Seit mehr als einem halben Jahr arbeitet die SV Elversberg am Projekt “Profistadion”. Erste Erfolge wie die neue Vortribüne der zukünftigen Haupttribüne mit knapp 3.000 Sitzplätzen sind erkennbar. Sportlich läuft es in der 3.Liga punktemäßig zufriedenstellend und im Bereich Marketing verändert sich bei der SVE so einiges. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten: Für die SVE-Fans bedeutet die schnelle Rückkehr an die Kaiserlinde eine Übung in Sachen Geduld. Sowieso meist in der Unterzahl, dürfen sich die SVE-Anhänger ansehen, wie die Gästefans unter ihrem Dach im Trockenen stehen und die akustischen Vorteile einer Überdachung ausnutzen. Man selbst steht dabei in Nässe und Kälte, was aber eigentlich schon immer so war.
Der Unterschied zu früher ist jedoch ein gravierender: Konnten sich die Fans in Schwarz und Weiß vor dem Spiel, in der Halbzeit und auch nach dem Spiel in der Blechbude, dem offiziellen “Fan-Corner” aufwärmen, so darf man heute den sogenannten “very important persons” dabei zusehen, wie sie das ganze Spiel über in der warmen Blechbude sitzen. Der Grund: Die Verantwortlichen der SVE verkaufen (oder verschenken) mehr VIP-Karten als Plätze im eigentlichen VIP-Raum zur Verfügung stehen. Daraus ergibt sich die Nutzung der letzten verbliebenen Räumlichkeit im Waldstadion für die VIP’s und die Presse. Die Blechbude, jahrelang das Symbol für die Heimat der Fans, wurde zum “zweiten VIP-Raum” umfunktioniert. Eine Entscheidung, die bei vielen Fans und Freunden der SVE auf Unverständnis stößt. Zwar bringen die VIP-Gäste das nötige Kleingeld um den Spielbetrieb am Laufen zu halten, doch hätte man den Fans diesen Umstand der Neunutzung des “Fan-Corners” rechtzeitig vermitteln können, um eventuelle Konflikte vor Ort zu vermeiden. An dieser Stelle erspare ich mir jegliche Kommentare über die Arroganz, die die Blechbuden-Türsteher an den Tag legen.
Verzeichnet man die “Causa Blechbude” und die provisorische Überdachung des Gästeblocks als notwendiges Übel zur schnelleren Rückkehr an die Kaiserlinde, bleibt doch festzuhalten, dass in der Kommunikation zwischen Verein und Fans einiges im Argen liegt. Widersprüchliche Angaben verschiedener Vereinsoffizieller über den weiteren Stadionausbau tragen sicherlich auch nicht dazu bei, an Glaubwürdigkeit zu gewinnen.
Annäherungsversuche zwischen Verein und Fans sind auch in anderen Punkten eher selten. Mitbestimmung der Mitglieder scheint ebenfalls nicht gewünscht zu sein, im Jahr 2013 gab es keine Mitgliederversammlung bei der SVE. Für Aufregung auf dem letzten Fanstammtisch im Dezember sorgte die Ankündigung von Marketingleiter Dirk Ex, eine “Black’n’White-Night” in Kleinblittersdorf zu veranstalten. Natürlich eine reine VIP-Party, wenn man die Ticketpreise von 50 Euro bedenkt. Der Einwand der Fans, dass man doch ein Elversberger Verein sei und eine solche Veranstaltung auch in Elversberg, oder zumindest in der näheren Umgebung, stattfinden könnte, wies man ab. Ex begründete dies mit einer Marketingstragetie, die eine saarlandweite Präsenz der SVE vorsieht. Als Kompromiss bot der Marketingleiter eine Feier für Fans in der TVE-Halle an, Termin vakant. Ob es überhaupt zu einer solchen Veranstaltung kommt ist daher offen.
Eine weitere Kehrtwende machte Ex in Sachen Stadionname. Wurde ein Verkauf der Namensrechte am “neuen” Stadion bei einem Fantreffen im August letzten Jahres noch ausgeschlossen, eröffnete Ex den Fans, dass man mit zwei saarländischen Unternehmen in Verhandlungen über die Vermarktung der Namensrechte des Stadions steht. Für die Fans stellt dieses Vorhaben einen absoluten Tabubruch dar, für die Finanzierung des Stadions ist es aber ein notwendiger, fast unumgänglicher Schritt. Wer den Zuschlag für die Rechte erhält ist noch offen. Darüber hinaus wird die SVE die Regentschaft an der Kaiserlinde indirekt abgeben. Betreiber des Stadions soll eine Stadionbetriebsgesellschaft werden, die nach Angaben von Spiesen-Elversbergs Bürgermeister Reiner Pirrung 80 neue Arbeitsplätze schaffen soll.
Viel Arbeit wartet auf die Verantwortlichen der SVE auch außerhalb des Platzes. Viel Arbeit, die die Gefahr des Entstehens einer tiefen Kluft zwischen Verein und Fans birgt. Bei all den sportlichen Erfolgen sollte man nicht vergessen wo man herkommt und wer all die Jahre für den Verein da war.
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