Quelle: Saarbrücker - Zeitung (Veröffentlicht am 25.11.2013) von Christina John und Mark Weishaupt (SZ)
Auszeichnung für Dzsenifer Marozsan und Philipp Wollscheid – TG Saar ist die Mannschaft des Jahres vor der SV Elversberg
Es war der Abend der Fußballer. Die Wahl zu den Saarsportlern des Jahres steht traditionell – zumindest in den Einzel-Kategorien – im Zeichen der Athletinnen und Athleten der „klassischen“ olympischen Kernsportarten wie Leichtathletik, Turnen oder Schwimmen.
Dass es zwei Fußballer bei der Wahl des Vereins Saarländische Sportjournalisten (VSS) ganz oben auf das Podest schafften, gab es noch nie – bis gestern Abend, als der VSS im Rahmen seiner großen Gala in der Multifunktionshalle der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken die Gewinner des Jahres 2013 bekannt gab.
Philipp Wollscheid, der aus dem Waderner Ortsteil Morscholz stammende Bundesligaspieler von Bayer Leverkusen und seit gestern Nachfolger von Freiwasser-Schwimmer Andreas Waschburger als Saarsportler des Jahres, hat sich spätestens am 29. Mai dieses Jahres in den saarländischen Sportgeschichtsbüchern verewigt. Da wurde in der 90. Minute des Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Ecuador eingewechselt. Damit ist der 24-Jährige der erste saarländische Nationalspieler seit 20 Jahren, als Stefan Kuntz 1993 gegen die USA debütierte. „Die absolut richtige Wahl – und das sage ich nicht, weil ich ein Fußball-Bekloppter bin“, sagte Laudator Reiner Calmund. Wollscheid bedankte sich gerührt bei „Calli“, dem Ex-Manager von Bayer: „Er hat es möglich gemacht, dass ich zwischen zwei Spielen heute überhaupt hierher kommen konnte.“ Vorjahressieger Waschburger musste sich mit dem knappsten Ergebnis der Wahl-Historie mit Platz zwei begnügen.
Seit gut drei Jahren ist Wollscheids Pendant bei den Frauen, Dzsenifer Marozsan, schon Fußball-Nationalspielerin. Sie hat trotz mit 21 Jahren bereits 28 Einsätze für den DFB aufzuweisen. Die im ungarischen Budapest geborene Marozsan wuchs in Saarbrücken auf, lernte bei der DJK Burbach und später beim 1. FC Saarbrücken das Einmaleins des Fußballs und startete spätestens in der Bundesliga beim 1. FFC Frankfurt richtig durch. Mit ihrem Siegtor im Halbfinale der EM zum 1:0 gegen Schweden ebnete Marozsan Deutschland den Weg ins Finale gegen Norwegen, das die DFB-Auswahl dann auch mit 1:0 gegen Norwegen gewann. Marozsan konnte die Auszeichnung nicht persönlich entgegen nehmen – sie saß mit der Nationalmannschaft in der Wiener Staatsoper. Laudatorin Margret Kratz, die Marozsan lange unter ihren Fittichen hatte, sagte: „Egal, wo sie ihre Ausbildung genossen hätte – sie wäre zu dem geworden, was sie heute ist.“
Mit ihrer Abwesenheit setzte Marozsan eine Tradition fort – denn nicht immer können alle Preisträger anwesend sein, weil sie noch im sportlichen Einsatz sind. 2012 waren es die Tischtennisspieler des 1. FC Saarbrücken. Diesmal war das Team des Jahres aber da – die Turner der TG Saar. Die Mannschaft um Altmeister Eugen Spiridonov war 2012, einen Tag vor der damaligen Saarsportler-Wahl, erstmals seit 30 Jahren deutscher Meister geworden. Dieser Erfolg floss deswegen in die 2013er-Wahl ein. „Das ist das i-Tüpfelchen auf diese Traumsaison“, freute sich TG-Vorsitzender Thorsten Michels.
Nachwuchssportler des Jahres ist Moritz Reichert. Der aus Lebach stammende Volleyballer des TV Bliesen wurde vom Landesausschuss für Leistungssport (LA-L) ausgezeichnet, weil er mit seinem Partner Clemens Wickler sensationell U19-Weltmeister im Beachvolleyball wurde. „Nebenbei“ feierte der 18-Jährige auch sein Debüt in der Nationalmannschaft – bei den Erwachsenen wohlgemerkt. Den Ehrenpreis des VSS für sein Lebenswerk erhielt die saarländische Tischtennis-Legende Karl-Heinz Russy.
Auf Einen Blick Die Ergebnisse der Saarsportler-Wahl des Jahres 2013:
Frauen: 1. Dzsenifer Marozsan (Fußball) 28,85 Prozent; 2. Claudia Nicoleitzik (Leichtathletik) 27,48 Prozent; 3. Anja Noske (Rudern) 21,53 Prozent; 4. Anne Haug (Triathlon) 16,18 Prozent; 5. Anne Beenken (Rudern) 5,95 Prozent.
Männer: 1. Philipp Wollscheid (Fußball) 24,85 Prozent; 2. Andreas Waschburger (Schwimmen) 24,40 Prozent; 3. Jürgen Doberstein (Boxen) 20,54 Prozent; 4. Christian Reif (Leichtathletik) 16,52 Prozent; 5. Michael Fuchs (Badminton) 13,69.
Mannschaften: 1. TG Saar (Turnen) 34,35 Prozent; 2. SV Elversberg (Fußball) 24,20 Prozent; 3. KF Oberthal (Kegeln) 17,25 Prozent; 4. KSV Köllerbach (Ringen) 14,70 Prozent; 5. autres choses (Jazz- und Modern Dance) 9,49 Prozent.
Nachwuchssportler: Moritz Reichert (Volleyball). Ehrenpreis: Karl-Heinz Russy (Tischtennis). mwe
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