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Quelle: http://www.dfb.de

Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern - und Trainern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Elversbergs Torhüter Kenneth Kronholm.

Es gab schwierige Phasen. Sehr schwierige. Es gab auch mal Tränen. Aber die Begeisterung, die hat Kenneth Kronholm nie verloren. Der Torhüter der SV Elversberg ist ein Drittligaprofi der ungewöhnlichen Art. Mit 14 kannte er die Fußballregeln noch nicht richtig, vier Jahre später spielte er A-Junioren-Bundesliga. Jetzt, mit 28, hat er seinen zwölften Verein. Erstmals seit der Jugendzeit dürfte es bei Kronholm zu einer Vertragsverlängerung kommen. Der Wanderer scheint ein bisschen zur Ruhe zu kommen.

Natürlich war es nicht der Plan, alle paar Monate den Arbeitgeber zu wechseln. Es hat sich einfach ergeben, aus Zwängen, aus fehlenden Alternativen, aus falschen Entscheidungen. "Zu jedem Klub gab es eine kleine Geschichte", sagt Kronholm.

Barnsley statt Düsseldorf: "Ich habe mich verleiten lassen"

Den SV Waldhof Mannheim verließ er, um beim VfL Wolfsburg die A-Jugend-Bundesliga zu erleben. Wolfsburg verließ er, weil er nach dem Sprung aus dem Nachwuchsbereich zwar mit den Profis trainieren, aber nicht einmal in der Regionalliga spielen durfte. Bei Carl Zeiss Jena lief Kronholms Vertrag probeweise nur ein halbes Jahr, er verletzte sich zu Beginn, konnte sich nicht mehr empfehlen. Auch bei Wormatia Worms fand der Deutsch-Amerikaner nicht sein sportliches Glück.

Erst bei Fortuna Düsseldorf lief es besser. Trotzdem war wieder nach einem Jahr Schluss. Kronholm hatte sich verzockt. Er hatte einen Vertrag beim FC Barnsley, dem ehemaligen Klub von „Traumhüter“ Lars Leese, unterschrieben. Kurz darauf verpflichtete der englische Klub den heutigen Mainzer Heinz Müller als Nummer eins, Kronholms Vertrag wurde kurzfristig wieder aufgelöst. „Ich hätte damals in Düsseldorf bleiben sollen, ich habe mich verleiten lassen“, meint er rückblickend. „Daran hatte ich lange zu knabbern.“

So ging die Odyssee weiter, über den FSV Frankfurt, Hansa Rostock, Eintracht Trier, Waldhof Mannheim und Jahn Regensburg. Regelmäßige Einsätze hatte Kronholm nur in Trier. Zwischendurch war er für zwei Monate zum Probetraining bei den Seattle Sounders, doch der Traum von der Major League Soccer ging nicht in Erfüllung.

Großvater war Handball-Nationaltorwart

Kronholm hat eine besondere Beziehung zu den USA. Er ist dort geboren, in Fort Belvoir/Virginia, als Sohn eines Amerikaners und einer Deutschen. Er besitzt beide Staatsbürgerschaften. Aufgewachsen ist er in der Nähe von Heidelberg - in einer Handballerfamilie. Sein Großvater Edwin Muth stand in den 60er Jahren sogar dreimal im Tor der deutschen Feldhandball-Nationalmannschaft.

Auch der Enkel spielte zunächst Handball. Den Wunsch, es mit dem Fußball zu versuchen, blockte die Tante als damalige Erziehungsberechtigte lange ab. Mit 14 war der Widerstand gebrochen. Kronholm fing bei der SG Oftersheim an, gleich im Tor. Das Umherhechten zwischen den Pfosten, das Gefühl, einen Ball aus dem Winkel zu fischen, hatte ihn schon auf dem Bolzplatz fasziniert.

Bei einem seiner ersten Hallenturniere mit Oftersheim fiel er sofort den Spähern des SV Waldhof Mannheim auf. „Da haben sie sich gesagt: Den Verrückten holen wir“, erzählt Kronholm lachend. Dabei wusste er damals nicht mal, ob er einen Ball vom Mitspieler mit der Hand aufnehmen darf oder nicht.

Elversberg: Mal länger als ein Jahr im Verein

Mittlerweile ist er längst regelfest, mittlerweile ist er in Elversberg. Dort, wo die Irrfahrt durch Fußball-Deutschland im Sommer 2012 vorerst endete und die Geschichte eine Wende zum Guten nahm. Die Sportvereinigung ist der erste Verein in Kronholms Profikarriere, bei dem er eine zweite Saison erlebt. Und wahrscheinlich ist es nicht die letzte Saison. Der Trend bei den Vertragsgesprächen ist „klar positiv“, wie er sagt. Wieso auch wieder wechseln? „Ich bin absolut zufrieden.“ Kronholm ist die unumstrittene Nummer eins und hat im vergangenen Jahr mit den Elversbergern etwas überraschend den Aufstieg in die 3. Liga gefeiert.

Dass die SVE vor dem Start in die zweite Saisonhälfte nur einen Punkt vor einem Abstiegsplatz liegt, macht den Torwart nicht unruhig. „Wir wussten von Anfang an, dass es nur um den Nichtabstieg geht“, betont er. Die Hinrunde glich einer Achterbahnfahrt. Sechs Spiele ohne Sieg zu Beginn, Trainerwechsel, dann 15 Punkte aus den nächsten sechs Partien, vor der Winterpause der Einbruch mit vier Niederlagen und 0:11 Toren. In 17 Spielen zuvor hatten Kronholm und sein Team lediglich 17 Gegentreffer kassiert.

"Ich will zeigen, was ich die Jahre zuvor verpasst habe"

„Der Unterschied zur 4. Liga ist riesig: Tempo, Qualität, die Erfahrung vieler Spieler“, urteilt der 28-Jährige. Seine Augen leuchten dabei. „Ich finde das klasse. Das ist Fußball pur und ich bin froh, dass ich dabei sein kann. Ich will zeigen, was ich die Jahre zuvor verpasst habe.“

Die Partie am Samstag (ab 14 Uhr) gegen den 1. FC Saarbrücken ist da die perfekte Bühne. Saar-Derby, Abstiegsduell, Brisanz, Emotionen, ein Spiel, das die Region elektrisiert. Erstmals in der 107-jährigen Vereinsgeschichte ist das Stadion in Elversberg bei einem Ligaspiel ausverkauft. Mittendrin der Wandervogel, der auf dem besten Wege ist, sich ein festes Nest zu bauen.