„Glück auf zum Sieg“ stand in weißer Schrift auf dem roten Plakat, das das Rednerpult bei der Mitgliederversammlung der Offenbacher Kickers umhüllte.
Offenbach – Auf das Glück alleine will sich der neue Präsident Joachim Wagner aber nicht verlassen, sondern stattdessen mit der finanziellen Hilfe der Kickers-Freunde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, in die 3. Liga aufzusteigen. Aber wer und was genau sind die Kickers-Freunde? Wie sind sie organisiert? Was hat es mit dem „Elversberg-Pakt“ auf sich? Wir haben einige Fragen und Antworten zu diesem Themenbereich zusammengefasst.
Wie sind die Kickers-Freunde entstanden?
Die Idee, dem OFC nahestehende Geldgeber zusammenzuführen, gab’s schon länger. Die Geschichte der Kickers-Freunde geht auf ein Treffen im November 2018 zurück, als Wagner beim Spiel in Elversberg (1:0) mit den Verwaltungsräten Peter Roth (nun Vizepräsident), Sven Thielmann und Roland Straub zusammenkam. Aus der Whatsapp-Gruppe namens „Elversberg-Pakt“ entstanden letztlich die Kickers-Freunde.
Welche Ziele haben die Kickers-Freunde?Sie wollen der Profi GmbH des OFC die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, um einen Kader aufzubauen, mit dem man in den nächsten drei Jahren nach Möglichkeit in die 3. Liga aufsteigen kann.
Welche Summe fließt jährlich?Darüber reden die Präsidiumsmitglieder nicht öffentlich. Klar ist aber, dass der bisherige Spieleretat in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro nicht ausreicht, um oben mitzumischen, und daher deutlich erhöht wird.
Wer gehört dieser Gruppierung an?Laut Schatzmeister Daniel Simon ist es „eine kleine Anzahl“. Unter anderem Wagner, Roth, Thielmann, Vizepräsident Jörg Briel sowie ein dem OFC nahestehender Geschäftsmann, der in München arbeitet. Zudem ist man laut Roth in Gesprächen mit zwei, drei weiteren Interessenten.
Wie sind die Kickers-Freunde organisiert?Es wurde die Kickers-Freunde GmbH & Co. KG gegründet, auch um die Haftung in Grenzen zu halten. Geschäftsführerin ist die Offenbacher Anwältin Jana Tschirner, Die Kickers-Freunde fungieren als Kommanditisten, sie sind an Gewinn und Verlust beteiligt.
Warum wurde dieses Konstrukt gewählt?Die Profi GmbH des OFC soll nicht weitere Verbindlichkeiten anhäufen, was bei einem Darlehen, das zurückgezahlt werden muss, der Fall gewesen wäre, so Simon. Stattdessen entsteht per Vertrag mit der Profi GmbH ein „atypisches, stilles Gesellschaftsverhältnis“. Die Beteiligung der Kickers-Freunde an Gewinn (Simon: „Ist vorerst nicht zu erwarten“) und Verlust (kann geltend gemacht werden) hat auch steuerliche Gründe.
Sind die Verträge bereits geschlossen?Die Kickers-Freunde GmbH & Co. KG wurde zwischenzeitlich gegründet. Verträge müssen jedoch noch ausgearbeitet werden. Einige Formalien sind noch zu klären. Zudem müssen vertragliche Abreden zwischen den Kickers-Freunden noch harmonisiert werden. Simon: „Da steckt der Teufel oft im Detail.“ Probleme mit dem Finanzamt erwartet er nicht: „Das ist kein exotisches, sondern ein anerkanntes Konstrukt.“
Sitzen Kickers-Freunde im Aufsichtsrat der Profi-GmbH?
Nicht automatisch – wie Käufer von Gesellschaftsanteilen. „Wenn jemand aber in diesem Umfang Geld gibt, ist es das Minimum, dass er als Gast ein Frage- und Rederecht im Aufsichtsrat erhält“, stellt Simon klar.
Wie ist das Verhältnis zu Dr. Frank Ruhl?Mit dem Gesellschafter (24,5 Prozent der Anteile), Gläubiger und Ex-Präsidenten sei die Zusammenarbeit auch im Aufsichtsrat sehr konstruktiv, so Simon: „Herr Dr. Ruhl ist aufgrund seines Wissens- und Erfahrungsschatzes eine Bereicherung.“ Er betont aber auch, dass man die bis Ende 2020 bestehende Optionsmöglichkeit nutzen wolle, das Darlehen abzulösen (für 300.000 statt 600.000 Euro) sowie Ruhls 24,5-Prozent-Anteil an der Profi GmbH ebenfalls zum halben Preis (dann 325.000 Euro) zurückzukaufen. „Wie die konkrete Ausgestaltung aussehen wird, werden die Gespräche mit Dr. Ruhl zeigen.“
Ist man offen für weitere Investoren?„Wenn es so etwas wie die Kickers-Freunde gibt, die Kapital mit verhältnismäßig geringem Eigennutz bereitstellen, ist es klar, dass wir uns erst mal auf diese fokussieren“, so Simon. „Wir nehmen aber seit einiger Zeit ein wachsendes Interesse am OFC wahr und wollen uns Gesprächen mit Investoren nicht von vornherein verschließen. Es wird aber nichts plötzlich passieren.“ So wird es definitiv vor der nächsten Jahreshauptversammlung (zwischen Oktober 2019 und Februar 2020) keine weiteren Anteilsverkäufe geben.
Was passiert in drei Jahren?„Das Konstrukt ist auf Langfristigkeit ausgelegt“, betont Simon. Oder wie Roth bei seiner Rede auf der Mitgliederversammlung sagte: „Wir werden diese Saison angreifen. Und wenn wir es nicht schaffen, machen wir so lange weiter, bis der Verein dort ist, wo er hingehört.“ Simon stellt klar: „Man will und wird keine Trümmerlandschaft hinterlassen und keine weiteren Verbindlichkeiten anhäufen.“
VON CHRISTIAN DÜNCHER
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