie wir weiterspielen werden", erklärte Steffen.
Trotz der Überzahl hatte die SVE in der ersten Halbzeit mächtige Probleme, sich Torchancen herauszuspielen. Die drückende Überlegenheit endete immer am Pirmasenser Strafraum. Das änderte sich aber in der zweiten Halbzeit. Luca Schnellbacher spielte schnell auf Kevin Koffi, der passte weiter zu Israel Suero, und der Spanier schob den Ball mit dem Außenrist zum 1:0 ins Tor. Der Bann war gebrochen, Kevin Koffi stellte auf 2:0, Valdrin Mustafa auf 3:0. Pirmasens kam in den gesamten 90 Minuten zu nicht einer Torchance. Es tat der Leistung der Mannschaft also keinen Abbruch, dass der Chef nicht an der Seitenlinie stand. „Ich kenne meine Jungs und ihre Einstellung. Ich hätte mich schwer vertan, wenn die mit der Einstellung auf den Platz gegangen wären: Der Alte ist weg, wir brauchen nur Halbgas zu geben. Ich bin stolz auf alle, habe aber auf dem Bildschirm wieder ein paar Sachen gesehen, die mir nicht gefallen haben", sagte Steffen.
Der Sieg bedeutet, dass die SVE weiterhin an der Tabellenspitze bleiben wird. Die Mainzer, die lange die Tabellenführung innehatten, müssen ein wenig abreißen lassen, haben jedoch ein Spiel weniger als die SVE. Kickers Offenbach ist derzeit ärgster Verfolger. Neun Spieltage vor Schluss hat die SVE es also in der eigenen Hand, endlich den langersehnten Aufstieg perfekt zu machen. Den nächsten Schritt kann die SVE am kommenden Samstag gegen den Bahlinger SC machen. Für den FKP hingegen wird der Verbleib in der Regionalliga immer unwahrscheinlicher. Die Niederlage gegen die SVE war die sechste in Folge – mittlerweile gibt es wenig Hoffnung, dass die Pfälzer auch im kommenden Jahr in der vierten Liga spielen. Mit 24 Punkten und auf dem vorletzten Platz stehend könnte jetzt nur noch ein Wunder für den Klassenerhalt sorgen.
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