Quelle: Saarbrücker - Zeitung (Veröffentlicht am 29.05.2013) von SZ-Mitarbeiter Heiko Lehmann
Elversberg. Die beiden wichtigsten Spiele in der 106-jährigen Vereinsgeschichte der Sportvereinigung Elversberg stehen an. An diesem Mittwoch um 18.30 Uhr empfängt die SV Elversberg im Waldstadion 1860 München II zum ersten von zwei Relegationsspielen um den Aufstieg in die 3. Fußball-Liga. Das Rückspiel beginnt am Sonntag um 14 Uhr in der Allianz-Arena in München. Es wird im Europacup-Modus gespielt: Bei Torgleichheit zählen die meisten Auswärtstore. Der Drittliga-Aufstieg wäre das i-Tüpfelchen auf eine großartige Saison der SV Elversberg.
Die Pläne für den Stadionumbau für die 3. Liga liegen fix und fertig in der Schreibtisch-Schublade des Präsidenten Dominik Holzer. Sollte Elversberg den Aufstieg schaffen, beginnt der Umbau sofort. Auch die Lizenz für die 3. Liga hat die SV Elversberg in der Tasche. Zwar müsste die SVE das erste Jahr im Saarbrücker Ludwigspark-Stadion spielen, doch dieses Problem ist schon gelöst worden. Auch was die Ausbildung des Trainers angeht, ist alles bereits am Rollen. Seit vergangenem Montag ist Jens Kiefer an der Sportschule Hennef bei der Fußball-Lehrer-Ausbildung.
Das alles Entscheidende ist allerdings, dass der Konjunktiv verschwindet – hätte, könnte, würde, sollte. An diesem Mittwochabend gilt es. „Das werden zwei Spiele, die mit keinem anderen Saisonspiel zu vergleichen sind. Wir fangen wieder bei Null an“, erklärt Trainer Kiefer. „Die Tagesform wird entscheidend sein und wohl auch in irgendeiner Form ein wenig das Glück. Aber eins erwarte ich: Ich verlange von den Jungs, dass sie spielen, als wenn es um ihr Leben geht. Bringen wir diese Einstellung mit, können wir uns nie etwas vorwerfen“, sagt Kiefer, der bis auf die langzeitverletzten Kevin Feiersinger und Sebastian Wolf (beide Kreuzbandriss) und den gesperrten Ersatztorhüter Daniel Kläs (Platzverweis beim 0:4 gegen Wormatia Worms am letzten Spieltag) alle Spieler an Bord hat. Für Kläs sitzt Torwart Tobias Rott aus dem Oberliga-Kader auf der Ersatzbank.
Kiefer kann seine Wunschformation auflaufen lassen. Dazu gehört Innenverteidiger und Kapitän Timo Wenzel. „Ich freue mich auf die beiden Spiele. Darauf sollten sich alle Spieler freuen. Wir älteren Spieler müssen für die nötige Ruhe und Konzentration auf dem Platz sorgen. Und wir wollen zu Hause zu Null spielen. Wenn wir das schaffen, steigen wir in die 3. Liga auf, da bin ich mir sicher“, sagt der 35-Jährige. SVE-Mannschaftsmanager Roland Benschneider hat die U 23 des Zweitligisten 1860 München beobachtet. Er sagt: „Es ist eine Mischung aus jungen, sehr gut ausgebildeten und schnellen Spielern sowie erfahrenen Spielern, die bei der Zweitliga-Mannschaft der 60er trainieren und in der Regionalliga spielen. Ich würde sagen, die Löwen sind noch einen Tick stärker als zum Beispiel der 1. FC Kaiserslautern II und Mainz 05 II.“
Ein schlechtes Omen für die SVE könnte sein, dass sie die vier Saisonspiele gegen den FCK II und Mainz II verloren hat. Und jetzt kommt eine stärkere Mannschaft. „1860 II ist als Regionalliga-Meister der Favorit. Dennoch wird es ein Spiel auf Augenhöhe“, sagt Benschneider. Hoffnung macht die Elversberger Bilanz gegen 1860 II: Zwischen 2000 und 2008 gab es in der damaligen Regionalliga Süd zehn Aufeinandertreffen. Davon konnte die SVE sieben gewinnen und musste nur eine Niederlage einstecken. Und an der Kaiserlinde wurden von fünf Spielen gegen 1860 München II vier gewonnen.Zwei Mal sitzen geblieben – nun will RB Leipzig das Klassenziel erreichen. „Das Endergebnis sollte stimmen. In dieser Klausur gibt es für den Rechenweg keine Punkte“, sagte Trainer Alexander Zorniger vor dem Hinspiel der Drittliga-Relegation gegen die Sportfreunde Lotte an diesem Mittwoch (17.30 Uhr/MDR). 2011 und 2012 scheiterte der millionenschwere Club eines milliardenschweren Getränkeherstellers aus Österreich am Sprung in die 3. Liga. Gegen den Meister der Regionalliga West soll es in den Aufstiegsspielen endlich klappen. Doch der in dieser Saison unbesiegte Nordost-Meister ist gewarnt. „Jeder, der glaubt, Lotte nur nach dem ungewöhnlichen Namen zu beurteilen, verkennt die Realität“, sagte Sportdirektor Ralf Rangnick. Der Ex-Trainer von Schalke 04 erklärte: „Von der Spielweise her ist das der schwerste und unbequemste Gegner, den wir ziehen konnten.“
Beide Mannschaften dominierten ihre Regionalliga-Staffeln, doch das ist auch fast schon die einzige Gemeinsamkeit. Das Duell um den Aufstieg ist auch ein Duell der Gegensätze. Auf der einen Seite das finanzstarke Projekt des Brauseherstellers Reb Bull, dessen Ziel die Bundesliga ist. Auf der anderen Seite der Verein aus der 14 000-Einwohner-Stadt im Tecklenburger Land, der mit Hilfe eines Sponsorenpools von 250 Unterstützern einen Etat von gerade einmal 1,4 Millionen Euro stemmt. Die Leipziger haben dagegen nach Aussagen Rangnicks die finanziellen Mittel eines „guten Zweitligisten“. Eine Summe nannte er nicht. Doch alleine das neue Trainings- und Nachwuchszentrum kostete rund 30 Millionen Euro.
„Jetzt gilt es, den entscheidenden Schritt zu machen“, sagte Rangnick, der nach seiner Einstellung bei RB Leipzig im Juli 2012 als erste Amtshandlung Trainer Peter Pacult entließ. Dem Österreicher wurde der verpasste Aufstieg genauso wie dessen Vorgänger Tomas Oral bereits nach einem Jahr zum Verhängnis. Fakt ist: Jedes Jahr im Amateurfußball ist für RB ein verschenktes Jahr.
Vor dem „Gigantenduell“ der Aufstiegsspiele, wie es Lottes Trainer Maik Walpurgis bezeichnete, hagelt es Kritik an der neuen Aufstiegs-Regelung. Erstmals müssen die fünf Regionalliga-Meister und der Südwest-Zweite in Hin- und Rückspiel die Aufsteiger ermitteln. In den anderen Begegnungen spielen Holstein Kiel gegen Hessen Kassel und die SV Elversberg gegen 1860 München II. „Diese Reform wurde sicher nicht unter sportlichen Gesichtspunkten eingeführt. Wir sind ungeschlagen, Lotte hat in einer starken Liga 86 Punkte geholt – aber nur einer darf aufsteigen“, sagte Zorniger: „Der Deutsche Fußball-Bund muss sich dringend Gedanken machen und das anders lösen.“ Lottes Abwehrspieler Michael Hohnstedt ergänzte lapidar: „Eine Scheiß-Regelung.“
|